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Veranstaltungsberichte

Medienauftrieb bei der KAS-Veranstaltung mit Christian Wulff

Generationendialog: Überzeugungen prägen die Gesellschaft

Eigentlich ist die Veranstaltung zum Gedenken an den Widerstand vom 20. Juli 1944, dem gescheiterten Hitler-Attentat, eine Traditions- und Routineveranstaltung. Immer mit dabei: Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff. Doch dieses Mal war alles ein wenig anders und der Medienauftrieb immens: NDR, FAZ, Der Spiegel, HAZ, Bild-Zeitung und einige Journalisten mehr interessierten sich für diese Abendveranstaltung im Maritim Grand Hotel.

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Außerdem waren fast 450 Gäste mit dabei, darunter auch Schülerinnen und Schüler aus ganz Niedersachsen sowie Offiziere und Soldaten aus der Panzerlehrbrigade 9 aus Munster, dem Lufttransportgeschwader 62 aus Wunstorf, der 1. Panzerdivision und des Landeskommandos Hannover.

Mitwirkende auf dem Podium im Sinne eines Generationendialoges waren: Professor Dr. Christian Schwarz-Schilling, seines Zeichens Ex-Bundesminister in der Ära Kohl und Dr. Henning Voscherau, ehemaliger Erster Bürgermeister aus Hamburg. Moderiert wurde die Veranstaltung von Professor Dr. Johannes Tuchel, dem Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.

Erste Reihe

Christian Wulff betonte in seiner Rede, dass sich die Widerstandskämpfer von damals als Vorbild für heutige Tugenden eignen würden, auch wenn Welten zwischen den Umständen lägen. „Die Männer des 20. Juli 1944 mussten nicht weniger als Todesmut in ihrem Kampf gegen das verbrecherische NS-Regime aufbieten“, sagte Wulff, und ergänzte, dass die heutige Gesellschaft „Bürgertugenden wie Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen und Toleranz, sowie Hilfsbereitschaft, Engagement, Solidarität und Zivilcourage“ brauche. Eine besondere Wichtigkeit bestünde darin, diese „Bürgertugenden in den Köpfen und Herzen der jungen Generation zu verankern“, so Wulff.

Außerdem ging der niedersächsische Ministerpräsident auf die Rolle der Demokratie in der Gesellschaft ein und zitierte dabei den marokkanischen Schriftsteller Tahar Ben Jelloun, der sagte: „Demokratie ist nicht einfach eine Pille, die einem morgens verabreicht wird, und abends ist man kuriert. Demokratie ist eine Kultur, die in der Gesellschaft von unten wachsen muss und von oben gefördert werden soll.“ Deshalb erklärte Wulff, dass das Denken und Handeln des deutschen Widerstands auch eine „Herausforderung an die Jugend in unserem Lande“ sei. Sein Appell an die junge Generation: „Kauert nicht in den bequemen Nischen des privaten Glücks oder in der virtuellen Welt des Second Life des Internets, sondern kommt und arbeitet mit am Aufbau einer besseren, freieren und gerechteren Welt.“

Ex-Minister Schwarz-Schilling, der sich besonders um den Friedensprozess im ehemaligen Jugoslawien verdient gemacht hat, wies darauf hin, dass der Widerstand 1944 in Deutschland eine moralische Grundlage hatte. Dies sei für die Nachkriegsjahre und die heutige Bundesrepublik von besonderer Bedeutung. Wiederholt machte Schwarz-Schilling deutlich, dass der Widerstand in einer Diktatur anders zu beurteilen sei, als in einem demokratischen Gemeinwesen heute oder gar in anderen, zum Teil kriegserfahrenen oder totalitären anderen Ländern der Welt. Wichtig sei es, die Würde des Menschen bei allen Beurteilungen und Maßstäben voranzustellen und eben nicht den Staat. In der heutigen Zeit, so die These von Schwarz-Schilling, würden die Medien mit dafür sorgen, dass die Gesellschaft in Balance gehalten wird. 15% der Bevölkerung müssten seiner Ansicht nach "entschlossen sein" für die Demokratie einzustehen und sich für die Würde des Menschen einzusetzen, sonst könne eine Gesellschaft auch von Radikalen wieder überrollt werden.

Dr. Voscherau machte deutlich, dass alle 20 bis 30 Jahre eine neue Bewertung der Geschichte erfolge, sozusagen von Generation zu Generation. Beispielsweise haben erst die Holocaust-Filme zu einem offeneren Umgang der Bevölkerung mit der Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs in Deutschland geführt. Am Beispiel der DDR machte er deutlich, welche Herausforderung die Beurteilung der DDR-Diktatur an die Deutschen in den nächsten Generationen stellen wird. Es sei immer wieder erforderlich, Geschichte lebendig zu machen.

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