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Veranstaltungsberichte

Leben als Schicksal

Ein Veranstaltungsrückblick

Was bedeutet Schicksal für unser Leben? Wie gehen wir mit Schicksalsschlägen um? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigte sich von Januar bis März 2012 die Vortragsreihe „Leben als Schicksal“ der Konrad-Adenauer-Stiftung Dresden

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Krankheit als Schicksal und Chance? Von den Herausforderungen für den Menschen, die Medizin und die Gesellschaft

Den Auftakt der Vortragsreihe bildete die Festveranstaltung im übervollen Saal des Seelsorgezentrums am Universitätsklinikum Dresden. Der Referent Professor Dietrich von Engelhardt widmete sich den unterschiedlichen Auffassungen und Bedeutungsdimensionen des Begriffes „Schicksal“. Dabei spannte der ehemalige Präsident der Akademie für Ethik in der Medizin einen weiten Bogen von der Antike über das Mittelalter bis hin zur Neuzeit. Hätten Schicksal und Krankheit beispielsweise im Mittelalter noch stark im Kontext eines „göttlichen Schicksals“ gestanden, müsse man angesichts des medizinischen und technischen Fortschritts heute eher von einer „Verweltlichung der paradiesischen Hoffnung“ sprechen. Krankheit, so Professor von Engelhardt, könne durchaus auch als Weg einer inneren Entwicklung gesehen werden, die nicht nur eine Herausforderung für uns, sondern ebenso für unsere Mitmenschen darstellt. Umso wichtiger sei es daher, Menschen in Schicksal und Krankheit ganz im Sinne einer Schicksalsgemeinschaft zu stützen.

Aus-dem-Bauch oder rational begründet? Vom Risiko, falsche Entscheidungen zu treffen

Lassen wir uns von einem Bauchgefühl leiten oder vertrauen wir mehr auf äußere Einflüsse? Mit diesen Fragen befasste sich Dr. Markus Feufel vom Harding Zentrum für Risikokompetenz in der zweiten Veranstaltung. Es ist eine vorherrschende Überzeugung, dass nur die Entscheidungen, die man lange geprüft und abgewogen hat, am Ende auch „richtig“ sind. Allerdings könne man in vielen Entscheidungssituationen nicht alle relevanten Faktoren überblicken und berücksichtigen. Besonders in Fällen, bei denen schnell gehandelt werden muss, seien Intuition und Bauchgefühl meistens die besseren Wegweiser. Auch Statistiken üben einen erheblichen Einfluss bei der rationalen Entscheidungsfindung aus.

Diese werden aber oftmals von uns nicht richtig interpretiert und können dadurch zu falschen Schlüssen führen. Vielmehr kommt es darauf an, Risiken richtig zu kommunizieren und zu bewerten. Als Fazit ermutigte Dr. Feufel zu Entscheidungen, die aus dem Bauch heraus getroffen werden.

Schicksal Leben? Vom Schutz angesichts eines begrenzten Lebens – unbedingt oder nur auf Wunsch?

Im Mittelpunkt der dritten Veranstaltung stand die Bedeutung der Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik. Diese Untersuchungen sollen während der Schwangerschaft das ungeborene Leben auf Behinderungen bzw. Krankheiten untersuchen. Nach einem Abriss zur Entwicklung dieses medizinischen Bereiches setzte sich die Referentin Frau Professor Jeanne Niklas-Faust dafür ein, dass die allgemein anerkannte Pränataldiagnostik (PND) stärker hinterfragt werden sollte. Die zentrale Frage lautete dabei, ab welchem Grad der Behinderung ein Schwangerschaftsabbruch denn überhaupt vertretbar sei. Könne Glück nicht auch in einem Leben mit Behinderung gefunden werden? Man müsse sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass die PND die Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch gar nicht einfacher mache, so die Bundesgeschäftsführerin der Bundesvereinigung Lebenshilfe Deutschland. Der Einsatz von Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik brauche daher eine intensivere Beratung und Aufklärung, die dem Thema gerecht wird und eigene Entscheidungen abweichend von gesellschaftlichen Urteilen zulässt.

Schicksal oder Risiko? Von individuellem Verhalten und den Grenzen der Solidargemeinschaft

Schicksal oder Risiko? Von individuellem Verhalten und den Grenzen der Solidargemeinschaft

Zum Abschluss der Vortragsreihe stand der Begriff des Risikos im Mittelpunkt der Betrachtung. Inwieweit muss die Solidargemeinschaft für Risiken aufkommen, die der Einzelne ganz bewusst in Kauf nimmt — beispielsweise bei ExtremSportarten? Dr. Marc-Piere Möll vom Verband der Privaten Krankenversicherung machte zu Beginn seines Referats deutlich, dass sich Risiko aus der Unwissenheit über die Folgen einer bestimmten Handlung ergibt. Dieses sei nur bis zu einem bestimmten Punkt versicherbar. Daher spielen für Krankenversicherungen bei der Risikobetrachtung zwei Punkte eine wichtige Rolle: Gerechtigkeit und Finanzierbarkeit. Die Versicherung von Risiken, die sich aus Extrem- oder Risikosportarten ergeben, fällt dabei jedoch kaum ins Gewicht. Vielmehr lenken solche Diskussionen von den eigentlichen Problemen ab, so Dr. Möll.

Er betonte, dass insbesondere der demografische Wandel und die steigenden Gesundheitskosten die aktuellen Brennpunkte sind, die das bestehende Gesundheitssystem zunehmend in Frage stellen. Deutschland verfüge im Vergleich zu anderen Ländern über eines der besten Gesundheitssysteme. Wolle man dies auch in Zukunft erhalten, sei in diesem Bereich Reformbedarf dringend erforderlich.

Unser Dank gilt an dieser Stelle dem Publikum, das die Veranstaltungsreihe mit großem Interesse, engagierten Fragen und Diskussionsbeiträgen begleitet hat. Für die gute Zusammenarbeit möchten wir uns auch beim Seelsorgezentrum des Universitätsklinikums Dresden bedanken.

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