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Veranstaltungsberichte

25 Jahre deutsche Wiedervereinigung

Lehren für die koreanische Halbinsel

Bei der internationalen Fachkonferenz des Auslandsbüros Korea der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), des Research Council on Unification Policy des Korea Institute for National Unification (KINU-RCUP) und der Korean Society for Contemporary European Studies (KSCES) wurde am 12. Oktober der Wiedererlangung der deutschen Einheit vor 25 Jahren sowie der mittlerweile 70 Jahre andauernden Teilung Koreas gedacht.

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Deutsche Experten behandelten Fragen zu einer gesamtgesellschaftlichen Vorbereitung einer Vereinigung sowie wirtschaftlicher Herausforderungen der deutschen Wiedervereinigung. Aus koreanischer Perspektive wurde die aktuelle Wiedervereinigungspolitik Südkoreas und ein möglicher Wandel der politischen Sprache eines vereinten Koreas vorgestellt.

Dr. Jin-wook Choi, Präsident des KINU, nannte drei Aspekte der deutschen Wiedervereinigung, die er für die koreanische Halbinsel als lehrreich empfand: die Art der Vorbereitung, den Blick auf die außenpolitische Lage sowie die Nähe und Homogenität der West- und Ostdeutschen. In der Alltagskultur sah er die größte Herausforderung: die Ostdeutschen hätten sich für das westliche System entschieden, zwischen Nord- und Südkorea müsse allerdings erst Vertrauen aufgebaut werden. Die deutsche Wiedervereinigung sei ein wichtiges Referenzbeispiel, nicht nur in der Vermittlung von Kenntnissen, sondern vor allem als Spender von Hoffnung und Mut. Der ehemalige deutsche Bundespräsident Horst Köhler habe die Koreaner 2010 ermutigt, nicht aufzugeben und sich weiter auf eine zukünftige Wiedervereinigung vorzubereiten. Man hoffe auch weiterhin auf die deutsche Unterstützung, selbst nach einer Wiedervereinigung.

Dr. Norbert Eschborn, Leiter des KAS-Auslandsbüros Korea, bezeichnete die Trennung Koreas in seinem Grußwort als schmerzvoll und fragte nach den Gründen einer bisher nicht realisierten Wiedervereinigung. Zwischen Nord- und Südkorea würden Fremdheitsgefühle dominieren, weshalb es der Wiedervereinigungsdebatte an Leidenschaft fehle. Weitere Unterschiede seien die starke Isolation Nordkoreas, das sehr viel höhere wirtschaftliche Gefälle zwischen Nord- und Südkorea sowie die Rolle der Großmächte. Bezüglich dieses Themas werde es jedoch immer eine spezielle Verbindung zwischen Korea und Deutschland geben – man wolle die Koreaner aber nicht belehren, sondern lediglich ein Beispiel geben.

Erfahrungen einer Zeitzeugin

Die Keynote Speech der Konferenz hielt Christine Lieberknecht, ehemalige Ministerpräsidentin Thüringens, wobei sie von ihren eigenen Erfahrungen bei der deutschen Wiedervereinigung berichtete. Die deutsche Wiedervereinigung sei ein Glücksfall und historisch ohne Beispiel gewesen – dass ein diktatorisches Regime wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel und dass Menschen friedlich, mit Kerzen in den Händen, protestierten. Es sei ein hervorragendes Zusammenspiel von Ereignissen gewesen: der Mut der Bürger und der Bundesregierung sowie die Unterstützung der beiden Präsidenten Bush sen. und Gorbatschow. Aus einem Willen sollte ein Staat entstehen – mit gleichen Rechten, Freiheiten und Pflichten für alle.

