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Veranstaltungsberichte

„Der Sonntagsbraten wird auf lange Sicht bezahlbar bleiben!“

von Julian Höhl

Landwirtschaftsforum in Hannover

Jüngst lud die Konrad-Adenauer-Stiftung zum Landwirtschaftsforum unter dem Motto „Wird der Sonntagsbraten Luxus?“ ein. Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Lebensmittelerzeugung diskutierten daher in Form einer Podiumsdiskussion in der Börse Hannover vor gut 120 Gästen über brisante Themen wie Tierhaltung, Verbraucherschutz und Preisdumping in der Landwirtschaft.

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Nach der Begrüßung durch den Leiter des Politischen Bildungsforum Niedersachsen, Jörg Jäger, begann die Veranstaltung mit einer Einführung in das Thema durch die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Maria Flachsbarth MdB. Zunächst lobte sie das landwirtschaftlich geprägte Niedersachsen: „Niedersachsen ist das Agrarland Nummer eins und ist dank dem hohen technologischen Fortschritt auf dem Markt richtig aufgestellt.“ Doch gleichzeitig stehe die Landwirtschaft zurzeit in einem ungewohnten Fokus. Auf der einen Seiten würden die Menschen ihr Fleisch billig haben wollen und auf der anderen Seite sei es ihnen ein großes Anliegen, dass sie wissen ob es aus guten ökologisch Umständen stammt. „In dieser Diskussion fällt immer wieder der Kampfbegriff Massentierhaltung!“, so Flachsbarth und daher stehe die Nutztierhaltung im Mittelpunkt dieser Debatte. Flachsbarth äußerte auch eine hohe Erwartung an den Kompetenzkreis des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft unter dem ehemaligen Landwirtschaftsminister Gert Lindemann.

Auch auf der Grünen Woche die jüngst in Berlin stattfand, seien die Diskussionsgegner aufeinander geprallt. Zum einen gäbe es Demonstranten, die unter der dem Motto „Wir haben’s satt!“ gegen eine Massentierhaltung und für mehr nachhaltigen ökologischen Umgang mit den Lebensmitteln demonstrierten. Auf der anderen Seite standen die Landwirte, die unter dem Motto „Wir machen Euch satt!“ anprangerten, dass sie bei den hohen Auflagen und Standards in Deutschland kaum mehr Gewinn erzielen könnten und dass viele kaum mehr eine andere Möglichkeit hätten als Massentierhaltung einzusetzen, um schließlich ihren Betrieb zu erhalten. Gerade viele kleinere landwirtschaftliche Höfe seien in ihrer Existenz gefährdet. Flachsbarth betonte, dass man in dieser Diskussion niemanden außen vorlassen sollte und alle beteiligten Seiten zu dem Thema hören solle. Mit Blick auf die Zukunft sagte sie aber „Im Dreiklang der Nachhaltigkeit dominiert immer öfter und stärker die Ökonomie.“

Anschließend bat Moderator Ralf Stephan, Chefredakteur der Zeitschrift „Land & Forst“, zur Podiumsdiskussion. Neben dem Moderator und Flachsbarth gesellten sich nun auch Prof. Dr. Ludwig Theuvsen von der Georg-August-Universität in Göttingen, der Präsident des Landvolkes Niedersachsen Werner Hilse, der Vorsitzende der ISN – Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. - Heinrich Dierkes sowie der Geschäftsführer von „Die Lebensmittelwirtschaft“ Stephan Becker-Sonnenschein aus Berlin auf das Podium.

Moderator Stephan griff zunächst Flachsbarths Impulsvortrag auf und hob hervor, dass die Diskussion um die steigenden Preise der Lebensmittel durch eine Erhöhung der ökologischen Standards eine Dimension erreicht habe, die die breite Gesellschaft betreffe. Und leitete dann mit Bezug auf die Überschrift des Landwirtschaftsforum ein, indem er das Podium fragte, ob es in naher Zukunft zu einem Luxus werden könne sich einen Sonntagsbraten zu leisten und ob dieses negativ sei. Auf diese Frage herrschte bei allen Referenten eine einstimmige Meinung: „Der Sonntagsbraten wird auf lange Sicht bezahlbar sein, weil wir nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland ein hervorragendes wirtschaftliches System aufgebaut haben, was starke Preisschwankungen, auch im Bereich der Lebensmittelkosten, einschränkt“, sagte Becker-Sonnenschein. Allerdings wendete Hilse ein, dass wenn es bei Lebensmittelprodukten Preisschwankungen gäbe, der Konsument keinen Einfluss auf diese Preise habe.

