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Die letzten Tage der Ceausescus

Buchlesung mit Dr. Thomas Kunze: „Abenteuerlicher Lebensweg des Diktators“Anschließend Theater-Dokumentationsfilm über die letzten Tage des rumänischen Diktatoren-Ehepaars

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Für seine Lesung in Greifswald am 14. Februar fand Dr. Thomas Kunze Zeit, obwohl er sich nur für wenige Tage in der Bundesrepublik aufhielt – der Historiker und Publizist ist bevollmächtigter Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Zentralasien mit Sitz in Taschkent. Ins Koeppenhaus nach Greifswald kam er allerdings in anderer Funktion, denn er stellte seine Ceausescu-Biographie vor. Es sei „die beste deutschsprachige Biographie“ merkte er schelmisch an, denn sie sei seit ihrem Erscheinen vor 10 Jahren die einzige. Nach der Buchvorstellung wurde der Theaterdokumentarfilm „Die letzten Tage der Ceausescus“ gezeigt, bei dessen Erstellung Kunze als Fachberater tätig war.

Kunze, der von 1995 bis 2000 in Rumänien gearbeitet hat, rekapitulierte den Lebensweg des Diktators nicht nur anhand von Ausschnitten aus seinem Buch, sondern rahmte diese mit einem Vortrag über den Despoten ein. Einen Schwerpunkt setzte er dabei auf den Charakter Ceausescus. Er sei „nicht intelligent“ gewesen, aber „mit einer gewissen Bauernschläue“ ausgestattet gewesen, die es ihm ermöglicht habe, seine Gegner innerhalb der Partei auszuschalten. Zu den rumänischen Kommunisten sei er aber mehr durch Zufall gekommen.

Ambivalentes Verhältnis des Westens zum Dikator

An die Macht gekommen, glitt Ceausescus Regime nach einer Phase der Öffnung mit der Zeit immer mehr ins Totalitäre ab. Kunze illustrierte das anhand skurriler Anekdoten aus der Staatspropaganda über den „Conducator“. In immer neuen Elegien habe der sich nicht nur als „Genie der Karpaten“ und „Titan der Titanen“, sondern auch als „Honig der Welt“ rühmen lassen. Sein Hund habe mit der Ehre eines Staatsgasts behandelt werden müssen.

Demgegenüber stellte Kunze die anfängliche relative Nähe des Westens zum Ceausescu-Regime. Der Diktator habe von Anfang an eine solche Eigenständigkeit gegenüber der Sowjetunion gezeigt, dass der Westen in ihm einen möglichen Partner innerhalb des Ostblocks gesehen habe. Selbst der amerikanische Präsident Nixon kam in dieser Zeit nach Rumänien; mit dem zunehmenden Terror in Rumänien wurden diese Besuche später aber selten.

Gemeinsam mit der DDR der Perestroika verweigert

In den späten Jahren seiner Herrschaft, habe sich der Machthaber immer mehr auf die Aufrechterhaltung seines Terror-Regimes konzentrieren müssen, schilderte Kunze. Gemeinsam mit der DDR habe sich Rumänien am deutlichsten von Gorbatschows „Perestroika“ distanziert. Im Vorausgriff auf den im Anschluss an die Lesung gezeigten Films berichtete Kunze auch ausführlich über das abenteuerliche Ende des Ehepaars Ceausescu. Dabei problematisierte er, wie später auch der Film, die schnelle Verurteilung der Ceausescus durch ein Militärgericht.

In der anschließenden angeregten Diskussion mit den Besuchern berichtete Kunze unter anderem über seine Motivation, sich mit dem Despoten Ceausescu auseinanderzusetzen, die Schwierigkeiten bei der Quellenforschung und über Parallelen der Unruhen von 1989 mit den heutigen Unruhen in Nordafrika. Zum Abschluss illustrierte der preisgekrönte Theaterfilm „Die letzten Tage der Ceausescus“ die Erkenntnisse des Abends in eindrucksvoller und durchdringender Weise.

Gabriel Kords

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Dr. Thomas Kunze Gabriel Kords

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