Man habe ein klares Koordinatensystem, Pragmatismus, Erfahrung, Geradlinigkeit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen gebraucht. Deutschland habe keinerlei historische Beispiele oder etwa Lehrbücher gehabt, an denen es sich hätte orientieren können. Massenmigration, Infrastrukturbedarf, Sicherung von Arbeitsplätzen im Osten – Politik und Verwaltung hätten vor einer schier unvorstellbaren Mammutaufgabe gestanden. Dabei sei es zu keinem Zeitpunkt zur Eskalation oder Gewalt gekommen, wozu ein hohes Maß an Überzeugungskraft notwendig gewesen sei. Die Wiedervereinigung sei eine Herzenssache gewesen, ein Generationentraum. Man sei der festen Überzeugung gewesen, dass man Menschen nicht dauerhaft ihrer Freiheit berauben könne. Dazu zitierte Lieberknecht die Worte Hannah Arendts: „Der Sinn von Politik ist Freiheit“. Ebenso erwähnenswert empfand sie den Mythos des Sisyphos: so sei auch die harte Arbeit im Prozess der Wiedervereinigung gewesen – mühsam und manchmal hoffnungslos – und doch hätten die Menschen immer wieder angepackt, um es irgendwann zu schaffen. Dieser Optimismus präge Deutschland bis heute und sei für die aktuellen Herausforderungen des Landes, wie bspw. die Energiewende oder die Flüchtlingskrise auch notwendig.

Wie bereitet man sich auf eine Wiedervereinigung vor – ganz gleich ob man sie erhofft oder befürchtet?

Prof. Dr. Werner J. Patzelt von der Technischen Universität Dresden versuchte in seinem Vortrag zu beantworten, wie man aus Geschichte lernen kann. Dazu verwies er auf das Wechselwirken von Kontingenz und Pfadabhängigkeit. Konkrete Pläne würden aufgrund kontingenter Ereignisse in der Praxis nie vollständig aufgehen. Deshalb seien Pläne aber nicht sinnlos – sie würden Orientierung und Gespür für Prioritäten geben. Gerade bei kritischen Weggabelungen sei ein intuitives Gespür für Prioritäten wichtig. Helmut Kohl bspw. hätte sich bietende Möglichkeiten verspürt und richtig agiert. Professor Patzelt betonte zudem die Wichtigkeit der Kenntnis von Geschichte, nicht weil sich jene wiederholen würde, sondern weil in ihr Muster zu erkennen seien, die bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten könnten.

Wie also könne man sich auf eine Wiedervereinigung? Wer eine Wiedervereinigung wolle, der müsse zuerst einmal den Wunsch danach in der Bevölkerung aufrechterhalten. Außerdem müsse man möglichst viele Begegnungen zwischen den Staaten schaffen, wie es in Deutschland durch innerdeutschen Handel und Besuchsmöglichkeiten der Fall gewesen sei – trotz schmerzhafter Zugeständnisse wie bspw. die Anerkennung der Existenz der DDR. Bei klar schlechteren Verhältnissen in einem der beiden Staaten sei dort der Wunsch nach einer Wiedervereinigung verständlicherweise größer – in Ostdeutschland sei dieser Wunsch größte Triebkraft gewesen. Würde allerdings die Angst vor Nachteilen überwiegen, dann nehme der Wunsch in der Gesellschaft ab, so wie es aktuell in Südkorea zu beobachten sei.

Ein weiterer Unterschied liege in der Wahrnehmung und den Interessen der Staatenwelt gegenüber der Wiedervereinigung. Die Teilung Deutschlands sei von den meisten europäischen Staaten wegen der Spaltung des Kontinents abgelehnt worden. Die koreanische Teilung hingegen sei laut Patzelt, außer für die Koreaner, niemandem lästig. China wolle die USA nicht an der Grenze und auch Japan habe wenig Interesse an einer Wiedervereinigung. Am realistischsten erschien Prof. Patzelt der Zusammenbruch Nordkoreas aufgrund von Solidaritätsverlust in der Elite sowie Vertrauensverlust in der enttäuschten Bevölkerung. Voraussetzung einer erfolgreichen koreanischen Wiedervereinigung sei zunächst die Festigung der Beziehungen zu China, Japan und den USA. Außerdem bräuchte man von vorneherein die Bereitschaft, eine teure Wiedervereinigung zu tragen. Denn wenn sich eine kritische Weggabelung ereignete, werde man nicht viel Zeit haben, Entscheidungen zu treffen. In Deutschland sei das Eisen sprichwörtlich geschmiedet worden, solange es noch heiß war.

