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„... damit am Ende etwas Gutes herausspringt.“

Beim dritten Energieforum der Konrad-Adenauer-Stiftung am 16. Oktober 2014 in Freiberg steht vor allem eine Frage im Raum: Was gewinnen wir durch die Energiewende?

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Joachim Klose, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für Sachsen beobachtet in seiner Eröffnungsrede ein Paradoxon: Trotz zahlreicher Bemühungen, Energie zu sparen, steigt der private Pro-Kopf-Verbrauch von Energie in Deutschland seit Jahren an. Hielte der Trend an, läge der Verbrauch im Jahr 2050 um die Hälfte höher als heute – angestrebt ist hingegen eine Reduktion um 50%. Wie lässt sich dieser Widerspruch lösen?

Mit „planwirtschaftlichen Mitteln“ auf jeden Fall nicht, betont Broder Merkel, Prorektor der Bergakademie Freiberg. Der deutsche Energiemarkt folge nicht den Regeln der Marktwirtschaft. Staatliche Subventionen und die dominierende Stellung einiger weniger Energieunternehmen machten es schwierig, den wahren Wert von Strom und Wärme zu bestimmen.

Im Gegensatz dazu herrsche im Bereich der nicht-energetischen Rohstoffe die „pure Marktwirtschaft“. Die Preise für solche Grundprodukte – insbesondere die als „Seltene Erden“ bekannten Minerale – schwankten erheblich. In Deutschland gäbe es keine bedeutenden Rohstoffunternehmen mehr und, so Merkel, seit 25 Jahren auch kein politisches „Rohstoffkonzept“. Dadurch sei Deutschland in internationale Abhängigkeit geraten.

Das Ziel müsse daher sein, zum einen bisher schwer abbaubare Rohstoffe mit neuartigen Fördermethoden zu gewinnen, und zum anderen die Wiederverwertung von Ressourcen zu fördern. „Rohstoffe auf Deponien zu schaffen, muss der Vergangenheit angehören“, sagt Merkel. „Die Realisierung ist aber noch weit weg.“ Die Bergakademie Freiberg engagiert sich in einem europaweiten Forschungsverbund, um diese Fragen zu lösen.

Privathaushalte könnten noch viel mehr für die Energiewende tun, behauptete im Anschluss Timo Leukefeld. Leukefeld arbeitet als Energieberater und ist zudem „Energiebotschafter“ der Bundesregierung. In dieser Funktion beobachtet er oft eine Sprachbarriere zwischen den politischen Leitlinien zur Energiewende und der tatsächlichen Ausführung vor Ort. „Handwerk, Politik und Wissenschaft verstehen sich nicht mehr.“

Während nach und nach die Kernkraftwerke vom Netz genommen werden sollen, steigt der Bedarf an Strom stetig. Im Soll befindet sich derzeit nur das Ziel, die alternativen Energien auszubauen. Die Energiesparziele für 2020 wird die Bundesrepublik aber wohl nicht mehr einhalten können.

„Die Energiewende ist bisher nur eine Stromwende“, grenzt Leukefeld das Hauptproblem der öffentlichen Diskussion ein. Er plädiert dafür, Wärmegewinnung und -speicherung in den Fokus zu rücken. 80% des Energieverbrauchs privater Haushalte dienten der Wärmegewinnung – in den Häusern installierte Wärmespeicher, kombiniert mit Solarthermie und Photovoltaikanlagen, könnten helfen, diese Kosten zu mindern.

Die Energiewende kranke heute noch immer an der schwankenden Versorgung durch Wind- und Sonnenenergie, insbesondere dem Überangebot in den Sommermonaten und dem Mangel im Winter. Diese „saisonale Illusion“ könnte ein dezentrales Energienetz mit Wärmespeichern als Puffer auffangen. Die Energiewende dürfe nicht mehr allein eine „Stromwende“ bleiben, so Leukefeld, sondern müsse Wärme, Strom und Elektromobilität gleichberechtigt einschließen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion wird deutlich, dass sich der Erfolg der Energiewende sowohl an den politischen Gesamtleitlinien als auch an Detailfragen entscheiden wird.

Frank Wustmann, Abteilungsleiter in den Stadtwerken Dresden, mahnt an, dass das künftig erwünschte dezentrale Energienetz trotzdem effektiv koordiniert werden müsste. „Dezentralisierung und Autarkie sorgen auch für eine Desolidarisierung“. Sich von der zentralen Stromversorgung zu lösen, käme in erster Linie nur für Unternehmen und einkommensstarke Privathaushalte in Frage. Ob die Energiewende weiterhin akzeptiert wird, hänge laut Wustmann aber davon ab, ob steigende Energiepreise in der Gesellschaft solidarisch verteilt werden.

Christian Miksch von der Sächsischen Energieagentur sieht die Energiewende auch als Wachstumsmotor für die Wirtschaft. „Deutschland und Europa müssen sehen, welche Technologieführerschaften noch hier verbleiben.“ Im Bereich der Energietechnologien bleibt Europa führend. Energie zu sparen bedeutet für Christian Miksch daher auch keinen Verzicht, so lange gilt: „Wir müssen den Verbrauch so effizient senken, dass für uns etwas herausspringt.“

Franziska Fabritius, Referentin für Umweltpolitik bei der Konrad-Adenauer-Stiftung betrachtet die deutsche Energiewende aus einer internationalen Perspektive: Insbesondere die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Brasilien, Indien, China und Russland verfolgten das deutsche Experiment sehr interessiert. Fabritius ist es wichtig zu betonen: „Deutschland wird beobachtet, nicht belächelt.“ Die Energiewende müsse aber verlässlichen politischen Zielvorgaben folgen. Sich immer wieder ändernde Rahmenbedingungen sorgten nicht für Investitionssicherheit.

Dass die Energiewende auch ganz hörbar im Alltag der Menschen ankommen kann, verdeutlicht Peter Siegert vom Green Mobility Team der Mitsubishi Motors Deutschland: Die Teilnehmer des Energieforums konnten während des Energieforums zwei elektrisch betriebene Autos in Augenschein nehmen – nur ein leises Surren gaben die Modelle bei der Testfahrt von sich. Siegert regt an, die Elektrofahrzeuge in das Gesamtkonzept der Energiewende einzubinden und auch als mobilen Stromspeicher zu nutzen. Elektromobilität komme heraus aus der gesellschaftlichen Randerscheinung: „Aus Weltverbesserern wird langsam eine Massenbewegung.“

Entsprechend optimistisch äußert sich Hans-Joachim Gehricke von der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt zum Ende der Veranstaltung: „Wir sollten unsere Gedankenkraft nutzen, damit am Ende für die gesamte Welt etwas Gutes herausspringt.“

Autor: Friedemann Brause

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Dr. Joachim Klose

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Landesbeauftragter für die Bundeshauptstadt Berlin, Leiter des Politischen Bildungsforums Berlin und Leiter Grundlagenforum

joachim.klose@kas.de 030/26996-3253 030/26996-53253

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