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Veranstaltungsberichte

Belter-Dialoge - Impulse zu Zivilcourage und Widerstand

Religion Statt Ideologie - Christliche Studentengemeinden in der DDR

Am 27. April 2011 fandem im Alten Senatssaal der Universität Leipzig zum 3. mal die Belter-Dialoge statt. In diesem Jahr standen die "Christliche Studentengemeinden in der DDR" im Focus.

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Am 27. April 2011 veranstaltete das Bildungswerk Dresden der Konrad-Adeauer-Stiftung bereits zum dritten Mal die Belter-Dialoge an der Universität Leipzig.

Die Belter-Dialoge sind benannt nach dem Leipziger Studenten Hermann Belter, der im Jahre 1951 in Moskau erschossen wurde, weil er sich gegen die Gleichschaltung der Leipziger Universität während der Konstituierung der DDR zur Wehr gesetzt hatte.

Nachdem in den vergangenen Jahren die Persönlichkeiten Herbert Belter und Wolfgang Natonek im Mittelpunkt standen, widmeten sich die Belter-Dialoge in diesem Jahr dem Widerstand aus den christlichen Kirchen und insbesondere aus den Studentengemeinden der Universitäten.

Die Veranstaltung fand im Alten Senatssaal im Rektorat der Universität Leipzig statt.

Nach einer Einführung durch Dr. Joachim Klose thematisierten Prof. Dr. Christoph Kähler, ehemaliger Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. und Dr. Peter-Paul Straube, Rektor des Bischof-Benno-Haus in Schmochtitz zunächst den Widerspruch zwischen den Werten des Christentums und denen der sozialistischen Staatsführung. Beide Vorträge legten eindringlich Zeugnis davon ab, welche Schwierigkeiten entstanden, wenn man sich klar zu den christlichen Werten bekannte und in welche Konflikte mit der Staatsmacht man dann oft kam.

Im Anschluss referierten Pfarrer Nikolaus Krause aus Dresden und Prof. Dr. Franz Häuser, Altrektor der Universität Leipzig, über das Thema „Paulinerkirche“. Pfarrer Krause schilderte, wie er die Sprengung der Paulinerkirche im Jahre 1968 miterleben musste und plädierte dafür, das Gebäude nach seinem Wideraufbau, der in der nächsten Zeit abgeschlossen sein wird, ausschließlich für sakrale Zwecke zu nutzen. Prof. Dr. Franz Häuser suchte Verständnis für die Position der Universität Leipzig zu gewinnen, für welche die universitäre Nutzung als Aula im Vordergrund steht. Die heftigen verbalen Auseinandersetzungen, die in den letzten Jahren über diese Frage in der Öffentlichkeit ausgetragen wurden, bezeichneten beide Referenten als unnötig.

Gebaut wird die Paulinerkirche nun als Aula und Kirche, welche mit einem variablen Raumtrenner ausgestattet ist, um bei Bedarf entweder den sakralen oder den säkularen Teil des Gebäudes vergrößern zu können.

Im Anschluss fand eine Diskussionsrunde zum Thema „Seid Ihr noch Salz der Erde? – Aufgaben der Studentengemeinden heute“ mit Vertretern der Leipziger Studentengemeinden statt. Neben den Pfarrern der evangelischen Studentengemeinde Frank Martin und der katholischen Studentengemeinde Clemens Blattert SJ nahmen auch die Sprecher der beiden Gemeinden Christoph Schröder und Johanna Rogge teil.

Aus der Diskussion ging mit eindrucksvoller Deutlichkeit hervor welche Bedeutung die Studentengemeinden auch heute noch für die christlichen Studenten haben. Die Studierenden entwickeln eine emotionale Bindung an die Gemeinden, die oftmals deutlich stärker ist, als die Bindung an die Universitäten. Besonders durch die Veränderungen im Bologna Prozess (Bachelor und Master-System) werden die Universitäten oftmals nur noch als „Dienstleister für Bildung“ angesehen.

Des Weiteren wurde betont, dass die christlichen Grundwerte für unsere Gesellschaft weiter große Bedeutung haben, und das Engagement einzelner Studenten somit auch und gerade in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen der christlichen Kirchen von großer Bedeutung ist.

Nach einer Pause eröffnete Andreas Müller, Erster Bürgermeister der Stadt Leipzig, den Festabend mit einem Grußwort, welches er im Namen des Oberbürgermeisters der Stadt, Burkhard Jung, vortrug. Er lobte die Belter-Dialoge als wichtigen Beitrag zur ostdeutschen Vergangenheitsbewältigung sowie deren Funktion als Sensibilisierung für politisch extremistische Strömungen in der Gegenwart. Anschließend ging Frau Prof. Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig der Frage nach, wie sich Studenten heutzutage in der Gesellschaft und insbesondere durch Mitbestimmung an der Universität einbringen können. Ziel einer Universität sollte gerade nicht nur die einseitige Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten und Fakten sein. Vielmehr müsse die Universität jungen Menschen eigene Erkenntnisse ermöglichen und ihnen Raum zur demokratischen Mitbestimmung zu geben.

Die beiden Festredner waren Prof. Dr. Eberhard Tiefensee, Professor an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Erfurt und Professor Axel Noack, ehemals Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Beide sprachen über das Verhältnis zwischen Wissen und Glauben und damit auch zum Verhältnis der Institutionen Universität und Kirche. Studiernde, welche sich offen zu ihrem christlichen Glauben bekannten, wurden in der ehemaligen DDR systematisch benachteiligt und man versuchte, sie aus dem universitären Leben auszuschließen. Dennoch hatte das System "blinde Flecken" und es hielten sich auch unter den Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Universitäten bis zum Ende der DDR-Zeit Christen. Diese waren für die christlichen Studenten eine wichtige Stütze. Wichtig sei, so Noack, dass der Zusammenhalt von Gemeinschaften auch in der heutigen Zeit nicht nur durch Gesetze und Sanktionen gewährleistet wird, sondern dass es auch Menschen gibt, die sich aus persönlicher Einsicht ethisch und moralisch korrekt verhalten. Deshalb sei es auch nicht nötig, den Mitgliederschwund christlicher Kirchen zu dramatisieren. Auch wenige Christen können mit gutem Beispiel vorangehen und als leuchtendes Vorbild für die gesamte Gesellschaft dienen.

Musikalisch begleitet wurden die 3. Belter-Dialoge durch das Alanluca-Saxophon-Quartett aus Dessau-Roßlau. Mit jazzigen Rhythmen setzen die Musiker einen gelungenen atmosphärischen Kontrapunkt zum ernsten Vortragsthema. Beim abschließenden Empfang hatten die Teilnehmer noch einmal die Möglichkeit, mit den Referenten ins persönliche Gespräch zu kommen und auch untereinander Erfahrungen auszutauschen.

Die Resonanz auf die "3. Belter-Dialoge. Gespräche zu Widerstand und Zivilcourage" war in jeder Weise hervorragend. Die Konrad-Adenauer-Stiftung Sachsen wird ihr Engagement auch im nächsten Jahr fortsetzen und zu den 4. Belter-Dialoge an der Universität Leipzig einladen und damit aktiv an der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit mitwirken.

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Kontakt

Dr. Joachim Klose

Dr. Joachim Klose

Landesbeauftragter für die Bundeshauptstadt Berlin, Leiter des Politischen Bildungsforums Berlin und Leiter Grundlagenforum

joachim.klose@kas.de 030/26996-3253 030/26996-53253
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19. Mai 2009
Universität Leipzig, Alter Senatssaal, Rektoratsgebäude Ritterstraße 26, 04109 Leipzig
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