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Veranstaltungsberichte

Israel, Deutschland und die Welt

Ein Veranstaltungsrückblick

Der Arabische Frühling hat die politischen Verhältnisse im Nahen Osten grundlegend verändert. Bedeuten diese Umbrüche für Israel neue Chancen oder überwiegen dabei die Gefahren?

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Israel und der Arabische Frühling

Anfang März referierte dazu der ehemalige israelische Botschafter für Deutschland Shimon Stein. Bei Veranstaltungen in Dresden, Chemnitz, Leipzig und Zwickau analysierte Stein die aktuellen Entwicklungen im arabischen Raum.

Was mit einem Volksaufstand in Tunesien begann, erschütterte bald auch andere autokratische Systeme in der Region und führte zu tiefgreifenden politischen Umwälzungen. Noch ist ungewiss, ob sich die betroffenen Staaten wirklich zu Demokratien entwickeln. Am Beispiel Ägyptens machte Stein deutlich, dass sich nur ein geringer Teil der Bevölkerung aktiv für Demokratie und Menschenrechte einsetzt. Der Großteil der Ägypter denke immer noch in „alten Mustern“. Auch deshalb hätten die sogenannten Muslimbrüder bei den jüngsten Wahlen eine deutliche Mehrheit erzielen können. Nach wie vor fehlen grundlegende Freiheitsrechte. Es mangelt an Bildung und Frauen werden weiterhin systematisch unterdrückt. All diese Faktoren stünden einer baldigen Demokratisierung entgegen. Angesichts dieser Umstände warnte Stein ausdrücklich vor zu hohen Erwatungen und verwies auf die Entwicklung Europas: auch hier entstand Demokratie nicht über Nacht.

Das israelische Volk, so der ehemaliger Botschafter, beobachte die Entwicklung in Ägypten aufmerksam aber auch mit Sorge. Das Erstarken radikaler islamischer Kräfte wie der Muslimbruderschaft stelle für Israel ein nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko dar. Drohen diese doch damit, den Friedensvertrag zwischen beiden Ländern aufzukündigen. Auch die Situation in Syrien wird in Israel mit Besorgnis gesehen. Zwar würden Hamas und Hisbollah durch den Sturz des syrischen Staatschefs Assad einen ihrer wichtigsten Unterstützer verlieren, doch könnte das dadurch entstehende Machtvakuum in Syrien noch größere Gefahren für Israel bedeuten.

Die Revolutionen im arabischen Raum stellen Israel vor neue geostrategische und sicherheitspolitische Herausforderungen. Dabei kann es nur im gemeinsamen Dialog mit der internationalen Staatengemeinschaft zu Frieden und Stabilität in der Region kommen.

Im Rahmen der Tage der jüdischen Kultur in Chemnitz fanden Mitte März zwei weitere Veranstaltungen der KAS zum Thema Israel statt: Am 18. März das Tagesseminar „Was geht mich Israel an?“. Am 20. März der Vortrag “Der Nahostkonflikt: Mythen und Realitäten“ mit Dr. Richard Herzinger. Was geht mich Israel an? Das Israelbild der Deutschen

Was geht mich Israel an? Das Israelbild der Deutschen

In einer FORSA-Umfrage aus dem Jahr 2009 vertraten 49% der Deutschen die Auffassung, dass Israel ein aggressives Land sei. 59% waren der Meinung, dass Israel seine Interessen ohne Rücksicht auf andere Länder durchsetzt. Die Deutschen, so scheint es, stehen Israel skeptisch und eher ablehnend gegenüber. Dabei ist Israel für Deutschland ein wichtiger Partner, insbesondere im wirtschaftlichen und technologischen Bereich.

Das Tagesseminar „Was geht mich Israel an?“ führte eine Bestandsaufnahme über das Israelbild der Deutschen durch. Ziel war es, verbreiteten Vorurteilen entgegenzuwirken und zu einer kritischeren Auseinandersetzung mit der Berichterstattung über Israel anzuregen.

Im Rahmen der Veranstaltung schilderte Dr. h.c. Johannes Gerster seine Erfahrungen als langjähriger Leiter des KAS-Auslandbüros in Jerusalem. Gerster, ehemaliger Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, warb für Dialog und Frieden: Gegenseitiges Verständnis könne nur durch persönliche Kontakte entstehen. In vielen Medienberichten wird Israel einseitig als Aggressor dargestellt. In so einem Umfeld können antiisraelische Vorurteile gut gedeihen. Umso wichtiger ist es, die eigene Sichtweise kritisch zu hinterfragen. Auch seien Reisen in den Nahen Osten ein geeignetes Mittel, um Vorurteile abzubauen.

An diesen Punkt knüpfte Dr. Wolf-Dieter Legall an und warb für die Studienreisen der Sächsischen Landezentrale für politische Bildung nach Israel. Solche Reisen können dabei helfen fehlende Kenntnisse zu vermitteln, die eigene Sichtweise zu überprüfen und Verständnis zu schaffen.

Der Nahostkonflikt: Mythen und Realitäten

Dr. Richard Herzinger referierte zu den Mythen des Nahost-Konflikts. Diese verstellen oftmals nicht nur den Blick auf die Ursachen des Nahost-Konfliktes, sondern auch auf die tatsächliche Rolle der beteiligten Akteure. verfälschen auch.

So sei beispielsweise die Behauptung, dass der gesamte Nahe Osten zu Ruhe und Frieden komme, wenn nur der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern gelöst werden würde, falsch. Die Spannungen in der Region sind wesentlich vielfältiger. Dabei spielen sowohl innen- als auch außenpolitische Faktoren eine Rolle. So gibt es Unstimmigkeiten zwischen den beiden Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah. Erst wenn sich diese auf einen gemeinsamen Fahrplan geeinigt haben, kann es zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Israel kommen. Darüber hinaus haben die Ereignisse des Arabischen Frühlings eher zu einer Destabilisierung der allgemeinen Sicherheitslage geführt. Auch entspreche der Mythos von einer humanitären Krise in Gaza nicht der Wahrheit. Zwar entstehen Probleme durch die momentane Blockadesituation, diese seien aber nicht existenzbedrohend. Am Ende seines Vortrages erläuterte Dr. Herzinger den Mythos, die nukleare Bewaffnung Israels stelle für die Nachbarstaaten eine Bedrohung dar: Israel verfolge aber keine expansiven Ziele, sondern besitze die nukleare Bewaffnung nur zur Abschreckung.

Unser Dank gilt an dieser Stelle dem Publikum, das die Veranstaltungsreihe mit großem Interesse, engagierten Fragen und Diskussionsbeiträgen begleitet hat. Für die gute Zusammenarbeit möchten wir uns auch bei unseren Kooperationspartnern bedanken.

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Shimon Stein KASdresden/Frei

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