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Veranstaltungsberichte

Das russische Wirtschaftsmodell

von Ekaterina Romanova
Am 16. April 2014 führte die Konrad Adenauer Stiftung in Moskau eine Diskussionsrunde zum Thema „Die Wirtschaftspolitische Ausrichtung Russlands – grundlegende Prinzipien“ durch. Etwa 40 Vertreter der deutschen und russischen Wirtschaft, der Politik und der Wissenschaft nahmen daran teil und begaben sich in eine spannende Diskussion.

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Im ersten Panel haben Prof. Dr. Eugenij Gontmakher, Stellvertretender Direktor am Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, Dr. Gerd Lenga, Rechtsanwalt und Generalbevollmächtigter der Firma Knauf in den GUS-Staaten (2006-2013) und Prof. Leonid Grygoriev, Berater des Analytischen Zentrums der russischen Regierung, Lehrstuhlinhaber für Weltwirtschaft und Politik an der Hochschule für Wirtschaft, zu den Hauptkennlinien und Problemen des russischen Wirtschaftsmodels Stellung bezogen.

In Russland wird ein eigener Transformationstyp entwickelt und gleichzeitig sind Elemente der angelsächsischen und chinesischen Wirtschaftsmodelle vorhanden – so meinten vor allem die russischen Experten. In erster Linie verursacht das Vorherrschen des staatlichen Sektors einen inneren Widerspruch der wirtschaftlichen Entwicklung, im Besonderen durch die dadurch entstehende Dämpfung des Wettbewerbsmilieus, das eigentlich für den Mittelstand wichtig ist. In Deutschland machen die Grossunternehmen weniger als 2% aus. In Russland ist der Staatsanteil, der nicht nur durch staatliche Unternehmen, sondern auch durch Aktiengesellschaften, Banken, Öl-, Gas- und andere Ressourcenunternehmen geprägt ist, bis auf 60% gestiegen.

Andererseits spielt der Staat eine ungenügende Rolle in der Sozialpolitik. Viele Probleme sind Folge uneffektiver Reformen der Schocktherapie Anfang der 90er Jahre, wie zum Beispiel der Voucher-Privatisierung, die uneffektive Eigentümer hervorgerufen hat und soziale Differenzierung verstärkte. Nach mehr als 20 Jahren sind die sozialen Probleme nicht gelöst, sondern verschärft.

Im zweiten Panel haben der Akademiker Viktor Polterovitsch, Präsident der Neuen Wirtschaftsassoziation, stellvertretender Direktor an der Moskauer Wirtschaftsschule der Moskauer Staatlichen Lomonossow Universität, Herr Jens Böhlmann, stellvertretender Vorsitzender der AHK Moskau und Dr. Frank Schauff, Chief Executive Officer of the Association of European Business ihre Vision für eine Modernisierung in Russland vorgestellt. Moderator war Dr. Giwi Machawariani, Leiter des Zentrums für Weltwirtschaftsprognosen am Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Es sei offensichtlich, dass Russland nach 20 Jahren einen riesigen Schritt in der Entwicklung marktwirtschaftlicher Prinzipien gemacht hat. Die Machtvertikale sei aber beim heutigen wirtschaftspolitischen Modell Russlands sehr anfällig, wenn jede, sogar untergeordnete Entscheidungen, von ersten Entscheidungsträgern getroffen werden. Das verhindert die Effektivität. Die Modernisierung sollte nicht nur nach dem Prinzip „von oben nach unten“, wie bei den teuren Werbeprojekten wie „Skolkovo“ und „Sotschi“ durchgeführt werden, sondern es sollten im umfangreichen Maße bessere Rahmenbedingungen für massive Auslands- und Inlandsinvestitionen geschaffen werden. Nach Einschätzung der Experten ist der Abfluss von Kapital im erstem Viertel 2014 auf etwa 70 Mrd. Dollar gestiegen – das Gegenteil von dem, was benötigt wird.

Die deutschen Teilnehmer haben zudem die Aufmerksamkeit auf die demographischen Herausforderungen, die Probleme der Arbeitsproduktivität und der Effektivität des Bildungssystems gelenkt. Russland verliert hier im Vergleich zu den durchschnittlichen Indikatoren der OECD-Länder. Besonders spürt man den Mangel an technischen Fachkräften bzw. Ingenieuren.

Als große Sorge der Teilnehmer wurden weiterhin die Nichtbeachtung der WTO-Regeln seitens Russlands und die neue Gerichtsreform (Zusammenschluss des Obersten Gerichts und des Arbitragegerichts) genannt.

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Diskussionsrunde in den Räumen der KAS Moskau zum Thema Entwicklung des russischen Wirtschaftsmodells Fedor Basov, Mitarbeiter der KAS, keine Lizenz

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Über diese Reihe

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