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Veranstaltungsberichte

Die saarländische Kulturszene braucht sich nicht zu verstecken

Bericht über die Podiumsdiskussion „Zugezogene blicken auf die Kulturszene des Saarlandes“, die am 11. März 2018 in Kooperation mit dem Saarländischen Staatstheater im Rahmen des Kultursalons des Politischen Bildungsforums Saarland der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) e.V. stattfand

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„Im Vergleich zu Frankfurt a. M., wo ich studiert habe, sind die Saarländer sehr offen und gastfreundlich. Dadurch werden hier z.B. Vernissagen zu einem besonderen Ereignis“, ergänzte Prof. Gabriele Langendorf, Rektorin der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Sie zog vor 11 Jahren ins Saarland. „Als ich vor zwei Jahren aus Berlin ins Saarland kam, überraschte mich das vielfältige Kulturangebot hier“, berichtete Svenja Böttgen, Leiterin des saarländischen Filmfestivals Max-Ophüls-Preis. Dass das Saarland ein interessantes und vielfältiges Kulturangebot bietet, fanden auch die anderen Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Zugezogene blicken auf die Kulturszene des Saarlandes“, die am 11. März 2018 im Rahmen des Kultursalons des Politischen Bildungsforums Saarland der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) e.V. im Mittelfoyer des Saarländischen Staatstheaters stattfand. Geladene Experten waren neben Prof. Gabriele Langendorf und Svenja Böttgen der Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters, Bodo Busse, sowie Thomas Schmitt, Kulturdezernent der Stadt Trier. Sie alle haben Erfahrungen mit und außerhalb der saarländischen Kulturszene gesammelt.

„Das Saarland wirbt immer mit seiner Nähe zu Frankreich. Diese Nähe ist wunderbar, aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass das Saarland auch eigene Werte hat“, betont Bodo Busse. Neben dem industriellen Erbe existiert im Saarland eine lebendige und facettenreiche Kulturlandschaft mit renommierten Einrichtungen und Festivals bis hin zu einem umfassenden Spektrum an Breitenkultur. Zu den überregional beachteten „Leuchttürmen“ zählen beispielsweise das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, das Saarländische Staatstheater sowie die besucherstarken Festivals Max-Ophüls-Preis und Perspectives. Im Jahr 2016 zählte das Saarland rund 8.000 Kultur- und Kreativwirtschaftler. Darüber hinaus wird ein großer Bereich des Kulturlebens hier durch die mehr als 9.000 existierenden Vereine gestaltet. „Saarbrücken ist Landeshauptstadt, das weiß man manchmal gar nicht zu schätzen. Welche Vorteile dies für die Stadt und seine Kulturszene bedeutet, ist mir erst so richtig bewusst, seit ich weg bin“, betonte Thomas Schmitt, der seit April 2017 in Trier arbeitet. Dass sich das Saarland und Saarbrücken nicht verstecken müssen, findet auch Svenja Böttgen: „Ich finde gerade gut, es nicht so zu machen wie in Berlin mit seinen über 500 Filmfestivals. Was ich hier aber schwierig finde, ist die

Vermittlung des Angebots. Vielleicht ist das auch ein allgemeines Problem in Deutschland, dass wir dieses Problem in der Kultur haben.“ Der Wunsch nach mehr kostenloser Information über kulturelle Veranstaltungen im Saarland und in der Großregion z.B. in Form eines Kulturkalenders kam auch aus dem Publikum. Denn man wisse gar nicht genau, wer was macht und in welcher Qualität. „Das gleiche Thema gibt es auch in Trier. Jedoch hat man auch hier noch keine passende Lösung gefunden“, berichtete Thomas Schmitt. Neben der Sichtbarmachung von Veranstaltungen in allen Bereichen bestehe vor allem auch Handlungsbedarf auf der Ebene der Vernetzung im Sektor Film. „In den letzten zwei Jahren habe ich mich sehr gut vernetzt. Es gibt auch verschiedene Kulturzentren, die dabei helfen. Aber ich finde, die Vernetzungen sollte nachhaltiger werden“, so Böttgen. „Allgemein für den Bereich Kultur kann ich das nach 13 Jahren Kulturarbeit nicht unterstreichen“, meinte hingegen der vormalige saarländische CDU-Landtagsabgeordneter Schmitt. Unterstützt wird er dabei auch von den anderen der Expertenrunde. Die Hochschule der Bildenden Künste Saar hat gerade gemeinsam mit der Kunsthochschule in Nancy ein grenzüberschreitendes Projekt ins Leben gerufen, das Mitte März beginnt. Dennoch finden Busse und Schmitt müsse man die Vernetzung der kulturellen Szene innerhalb der Großregion sowie die grenzüberschreitende Kulturadministration weiter verbessern. Auch im Bereich Marketing seien Fortschritte nötig, so der Kulturdezernent der Stadt Trier.

Aktuelle Nutzerstudien zeigen, dass der überwiegende Teil der deutschen Bevölkerung kulturelle Einrichtungen und Angebote nicht oder nur selten nutzt, wobei dies eng zusammenhängt mit dem Bildungsniveau und der Einkommenssituation. Dabei ist das Recht auf kulturelle Teilhabe ein Menschenrecht. Der Intendant des Staatstheaters sieht seine Aufgabe daher darin, die gesamte Gesellschaft im Programm abzubilden und zu erreichen. In dieser Haltung wir er von Svenja Böttgen unterstützt: „Es geht darum zu prüfen, wer unsere Zielgruppen sind, wie wir sie überraschen und wie wir sie bei ihren Bedürfnissen abholen können.“ Zur Aufgabe der saarländischen Kulturpolitik gehört es deshalb auch, die Zugangshemmnisse abzubauen und ihnen entgegenzuwirken. Denn gerade mit Hinblick auf die Eigenständigkeit als Bundesland gewinnt eine gute und profilstarke Kulturausstattung des Saarlandes an Bedeutung.

Der Tenor der zugezogenen Teilnehmer der Podiumsdiskussion lautet: Die saarländische Kulturszene ist vielfältig und hochwertig. Die Rektorin der Hochschule der Bildenden Künste Saar mahnte jedoch, darauf zu achten, dass man dieses Niveau auch erhält und weiter ausbaut. Denn, wie die Arbeitskammer des Saarlandes bereits in ihrem letzten Jahresbericht zur Kultur und Kulturpolitik im Saarland festhielt, ist die Kultur- und Kreativwirtschaft ein wichtiger Standortfaktor für das Saarland und damit unverzichtbar. Dies betrifft nicht nur ihren Einfluss auf das positive Image des Landes. Von der Branche wird sich auch ein enormes Wachstumspotenzial für Wirtschaft und Beschäftigung erhofft.

Durch die Podiumsdiskussion an diesem Sonntagmorgen führte Dr. Ilka Desgranges, Redaktionsleiterin bei der Saarbrücker Zeitung. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Akustik-Duo „Makademia“.

Verf.: Jasmin Benyahya

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