Asset Publisher

Event Reports

„An der Grenze“: Migration aus Venezuela im Norden von Brasilien

by Ann-Kathrin Beck

Expertengespräch

Flucht und Migration sind derzeit auch in Lateinamerika eine große Herausforderung. Insbesondere die tiefe politische, wirtschaftliche und soziale Krise in Venezuela macht sich in den Ländern der Region bemerkbar. In den vergangenen Jahren haben mehr als 2,5 Millionen Venezolaner ihr Land verlassen. Seit 2015 sind etwa 175.000 davon nach Brasilien eingereist. Die Botschaft der Föderativen Republik Brasilien und die Konrad-Adenauer-Stiftung luden zum Expertengespräch mit Vertretern der interministeriellen Gruppe, die sich um die Erstaufnahme und Versorgung dieser Flüchtlinge kümmert.

Asset Publisher

Socorro Tabosa, stellvertretende Leiterin in der Abteilung Koordination und Überwachung von Regierungsaufgaben im Präsidialamt, erläutert die Situation der venezolanischen Migranten im Norden Brasiliens

Gesandter Bernard Klingl, Geschäftsträger a.i., Botschaft der Föderativen Republik Brasilien eröffnete die Veranstaltung mit einem Hinweis auf die Geschichte Brasiliens als Einwanderungsland, in dem ein Nationalitätsgefühl unabhängig von Bevölkerungsgruppen existiert. Sowohl die Stärke der Institutionen in Brasilien als auch dieses Selbstverständnis spielten eine wichtige Rolle im Umgang mit der aktuellen Flüchtlingskrise.

Anschließend erläuterte Tatiana Alvarenga, Generalsekretärin des Ministeriums für Soziale Entwicklung, die verwaltungstechnischen und rechtlichen Grundlagen für die aktuelle Nothilfe für Venezolaner. Seit 2017 wird auf föderaler Ebene an diesem Problem gearbeitet. Präsident Temer genehmigte im Februar 2018 die Vorläufige Maßnahme N°820 als nationale Notmaßnahmen. Die Ausführung wird von einer interministeriellen Gruppe unter der Mitwirkung von 12 Ministerien koordiniert und von Lokalregierungen, UN-Agenturen, sowie internationalen Organisationen und Zivilgesellschaft unterstützt.

Socorro Tabosa, stellvertretende Leiterin in der Abteilung Koordination und Überwachung von Regierungsaufgaben im Präsidialamt, stellte die integrierte Strategie der brasilianischen Regierung vor, die mit dem Ziel einer angemessenen und raschen Antwort im Einklang mit ihren internationalen Verpflichtungen und politischen Zielen erarbeitet wurde. Die Strategie basiert auf drei Ansätzen: Schaffung geordneter Verhältnisse an der Grenze, Aufnahme von besonders hilfsbedürftigen Migranten sowie unterstützte und freiwillige Verteilung von besonders hilfsbedürftigen Migranten auf alle Regionen des Landes.

General Eduardo Pazuello, Befehlshaber der Logistisch-Humanitären Einsatzgruppe in Roraima, stellt die humanitäre Operation Acohilda vor

Einen Einblick in die operative Funktionsweise an der Grenze gab General Eduardo Pazuello, Befehlshaber der Logistisch-Humanitären Einsatzgruppe in Roraima, der dort die Operation Acohilda umsetzt. Er betonte, dass es sich trotz Einsatz des Militärs weiterhin um eine humanitäre Intervention handle und präsentierte anschaulich, wie der Grenzübergang in Roraima strukturiert ist, die Flüchtlinge registriert, versorgt und gegebenenfalls umverteilt werden.

Unterbringung und Umverteilung von Migranten sind derzeit auch in Deutschland und Europa an der Tagesordnung. Dr. Christina Catherine Krause, Koordinatorin für Migrations- und Flüchtlingspolitik der Konrad-Adenauer-Stiftung, zog deshalb in ihrem Kommentar Parallelen zwischen den beiden Weltregionen. Sie verwies darauf, dass bei den aktuellen Konfliktherden, die die Ursachen für Migration sind, politische Lösungen unabdingbar sind. Hier betonte sie insbesondere den Globalen Pakt für sichere, geordnete und reguläre Migration der Vereinten Nationen (UN-Migrationspakt). Dieser sei gerade vor dem Hintergrund eines sich ändernden politischen Szenarios unbedingt notwendig, um einen würdigen und angemessenen Umgang mit Migranten auf aller Welt sicherzustellen. Sie appellierte an alle Anwesenden, dass man nicht wegschauen dürfe, da die Anzahl an Flüchtlingen weltweit (derzeit 65 Millionen) in absehbarer Zeit nicht zurückgehen werde.

In der anschließenden Diskussion, moderiert durch Dr. Hildegard Stausberg, Publizistin, WELT/WELTGRUPPE, kamen weitere Aspekte der Migrationsproblematik zur Sprache. Regionale Bemühungen finden derzeit hauptsächlich auf der Ebene der Nothilfe statt. Da kurzfristig eine Änderung der Lage nicht absehbar ist, bekräftigten die Vertreter der brasilianischen interministeriellen Gruppe ihren Anspruch, Unterbringung und Umverteilung von Migranten auch in kommender Zeit bestmöglich zu organisieren und hoffen hierbei auf die Unterstützung internationaler Partner.


Asset Publisher

Contact

Annette Schwarzbauer

Annette Schwarzbauer bild

Leiterin des Auslandsbüros Venezuela

annette.schwarzbauer@kas.de

comment-portlet

Asset Publisher

Media library

Rule of Law Rules Podcast
#11: Hannah Lim on Legal Technology in South East Asia
As Head of Rule of Law and Emerging Markets at LexisNexis in Singapore, Hannah identifies areas where LexisNexis can, leveraging on technology, support the rule of law.
read now
Rule of Law Rules Podcast
#6: Lee San Natalie Pang on the General Data Protection Regulation & its influence in Southeast Asia
For the last episode of our first series “Data Protection” we go to Asia and take a closer look at the Southeast with Dr Lee San Natalie Pang, our expert on Data Protection.
read now
Rule of Law Rules Podcast
#5: Ridwan Oloyede about the GDPR and its influence in African legal framework
Ridwan Oloyede is co-founder of a Nigerian start-up, that helps businesses to achieve operational excellence through the reliable and efficient application of technology.
read now
Rule of Law Rules Podcast
#4: Nadim Gemayel on the General Data Protection Regulation and its influence in Middle East
Nadim Gemayel is a politician and lawyer based in Lebanon and Qatar. He was a member of the Lebanese Parliament between 2009 and 2020.
read now
Rule of Law Rules Podcast
#3: Eduardo Magrani on Data Protection in Latin America
We speak with Eduardo Magrani about the General Data Protection Regulation and its influence in Brazilian and Latin American legal framework.
read now
Rule of Law Rules Podcast
#2: Ioana Stupariu on the GDPR's influence in South East Europe
Ioana Stupariu works with tech and healthcare start-ups and companies across Central and Eastern Europe. And she researches on Data protection & Privacy.
read now
Rule of Law Rules Podcast
#1: Frederick Richter on the the EU’s GDPR and data protection worldwide
We look at the EU’s GDPR: How is data protection handled in other parts of the world? How can we establish international standards? And what will happen next?
read now

Asset Publisher

Asset Publisher