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Veranstaltungsberichte

Das Fremde in uns

von Sandra Gerstenberg, Jonas Zimmermann

Diskussion zum Islam in unserer Gesellschaft

Veranstaltungsbericht zur ersten Veranstaltung aus der Veranstaltungsreihe "Zeitschichten"

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„Das Fremde in uns. Diskussion zum Islam in unserer Gesellschaft“ war die erste Veranstaltung des Projekts "Zeitgeschichten". Dieses hat zum Ziel, kulturelle Brüche, Neuanfänge und Veränderungen von Weltanschauungen in der Entwicklung Dresdens an kulturell wichtigen Orten sichtbar zu machen und die Herausforderungen für das Selbstverständnis seiner Bürger zu diskutieren. Der erste Teil der aktuellen Veranstaltung bestand aus einer Sonderführung durch die Türckische Cammer im Dresdner Residenzschloss. Es handelte sich hierbei nicht um eine Führung im eigentlichen Sinne. So konnten die Gäste selbstständig die Ausstellung besichtigen und sich von anwesenden Mitarbeitern der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Informationen geben lassen und Fragen stellen.

Der zweite Teil der Veranstaltung, welcher in der Heinrich-Schütz-Kapelle des Dresdner Residenzschlosses stattfand, beinhaltete zwei Impulsvorträge und eine anschließende Diskussion. Nachdem Frau Prof. Dr. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und Dr. Joachim Klose die Gäste begrüßt, in das Thema eingeführt und die Referenten vorgestellt hatten, folgte Prof. Dr. Dirk Syndram, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Dieser bezog sich während seines Impulsreferats auf die vorangegangene Führung in der Türckischen Cammer, welche sich aus gezielten Ankäufen und diplomatischen Geschenken zusammensetzt. Laut Syndram handle es sich dabei mehr um eine Osmanische Cammer. Genau diesem Osmanischen Reich hätte Dresden viel zu verdanken. 1546 wurde, so Syndram, aus Angst vor dem Osmanischen Reich, die Dresdner Festung gebaut, welche die Bürger auch noch im 7-jährigen Krieg vor Angreifern beschützte. In seinen weiteren Ausführungen erläuterte Professor Syndram, dass das Osmanische Reich den Menschen zum einen Teil Angst machte, der Prunk und die Pracht zum anderen Teil aber große Faszination auslöste. August der Starke soll es beispielsweise geliebt haben, als Sultan aufzutreten. Besonders die großartige Armee und deren Heldentum hätten ihn fasziniert. Die Ausstellung könne viel über die Annäherung an jene fremde Kultur erzählen.

Der zweite Redner des Abends, Prof. Dr. Hans-Georg Ebert, Orientalist der Universität Leipzig, eröffnete seinen Vortrag mit der Frage, wie es sein konnte, dass die islamische und damalige überlegene Welt im 19. Jahrhundert gebrochen werden konnte. Seiner Ansicht nach, ist die Antwort in Napoleon und der allgemeinen Überlegenheit der Europäer zu dieser Zeit zu finden. Laut Ebert gebe es zwei unterschiedliche Lösungsansätze der unterlegenen Menschen. Die erste Gruppe sei der Meinung, sie müsse die westliche Welt kopieren, sich anpassen und die Religion nur im privaten Raum ausüben um die Unterlegenheit zu überwinden. Die andere Gruppe sehe den Grund für die Unterlegenheit in dem Verlust des „wahren“ Islams, was zu einer Schwächung führe. Bei dieser zweiten Gruppe handle es sich laut Ebert um die Gruppe der Islamisten, welche den Islam als politische Ideologie deuten. Ein weiterer Punkt, welcher von Ebert angesprochen wurde, war die unterschiedliche Wahrnehmung von religiösen Begriffen in der westlichen und in der islamischen Welt. Begriffe wie „Scharia“ oder „Dschihad“ hätten im Islam eine positive Bedeutung, während sie in der westlichen Welt negativ wahrgenommen würden. Dies sei aber auch andersherum möglich. Begriffe wie „Säkularisierung“ und „Globalisierung“ würden von vielen Muslimen negativ ausgelegt. Als letztes ging Professor Ebert auf die Rechte und Pflichten von zugewanderten Muslimen ein. So dürfe es keine Sonderrolle für Muslime geben und der Staat solle von Anfang an klarstellen, dass die Ausübung des eigenen Glaubens nur solange akzeptabel sei, solange sie die deutschen Rechtsgrundlagen nicht verletze.

Auf die beiden Impulsvorträge folgte eine sehr angeregte Diskussion mit vielen Fragen und Aussagen, unter anderem nach der Betrachtung anderer religiöser Gruppen durch die Muslime, dem sächsischen Umgang mit der Flüchtlingskrise und dem Thema „Leitkultur“.

Das Schlusswort sprach Herr Dr. Meyer–Stork. Er bedankte sich bei allen Veranstaltern und Sponsoren, welche diese Veranstaltung möglich gemacht haben. Einen besonderen Dank sprach er gegenüber Herrn Dr. Klose von der Konrad-Adenauer-Stiftung aus. Diesen bezeichnete er als Langstreckenläufer und Idealist, mit welchem er gern in Zukunft die Zusammenarbeit noch weiter ausbauen würde. Sein letzter Dank galt dem Publikum und dessen Bereitschaft zum Zuhören. Mit großem Applaus und viel positiven Feedback im Anschluss, wurde die Veranstaltung geschlossen.

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Kontakt

Dr. Joachim Klose

Dr. Joachim Klose

Landesbeauftragter für die Bundeshauptstadt Berlin, Leiter des Politischen Bildungsforums Berlin und Leiter Grundlagenforum

joachim.klose@kas.de 030/26996-3253 030/26996-53253
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17. November 2017
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