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Journalisten in Südosteuropa zeigen Kampfgeist und Mut zur Veränderung

von Darija Fabijanić
Das XIII. „South East Europe Media Forum“ (SEEMF) in Zagreb diskutierte Herausforderungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Printmedien aber auch Lösungsansätze für die Zukunft

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Politische und finanzielle Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, Multimedialität in Traditionsmedien, Herausforderungen des digitalen Zeitalters und die Zukunft der Printmedien waren die Themen des XIII. South East Europe Media Forums am 4. und 5. November in Zagreb. Zur traditionsreichsten Medienkonferenzen in der Region kamen rund 250 Journalisten, Medienexperten, Politiker und NGO-Vertreter also auch einige Intendanten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten aus Südosteuropa. Das KAS-Medienprogramm Südosteuropa veranstaltet das Medienforum jedes Jahr gemeinsam mit der Südosteuropäischen Medienorganisation (SEEMO) und der Zentraleuropäischen Initiative (CEI).

Das diesjährige SEEMF mit dem Thema „The Future of Public Broadcasting and Print Media in South East Europe: Financing, Independency, New Business Models" wurde von Oliver Vujović, SEEMO-Generalsekretär, Nina Kodelja, stellvertretende CEI-General-Sekretärin, und Hendrik Sittig, Leiter des KAS-Medienprogramms, eröffnet. „Eine Demokratie kann nicht ohne freie Medien funktionieren. Journalisten müssen die Möglichkeit haben unabhängig zu arbeiten – ohne politische oder wirtschaftliche Einflussnahme oder andere Repressalien. In diesem System spielen die öffentlich-rechtlichen Sender eine wichtige Rolle“, sagte Sittig. Einführende Worte richtete auch Christian Halvorsen, stellvertretender Botschafter der norwegischen Vertretung in Zagreb, an die Journalisten im Publikum: „Verliert nie eure Aufgabe aus den Augen und bewahrt eure Glaubwürdigkeit und Integrität.“

Von Seiten der kroatischen Regierung sprach die Kulturministerin Nina Obuljen Koržinek bei der Konferenz: „Eines der größten Herausforderungen ist die sinkende Professionalität der gesamten Medienlandschaft.“ Deshalb betonte sie, eine der Prioritäten der kroatischen EU-Ratspräsidentschaft in der ersten Jahreshälfte 2020 sei die Stärkung der Medien in der digitalen Welt und insbesondere des kroatischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks (HRT).

Traditionell folgte eine Diskussion zu Medien und Politik im Gastgeberland, welche von Oliver Vujović moderiert wurde. Auch hier war der öffentlich-rechtliche Rundfunk HRT ein zentraler Punkt der Diskussion. „Die aktuelle Regierung mag Journalisten nicht, wir stören sie nur. Wir müssen für unsere eigene Freiheit kämpfen“, so Ilko Ćimić von der Online-Plattform Index.hr. „Wir erwarten von der Regierung, dass sie uns nicht bestechen, uns nicht verhaften, uns nicht verklagen und uns nicht wirtschaftlich zerstören.“ Aus seiner Sicht sei der HRT „eine Schande für ganz Kroatien“. Dieser Aussage stimmten auch andere Panelisten zu, wie Zrinka Vrabec Mojzeš von der Wochenzeitung Nacional. Sie bewertete die Situation bei HRT als sehr schlecht und wies darauf hin, dass „wir mit großem Schritt in die 1990er Jahre zurückgegangen sind“. Vesna Karuza Podgorelec, Projektmanagerin für die strategische Entwicklung beim HRT, gab zu, dass es Druck gebe, allerdings brauche es auch einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Der Vorsitzende des kroatischen Journalistenverbandes Hrvoje Zovko sprach neben der Lage im HRT, wo er derzeit suspendiert ist, auch über die allgemeine Situation für Journalisten. Kroatien sei das einzige Land in der EU, in dem Journalisten für die Wahrheit angeklagt würden. Dies ermögliche das Gesetz gegen Rufschädigung und Verleumdung. Diese schwierige Situation der Medien und das angespannte Verhältnis mit der Politik halte aber die Journalisten nicht auf, weiter für Unabhängigkeit zu kämpfen. Dies wurde auch von Sandra Križanec vom Fernsehsender N1 bestätigt. Sie fügte hinzu, es brauche mehr Solidarität unter Journalisten.

Am zweiten Tag wurde die Diskussion zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk fortgesetzt. Die Grundlage dafür bildete die Vorstellung der neuen Publikation des KAS-Medienprogramms „A pillar of democracy on shaky ground – Public Service Media in South East Europe“, die erstmals einen umfassenden Überblick über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Südosteuropa gibt. Zu den einzelnen Länderkapiteln im Buch kommt eine aktuelle repräsentative Meinungsumfrage hinzu, welche von Darija Fabijanić vom KAS-Medienprogramm vorgestellt wurde. Für mehr als zwei Drittel der Mediennutzer in Südosteuropa sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk wichtiger Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft. Zugleich sehen aber fast 65 Prozent der Befragten die öffentlich-rechtlichen Medien politischem Einfluss ausgesetzt.

 

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