Theuvsen führte aus: „ Wenn wir in Deutschland zu teuer produzieren, dann wird im Ausland gekauft. Der Handel kauft so ein, wie es in die Produktpalette passt.“ Er warnte davor, dass wir in Deutschland Insellösungen beschließen. Wer das mache, riskiere die Abwanderung von Erzeugern in das europäische Ausland, die Folge sei eine Importsteigerung und das bei niedrigen Standards bei Qualität und Transparenz. Auch wurde klar gemacht: Mit Bio ist durch deutsche Landwirte, mit Ausnahme lokaler Direktvermarkter, kein Geld zu verdienen.

Woher die hohen Preise für Fleisch in letzter Zeit kommen würden, erläuterte der Agrarwissenschaftler Theuvsen: „Man muss immer beachten, dass zwischen der Erzeugung in der Landwirtschaft und dem Preis des Endproduktes, welchen wir im Supermarkt finden, eine ganz lange Kette von weiteren Produktionsdurchläufen befindet, was sich stark auf den Produktpreis auswirkt.“ Die Landwirte seien nicht ausschließlich für die jüngsten Preiserhöhungen verantwortlich, allerdings werden sie von der breiten Masse als Verantwortliche gesehen. Doch Becker-Sonnenschein forderte auf, dass die Landwirte in der Debatte nicht als schuldig angesehen werden dürften.

Auch bei der heute oft praktizierten Massentierhaltung waren sich die Referenten klar darüber, dass die Landwirte diese nicht freiwillig einsetzen würden, sondern nur weil sie durch diese Maßnahme überhaupt erst Gewinn erzielen und anders nicht auf dem Markt mithalten könnten. Trotzdem müsse man gegen diese Form der Tierhaltung vorgehen. „Wir wollen mit den Landwirten gemeinsam gegen die Massentierhaltung vorgehen und nicht gegen sie!“, stellte Maria Flachsbarth klar fest. Auch die von vielen geforderte Umwandlung von Ackerland in Grünland sei zwar ökologisch, aber nicht sinnvoll. „Es ist falsch Acker in Grünland umzuwandeln, denn wir müssen die Äcker dann in anderen Ländern wieder neu ausheben, auch wenn diese dort nicht dieselbe Nachhaltigkeit wir hier aufweisen.“, erklärte Heinrich Dierkes.

Am Ende der Diskussion waren sich alle Podiumsgäste einig. Man müsse mit den Landwirten zusammen eine langfristige und nachhaltige Lösung für das Problem finden, so dass die Produkte für den Verbraucher bezahlbar bleiben, die Landwirte einen gerechten Preis für ihre Ware erhalten und dass die Produkte aus ökologischer und naturverträglicher Haltung stammen. „Egal ob, Ökonomie, Ökologie oder Soziales auf alle diese Faktoren muss in dieser Debatte geachtet werden, um die Nachhaltigkeit der modernen Landwirtschaft zu festigen.“, beendete Moderator Stephan die Podiumsdiskussion.

In der anschließenden Diskussionsrunde hatte das Publikum die Möglichkeit den Podiumsgästen fragen zu stellen und ihr Meinung zu dem Thema zu äußern. Dr. Leif Koch von der Welttierschutzorganisation fragte das Podium, wie sie zum Thema der Anbindehaltung bei Tieren stehen würden. Flachsbarth gab dazu ein klares Statement ab: „Wenn wir Anbindung verbieten, dann verdrängen wir kleine Familienbetriebe für immer vom Markt.“ Nach der Diskussion lud die Konrad-Adenauer-Stiftung zu einem Umtrunk, bei dem sich die Gespräche, auch mit den anwesenden Landtagsabgeordneten Jens Nacke und Dr. Hans-Joachim Deneke-Jöhrens, rund um das Thema Landwirtschaft und Verbraucherschutz noch lange fortsetzten.

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