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Veranstaltungsberichte

20 Jahre Mauerfall – Zeitenwende für Deutschland und Russland

Vortrag von Dr. Lothar de Maizière in Moskau

Am 30. Oktober hielt Dr. Lothar de Maizière, letzter Ministerpräsident der DDR, auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung im Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen (MGIMO) einen Vortrag anlässlich des 20. Jubiläums des Falls der Berliner Mauer. Thema: „20 Jahre Mauerfall – Zeitenwende für Deutschland und Russland“. Im Anschluss kommentierte Prof. Dr. Wladislaw Terechow, ehemaliger Botschafter der Sowjetunion in Bonn, den Vortrag und die damaligen Ereignisse aus russischer Sicht.

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Zunächst begrüßte der Prorektor für internationale Zusammenarbeit des MGIMO, Dr. Andrej Silantjew, die etwa 200 Gäste im voll besetzten Saal des Instituts. Er betonte die Wichtigkeit der Ereignisse vor 20 Jahren. Der Fall der Berliner Mauer habe einen Wechsel der Epochen in den modernen internationalen Beziehungen ausgelöst. Der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Moskau, Dr. Lars Peter Schmidt, sagte, das Jubiläum sei eine gute Möglichkeit, um auf die vergangenen 20 Jahre zurückzuschauen und diese zu bewerten.

Lothar de Maiziére erinnerte eingangs seines Vortrags an die Vorgeschichte des Mauerfalls, um danach detaillierter auf die Ereignisse nach dem 9. November 1989 einzugehen. Dabei ging er vor allem auf die Verhandlungen zwischen der BRD und der DDR über die Wiedervereinigung Deutschlands, an denen er als bedeutender Akteur teilgenommen hatte, ein. Die besondere Leistung des Vertrages sei vor allem auch in der endgültigen Regelung zu sehen, welche die Aufteilung durch die vier Sieger-Mächte (Sowjetunion, die USA, Großbritannien und Frankreich) aufgehoben und Deutschland seine volle Souveränität zurückgegeben habe, so de Maiziére. Seit der Wiedervereinigung sei es eine wichtige Aufgabe der deutschen Politiker und Bürger eine gemeinsame nationale Identität für das ehemals geteilte Deutschland zu finden. Dies werde jedoch vor allem durch die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg erschwert. Deswegen beendete er seinen Vortrag mit den Worten: „Die Engländer können sich als Engländer und die Franzosen als Franzosen bezeichnen. Wir dagegen nennen uns Europäer.“

Mit einer persönlichen Geschichte erinnerte de Maiziére an die Unterzeichnung des Vertrags über die Wiedervereinigung am 12. September 1990: „Die Unterschrift, die ich da geleistet habe, war die zweitwichtigste in meinem Leben. Die wichtigste hatte ich viele Jahre vorher im Standesamt in Berlin gestellt. Außerdem habe ich den Stift, mit dem ich den Vertrag unterschrieben hatte, unbemerkt mitgenommen. Das kann ich heute ruhig erzählen, weil die Frist in dieser Strafsache schon abgelaufen ist. Heute befindet sich der Stift als wertvolles Exponat in einem Museum in Berlin“.

Prof. Wladislaw Terechow unterstrich in seinem Kommentar, dass Mauern zwischen Staaten und Völkern stets dann entstehen, wenn die Regierungen dieser Staaten keine gemeinsame vernünftige Koexistenz finden und es ihnen misslingt, Probleme auf einem zivilisierten Weg zu lösen. Die Berliner Mauer sei dafür ein äußerst schreckliches Beispiele und das Ergebnis des „Kalten Krieges“. Die Ereignisse nach der Eröffnung der Grenze in Berlin seien jedoch weit über den Rahmen des Wiedervereinigungsprozesses in Deutschland hinausgegangen, so Terechow. Sie habe zu einer geopolitischen Verschiebung in der Welt geführt und das Bild der modernen Welt verändert. Der ehemalige Botschafter bemerkte jedoch, dass die Zerstörung der Berliner Mauer ein historisches Ereignis sei und als Symbol im Bewusstsein der Menschen bestehen bleibe. Jetzt sei es wichtig neue Beziehungen aufzubauen.

Nach den Vorträgen de Maizieres und Terechows hatten die zahlreichen Gäste die Möglichkeiten, Anmerkungen zu geben und Fragen zu stellen – was diese rege in Anspruch nahmen.

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Moskau Russland