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Kurzzusammenfassung der Interviews

Sechs Interviews haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugendpolitiktags zum Thema Menschenrechte in Hannover geführt. Gesprächspartner waren Menschen, die sich entweder beruflich mit dem Thema auseinandersetzen oder selbst von Menschenrechtsverletzungen betroffen waren. Hier folgt eine Kurzzusammenfassung der Interviews.

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„Iran“

„Heute kann ich zum ersten Mal meine Meinung frei äußern“, sagt Iran. „Deshalb bin ich sehr aufgeregt.“ Die Studentin heißt in Wirklichkeit anders. Zu oft hat sie aber erlebt, dass Iranern die Einreise in ihr Heimatland schwer gemacht wurde, sie und ihre Angehörigen schikaniert wurden. Ständig müsse sie daher Acht geben auf dass, was sie sagt. Niemals kann sie sich sicher fühlen. Auf dem Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung trägt Iran grün – die Farbe des Widerstandes. „Bitte nennt mich Iran“, sagt sie. „Denn heute möchte ich als Stimme meines Landes zu euch sprechen. Die Menschenrechte sind in Iran in großer Gefahr: Öffentliche Hinrichtungen, Steinigungen und Folter sind nur einige Beispiele der Grausamkeiten, die in Iran alltäglich sind. Meinungs- und Versammlungsfreiheit, die Gleichstellung von Mann und Frau, Glaubens- und Gewissenfreiheit... Kein Menschenrecht ist ersichtlich, gegen das Iran nicht verstoßen würde. Eine Verbesserung dieser Situation sei trotz der Resolutionen der UN-Generalversammlung zur Lage der Menschenrechte in Iran nicht feststellbar.

Das Interview führten Fabian, Torben und Jenrik.

Olga Batura

Als Doktorandin der Rechtswissenschaften an der Universität Bremen kann Olga forschen, wie es ihr beliebt. Das wäre in ihrer Heimat Weißrussland nicht möglich. Sie hatte zwar das Glück, noch an der privaten Universität in Minsk studieren zu können. Die Europäisch Humanistische Universität (EHU) wurde nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion mit internationaler Unterstützung gegründet. Dozenten aus aller Welt unterrichteten die Studenten, das politische Geschehen wurde öffentlich diskutiert. Ein Dorn im Auge des Präsidenten Alexander Lukaschenko – dem „letzten Diktator Europas“. Kurzerhand kündigte er 2004 der Universität den Mietvertrag, seitdem ist die Universität in Minsk geschlossen. „Eine Universität ohne Raum ist keine Universität“, sagt Olga. So bildet sich die heute 29-Jährige seither im Exil – in Deutschland - weiter. „In meiner Heimat hätte ich keine Chance“, sagt sie. „Ich dürfte weder promovieren, noch würde ich einen Job finden. Seine Meinung frei zu äußern, ist in Weißrussland unmöglich.“

Das Interview führten Ina und Amrei.

Carlos Pelaez

Carlos kommt aus Bolivien. Mit einem Promotionsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung bekam er die Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen. In Berlin forscht er über die rechtlichen Dimensionen der Gasmarktregulierung. Erdgas spielt gerade in Bolivien eine wichtige Rolle. Viele fordern, den überwiegend privatisierten Gasmarkt einer strengeren staatlichen Kontrolle zu unterwerfen, damit sich auch die Armen Energie leisten können. Bolivien ist gespalten in eine sehr arme Bevölkerungsschicht und wenige Wohlhabende. Rassistische Töne kommen seit jeher zwischen der indigenen und der europäisch-stämmigen Bevölkerung zum Klingen. Früher wollte Carlos immer nach Bolivien zurückkehren. „Heute bin ich mir nicht mehr so sicher“, sagt er. „Ich kann mir vorstellen, nach Brasilien zu gehen. Dort habe ich gute Chancen.“

Das Interview führten Lea und Marthe.

Thomas Awe

Seit dreißig Jahren engagiert sich Thomas Awe für die Konrad-Adenauer-Stiftung in Asien. „Ich bin und bleibe aber ganz deutsch“, sagt er im Interview zu den Schülern. „Sobald mir aber jemand sagt, ich sei so chinesisch geworden, wäre es an der Zeit, das Land zu verlassen. Dann wäre mir mein kritischer Außenblick abhanden gekommen.“ Der Leiter des Auslandsbüros der KAS in China genoss es, mit Schülern und Studenten in Hannover zum Thema Menschenrechte ins Gespräch zu kommen. Aufgabe der KAS sei es auch, Menschen einen Raum zu bieten. „Auf diese Weise kommen Gespräche zustande, die sonst vielleicht niemals stattgefunden hätten.“ Gerade das Recht auf freie Meinungsäußerung sei in China besonders gefährdet. Deshalb liegt Thomas Awe der Dialog am Herzen. „Dabei macht aber immer der Ton die Musik.“

Das Interview führten Ina und Luisa.

Dr. Klaus Wittmann

„Es mag Sie überraschen, dies von mir zu hören, aber militärische Gewalt ist nicht das erste Mittel der Wahl, um Menschenrechte durchzusetzen“, sagt der Brigadegeneral a.D. Klaus Wittmann im Interview. „Sie kann immer nur das äußerste Mittel sein.“ Der studierte Historiker und Politologe war 42 Jahre lang im Dienst der Bundeswehr tätig. Er wirkte außerdem maßgeblich an der Friedensdenkschrift der EKD mit, welche 2007 erschien. „Auch wenn für den einzelnen Soldaten eine solche Veranstaltung nicht immer vergnügungssteuerpflichtig ist, habe ich viel gelernt und konnte die Friedensdenkschrift mit gestalten“, sagte er. „Menschenrechte sind universell. Sie sind aber auch ein sensibles Thema, welches in verschiedenen Ländern dieser Welt mitunter unterschiedlich interpretiert wird. Deshalb müssen militärische Einsätze wohl durchdacht sein.“

Das Interview führten Ina und Torben.

Dr. Rupert Neudeck

Der Gründer des Not-Ärzte-Komitees Cap Anamur „will sein Maul immer ganz weit aufreißen dürfen.“ Deshalb sei er nicht in die Politik gegangen, sondern habe immer direkt vor Ort helfen wollen. Dafür müsse man sich Verbündete suchen. Wer aber ohne Furcht versuche, Menschenrechte weltweit zu sichern, der werde auch immer Unterstützer finden. Zwischen 1979 und 1986 rettete Cap Anamur mehr als 11.000 Flüchtlinge aus Vietnam aus dem südchinesischen Meer. Heute unterstützt das Komitee beispielsweise den Bau von Krankenhäusern in Äthiopien, Nordirak und Tschetschenien. Seit 2003 ist Rupert Neudeck Vorsitzender des Friedenskorps Grünhelme e.V. Dieser fördert die Entwicklungsarbeit über religiöse Grenzen hinweg. Insbesondere Christen und Muslime werden für den Bau von Häusern, Schulen und Ambulanzen in von Krisen geschüttelten Regionen dieser Welt gesucht. Diejenigen, die sich engagieren wollen, sollen dem Friedenskorps Grünhelme e.V. zufolge eines klar wissen: „Die Schöpfung darf von uns nicht einfach zerstört werden.“

Das Interview führte Marthe.

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