Professor Patzelt zog fünf Lehren aus dem deutschen Beispiel für Korea: den früheren Funktionären des Regimes den Weg in die Privatwirtschaft zu gewähren; eine Siegerpose zu vermeiden; die Schuld nicht auf einzelne Mitglieder einer Partei abzuwälzen; dafür zu sorgen, dass die sozialen Sicherungssysteme auch wirklich zu Verbesserungen führten sowie Anreize für Südkoreaner zu schaffen, in den Norden zu ziehen. Abschließend fasste Prof. Patzelt seine Empfehlungen für die koreanische Halbinsel folgendermaßen zusammen: Die Regierung müsse die Zeichen der Zeit lesen und dankbare Wege erkunden. Man brauche aktives Regierungshandeln, „Vertrauen- und Verstehen-wollen“ sowie Spitzenpolitiker, die bereit seien, das Geld des Landes und ihre eigenen Karrieren zu riskieren. Die Verantwortung und der Wille würden jetzt aber bei der Bevölkerung und den Wählern liegen. Sollten diese keinen Mut beweisen, könnten wichtige Chancen verpasst werden.

Herausforderungen der Einheit: staatlicher Haushalt, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und Schieflage der Industriestruktur

Die zweite Präsentation hielt Prof. Dr. Ulrich Blum von der Martin Luther Universität Halle-Wittenberg. Er nannte drei Aspekte einer Wiedervereinigung, die sich kritisch entwickeln würden: der staatliche Haushalt, das außenwirtschaftliche und das industrielle Gleichgewicht. Der frühere Staats- und Parteichef der DDR, Erich Honecker, habe das Wirtschaftssystem der DDR ruiniert. Dieses sei praktisch zahlungsunfähig gewesen und hätte Milliardenkredite benötigt, um wieder lebensfähig zu werden. Blum war nicht der Meinung, dass Südkorea die Kosten einer Wiedervereinigung alleine tragen könne, dafür seien die Proportionen im Vergleich zur deutschen Wiedervereinigung zu unausgewogen. Die Bevölkerung Nordkoreas mache zwei Fünftel der Gesamtbevölkerung Koreas aus, die Ostdeutschlands habe nur ein Fünftel ausgemacht.

Laut Professor Blum gebe es Dinge, die man bezüglich einer Wiedervereinigung planen könne und Dinge, die sich wiederum nicht planen ließen. Vorbereiten ließen sich eine Auswahl geeigneten Personals für eine Entsendung in den Norden sowie Pläne zur alternativen Verwendung des Personals aus dem Norden, v.a. der zahlreichen Soldaten. Zu den Dingen, die sich nicht vorbereiten ließen, zählten Fragen an die Rechtslage, die Eigentumsordnung, den Umgang mit politischen Verbrechen und die Berücksichtigung von völkerrechtlichen Verträgen des Nordens. Außerdem müsse man das außenpolitische Umfeld absichern. Im Falle Koreas würde das bedeuten, China an einer Pazifizierung zu interessieren. Blum warf die Frage auf, weshalb die USA Europa verteidigen würden? Dies liege an dem tiefen Bewusstsein der Amerikaner für Europa, in welchem sie ihre kulturellen Wurzeln sähen. So müsse eben auch ein Bewusstsein der Welt für Korea geschaffen werden. Es müsse gezeigt werden, dass die Kultur Koreas über ihre Grenzen hinaus wichtig sei und es diese zu erhalten gelte.

Dass Nordkorea in seiner jetzigen Form nicht überleben werde, das sei sicher, so Blum. Er könne sich eine schrittweise Wiedervereinigung nicht vorstellen, da sich wohl kaum ein Diktator freiwillig vor Gericht verantworten würde. Den staatlichen Haushalt betreffend müssten zur erfolgreichen Vereinigung eine Liberalisierung des Bildungssystems und des Arbeitsmarkts erfolgen, damit Nordkoreaner möglichst schnell Arbeit fänden. Abschlüsse müssten anerkannt oder Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt werden. Der südkoreanische Arbeitsmarkt sei derzeit zu kompetitiv, es herrsche ein „one shot system“, in dem man grundsätzlich, in der Ausbildung und im Beruf, nur eine Chance zum Erfolg erhielte. Man müsse aber der Mittelschicht eine Chance geben. Außerdem sei es wichtig, junge Leute in den Norden zu schicken, um die Wirtschaft zu entwickeln sowie jene Arbeitskräfte, die aus dem Norden in den Süden kommen, zu integrieren.

