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Veranstaltungsberichte

Auf einmal gehörten wir nicht mehr dazu

Eine jüdische Kindheit und Jugend in Dresden

Zeitzeugengespräch mit Henny Brenner

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Am Dienstag, dem 2. Februar 2016 fand im Stadtmuseum Dresden die Veranstaltung „Auf einmal gehörten wir nicht mehr dazu: eine jüdische Kindheit und Jugend in Dresden“ statt. Dabei handelte es sich um ein Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Henny Brenner.

Über 200 Teilnehmer - darunter auch viele Schülerinnen und Schüler - waren der Einladung in das Stadtmuseum gefolgt.

Ebenfalls anwesend war Helma Orosz, ehemalige Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden. Sie hielt das Grußwort des Abends, in dem sie Henny Brenners Lebenslauf skizzierte und darauf hinwies, dass eine Aufarbeitung der Vergangenheit vor allem in der heutigen politischen Lage enorme Bedeutung hat.

In dem von Joachim Klose moderierten Gespräch beschrieb Frau Brenner, wie sie die Ausgrenzung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten in Dresden erlebte. Bis zur Machtergreifung Hitlers verbrachte sie eine glückliche Kindheit. In ihrem 12. Lebensjahr machten sich dann aber eine Reihe negativer Veränderungen bemerkbar. Frau Brenner schilderte, dass ihr zunächst die Teilnahme am Turnunterricht oder an Wandertagen verboten wurde. Später durfte sie dann das Gymnasium gar nicht mehr besuchen. Auch die Wohnung in Dresden Blasewitz musste die Familie verlassen. Besonders eindrücklich beschrieb sie, wie der Vater das Kino, das er betrieb, aufgrund der Arisierung der Wirtschaft verlor. Ein weiterer Teil ihrer Schilderungen handelte von ihren späteren Erlebnissen als Zwangsarbeiterin in den Göhle-Werken in Pieschen. Dabei hatte sie neben der harten Arbeit nicht nur körperliche Strapazen wie den täglichen, fast 7 km langen Fußmarsch zu erdulden. Zum Tragen des Judensterns gezwungen, war sie auf ihrem Weg durch Stadt auch permanenten Demütigungen ausgesetzt.

Abschließend berichtete Frau Brenner, wie die Bombenangriffe auf Dresden ihr Leben retteten. Der für den 16. Februar 1945 angeordneten Deportation entging die damals 20-Jährige nur, da sie gemeinsam mit ihren Eltern untertauchen konnte. Dabei beschrieb sie aber auch wie sehr es sie schmerzte, ihre Heimatstadt zerstört zu sehen.

Im Verlauf des Gesprächs versuchte sie immer wieder, sich auch in die Gedankenwelt ihrer damaligen Mitmenschen hineinzuversetzen. So äußerte sie durchaus Verständnis dafür, dass viele Menschen weggesehen haben und nicht halfen, da sie selbst Angst um ihr Leben haben mussten. Dies könne sie schon nachvollziehen. Dennoch haben diese Menschen Schuld auf sich geladen. Niemals hätten die Deportationen stattfinden dürfen. Besondere Wut bringt Frau Brenner aber denjenigen entgegen die behaupten, sie hätten von alledem nichts gewusst.

Die Fragen aus dem Publikum beschäftigten sich mit der russischen Besatzung, Brenners späteren Flucht aus der DDR in den Westen und der aktuellen politischen Lage. Vor allem ihre Antwort auf den letzten Fragekomplex ist gesondert herauszuheben: Zwar beunruhige sie die politische Situation und Gruppierungen wie PEGIDA. Sie sei aber keinesfalls ängstlich, da sie immer noch einen festen Glauben an die Demokratie habe. Man müsse sie pflegen und sich für sie einsetzen, so der mahnende Appell.

Von Lukas Dirscherl

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