Grenzen der Transzendenz - Politisches Bildungsforum Sachsen
Vortrag
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Die Geschichte Europas ist auch eine Geschichte von Grenzverschiebungen, von Kriegen um Vorherrschaft und Territorien. Doch scheint der fest umgrenzte Territorialstaat ein inzwischen überholtes Modell zu sein. Im Zeitalter der Digitalisierung verbreiten sich Informationen und Ideen in rasantem Tempo - nahezu ungehindert. Die Internationalisierung der Politik, die Globalisierung der Handels- und Finanzströme oder politische Systemumbrüche stellen unser grundlegendes Verständnis von Grenzen in Frage. Die aktuelle Flüchtlingskrise führt uns die weitreichende Bedeutung dieses Themas vor Augen.
Die schwindende Bedeutung territorialer Grenzen berührt die Verfasstheit der Staaten selbst. Zum einen lassen sie sich nicht mehr in gleicher Weise sichern, wie dies bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts selbstverständlich war. Zum anderen hat das Gefühl der „Entgrenzung“ Auswirkungen auf die sozialen und kulturellen Aspekte unseres Zusammenlebens. Da sich Identität in der Erfahrung des Anderen ausbildet, konstituiert sich auch die Identität von Nationen aus der Wahrnehmung eines Gegenübers. Es verändern sich also nicht nur die geografischen und politischen Verhältnisse, sondern auch Einstellungen, Vorstellungen und Weltbilder. Wie gehen wir damit um?
Welche Rolle spielen Grenzen für die heutige Gestalt Europas und gewinnen sie angesichts der aktuellen Konflikte mit Russland wieder an Bedeutung? Wo liegen die Grenzen von Staatlichkeit und wie gehen Gesellschaften mit der Zuwanderung aus anderen Kulturen um? Gibt es grenzenloses Wachstum? Wo endet der medizinische und technische Fortschritt?
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe wollen wir die vielfältigen Dimensionen des Begriffes „Grenzen“ gemeinsam mit namhaften Referenten erschließen. Zu den Vorträgen mit anschließender Diskussion laden wir Sie recht herzlich ein.
Prof. em. Dr. Hans-Dieter Zimmermann (geb. 1940) absolvierte ein Studium der Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Mainz und Berlin. Nach seiner Promotion war er zunächst als Journalist und Redakteur tätig. Von 1969 bis 1975 arbeitete Zimmermann als Sekretär der Abteilung Literatur der Akademie der Künste Berlin (West), bevor er einen Lehrauftrag an der Universität Hannover erhielt. Nach seiner Habilitation übernahm er zwischen 1975 und 1985 die Professur für neuere deutsche Literatur an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main. 1987 wechselte er an die TU Berlin und war dort bis zu seiner Emeritierung 2008 als Professor am Institut für Literaturwissenschaft tätig. Zimmermann organisierte mehrere Konferenzen zu Franz Kafka und veröffentlichte u.a. „Kafka für Fortgeschrittene“ (München 2004).