Durch die Wiedervereinigung sei Gesamtdeutschland, gemessen am Durchschnittseinkommen, zwar über zehn Prozent ärmer geworden, die D-Mark habe sich aber um dreißig Prozent aufgewertet. Die Aufwertung des koreanischen Won würde v.a. im Norden wohl noch weiter getrieben werden, da in dem Maße, in dem die Nachfrage auf ein begrenztes Angebot träfe, Inflationseffekte auftreten würden. Verknappungseffekte führten aber auch dazu, dass Lohnerhöhungen in den inflationstreibenden Bereichen durchgesetzt werden würden. Alles Geld, das nach Nordkorea geschafft werde, müsste laut Professor Blum durch Exporte neutralisiert werden. Man brauche eine kluge Vorbereitung der Zentralbank. Zusammenfassend ließe sich sagen, dass eine Vereinigung durch eine sorgsame Geldpolitik gut zu managen sein. Im deutschen Beispiel sei viel Geld sinnlos ausgegeben worden, da erhebliche Währungs- und Kaufkrafteffekte die Anstrengungen, die eigentlich unternommen werden sollten, wieder zunichte gemacht hätten.

25 Jahre deutsche Wiedervereinigung und die südkoreanische Wiedervereinigungspolitik_

Dr. Gi-woong Son von KINU vertrat den Standpunkt, dass man nie wisse wie stabil ein Regime wirklich sei. Schließlich sei auch Honecker zum 40. Gründungstag der DDR überzeugt gewesen, dass jene noch weitere hundert Jahre bestehen würde. Laut Art. 4 der südkoreanischen Verfassung sei die freie Demokratie Grundlage einer friedlichen Wiedervereinigung. Auch Nordkorea müsse seine Waffen niederlegen und sich für ein freidemokratisches System entscheiden. Man müsse in kleinen Schritten vorgehen und sich zunächst durch Handel annähern. Nach Art. 3 der Verfassung seien alle Koreaner der Halbinsel Staatsangehörige der Republik. In diesem Sinne müssten die Lebensverhältnisse angeglichen werden.

Viele würden in der koreanischen Wiedervereinigung einen wirtschaftlichen Vorteil sehen, manche Nachbarländer sähen darin allerdings ihren eigenen Nachteil. Deshalb sei es wichtig, die Nachbarländer als Verbündete zu gewinnen und davon zu überzeugen, dass eine Wiedervereinigung Entwicklung und Wohlstand für den gesamten nordostasiatischen Raum mit sich bringen werde. Deutschland habe sich stets bemüht, Verbündete zu gewinnen. Man sei trotz vieler Schwierigkeiten zu einem sehr anerkannten Land geworden, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch im militärischen Bereich. Zwar gebe es immer noch eine Mauer in den Köpfen mancher Menschen, doch viele Ostdeutsche hätten inzwischen Karriere gemacht. Auch Südkorea habe wirtschaftlich ein Wunder erlebt, mit einer Wiedervereinigung könne man aber noch so viel mehr erreichen, glaubte Dr. Son. Deshalb rief er die Koreaner auf, sich für diese zu entscheiden und sich nicht von den Herausforderungen abschrecken zu lassen.

„Trustpolitik“ der Park Geun-hye-Regierung im Kontext der deutschen Wiedervereinigung

Dr. Ki-young Sung von KINU stellte zu Beginn seiner Präsentation fest, etwa 1.300 Jahre koreanisches Königreich und Nationalstaat – diese Wurzeln müssten doch helfen, den Vereinigungsgedanken am Leben zu erhalten. Das Thema der innerkoreanischen Beziehungen sei auch für die vorangegangenen Regierungen stets aktuell gewesen, und doch habe es keine großen Fortschritte gegeben. Dass bisher nicht viel erreicht wurde, hätten die Wiedervereinigungsminister und Experten bestätigt. Vertrauen sei das wichtigste Element der aktuellen Trustpolitik Park Geun-hyes. Dieser Begriff sei neu und könne einen Wendepunkt in den innerkoreanischen Beziehungen bedeuten. Bei ihrem Vortrag in Dresden 2014 habe sie ihre Politikrichtung – nach dem Vorbild der Ostpolitik, Wandel durch Annäherung – deutlich gemacht.

Man müsse um die Unterstützung der Nachbarländer kämpfen. Die europäischen Länder hätten damals Angst gehabt, dass Deutschland durch die finanzielle Belastung weniger zur europäischen Integration betragen könne, letztendlich aber habe die Wiedervereinigung einen großen Teil dazu beigetragen. Rechtlich gesehen bräuchte Korea zwar keine Zustimmung von außen, trotzdem sei es auf die Unterstützung der Nachbarländer angewiesen. Deshalb brauche man eine kluge Diplomatie und die Trustpolitik ein Upgrade. In ihrem Ansatz sei sie gut, bisher aber nur eine P olitik auf dem Papier, da die innerkoreanischen Beziehungen noch immer eingefroren seien.

Die Übereinkunft beider Koreas vom 25. August 2015 zur Verminderung der innerkoreanischen Spannungen müsse nun als Startpunkt für konkrete Veränderungen, für einen „Actionplan“ mit realistischen Mitteln, gesehen werden. Außer Familientreffen müssten dazu nun auch die restlichen Vereinbarungen eingehalten werden. Die Schwierigkeit liege darin, dass sich die Prioritäten der beiden Staaten unterschieden: Nordkorea wolle große wirtschaftliche Projekte, Südkorea dagegen eher kleinere zivilgesellschaftliche Projekte.

Der Wandel der politischen Sprache im Kontext des vereinigten Koreas

Dr. Jong-yoon Doh vom Jeju Peace Institute fokussierte sich auf den gesellschaftlichen und kulturellen Aspekt einer koreanischen Wiedervereinigung. Die Zukunft sei intransparent, sicher sei jedoch, dass die Menschen im Norden und Süden ihr Leben verändern müssten. Dies betreffe nicht nur Wirtschaft und Politik, sondern auch das Alltagsleben. Die Veränderungen im alltäglichen Leben würden stärker ausfallen, je nachdem, ob sich eine Wiedervereinigung friedlich oder kriegerisch vollziehe. Dr. Doh erwähnte den Begriff der Lebenswelt, die laut Husserl das Erleben des gegebenen Umfelds bedeute. Habermas Konzept der Lebenswelt sei eine Sprachhandlung – alles was man fühle und erlebe – schließe aber auch das System und seine Institutionen mit ein. Je nach Jahrhundert und Kulturraum differiere diese, eines bleibe aber gleich: alle Menschen hätten Grundbedürfnisse. In Nord- und Südkorea würden sich demnach die Lebenswelten unterscheiden, die Grundbedürfnisse, wie bspw. Nahrung und Unterkunft, seien aber gleich.

Man müsse die Lebenswelten aus Nord und Süd verbinden, um eine neue nach der Wiedervereinigung zu schaffen. Laut Habermas geschehe dies durch Sprache und Kommunikation. Man brauche aber auch einen Staatsapparat, der diesen Prozess unterstütze. Bei der Gestaltung einer gesamtkoreanischen Lebenswelt sollen Traditionen fortgeführt werden. Dabei solle sich nicht nur der Norden dem Süden anpassen müssen, sondern es müsse durch gegenseitige Kommunikation eine Anpassung in beide Richtungen geben. Die Basis einer gemeinsamen Lebenswelt könne schon vor einer Wiedervereinigung aufgebaut werden, um diese später zu erleichtern. Dazu bedürfe es Kommunikation und offener Herzen.

Die Konferenz abschließend, brachte Dr. Norbert Eschborn seine Freude darüber zum Ausdruck, dass so viele junge Menschen an der Veranstaltung zur deutschen Wiedervereinigung und ihren Lehren für die koreanische Halbinsel teilgenommen hätten. Denn gerade das Interesse der jungen Generation dafür sei wichtig.

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