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Veranstaltungsberichte

Reden auf Schloss Rochlitz

"Heimat in einer globalisierten Welt?"

Zur Veranstaltung "Reden auf Schloss Rochlitz" am 20. Juni 2016 referierte Dr. Erwin Teufel, Ministerpräsident von Baden-Württemberg a.D. zum Thema Heimat.

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Im Rahmen der alljährlichen „Reden auf Schloss Rochlitz“ fand am 20. Juni 2016 ein Vortrag mit anschließendem Gespräch mit Dr. Erwin Teufel, Ministerpräsident a.D. zum Thema „Heimat in einer globalisierten Welt?“ statt. Nach einer musikalischen Einleitung begrüßte Dr. Klose, Leiter des Politischen Bildungsforums Sachsen der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. die rund 150 Teilnehmer und warf bereits einige Fragen zum Thema auf.

Im Anschluss begrüßte Dr. Christian Striefler, Direktor und Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH und betonte, dass das Schloss Rochlitz wohl einer der bedeutendsten historischen Identifikationsorte Sachsens sei und dass es aus diesem Grund wohl kaum einen besseren Ort für eine Veranstaltung zum Thema „Heimat“ gäbe.

In seinem Grußwort, forderte Thomas Schmidt, sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, man müsse sich den Wert der Heimat vor Augen führen da durch die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung die Welt kleiner zu werden scheint. Heimat, ein Gefühl, das mit Geborgenheit und Vertrauen verbunden wird, sei nun nicht mehr an einen Ort gebunden. Trotzdem überkommt den Menschen ein besonderes Heimatgefühl am Heiligen Abend, wenn alle nach Hause – in die Heimat – kommen und diese Zeit mit ihren Liebsten verbringen. Man müsse sich auch vor Augen führen, dass in unserer heutigen Zeit, die geprägt ist von Flucht, der Heimatbegriff so präsent ist wie nie.

Anschließend wurde das Wort an Dr. Erwin Teufel übergeben, der den Teilnehmern schilderte, wie er dreimal je zehn Tage in die DDR gereist ist. Denn die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung, ohne Land und Leute überhaupt zu kennen, wäre sehr gering gewesen. Zudem erwähnte er die vielen Partnerschaften zwischen Sachsen und Baden-Württemberg, die maßgeblich zur „Wiederbelebung“ Sachsens beigetragen habe. Den Begriff „Heimat“ könne man nur über das Wort selbst definieren: Heimat ist da, wo man daheim und zu Hause ist. Heimat bedeutet die Anwesenheit bestimmter Menschen, eine bestimmte Landschaft, Straßenzüge, Häuser, einen zentralen Marktplatz oder das Elternhaus und die Muttersprache. Die Rochlitzer verbinden Heimat mit der Mulde, wie sie im Fluss gebadet, ihn überquert haben oder wie sie zum Hochwasser über die Ufer trat.

Um Heimat zu gestalten, wies Herr Teufel auf den Unterschied zwischen einem Einwohner, der sich nicht am gesellschaftlichen Leben beteiligt, und einem Bürger, der sich aktiv in den verschiedensten Stellen engagiert und so maßgeblich zu einem guten Zusammenleben beiträgt hin.

Herr Teufel machte die Teilnehmer auch auf die Tatsache aufmerksam, dass Heimat zwar wichtig sei, es aber höhere Werte wie zum Beispiel die vom Staat garantierte Freiheit oder die Menschenrechte gibt. Er knüpfte an das Gesagte von Dr. Striefler an und appellierte an die Zuschauer, sich darauf zu besinnen, wie gut es den Menschen in Deutschland geht im Gegensatz zu der 1 Milliarde Menschen weltweit, die pro Tag mit weniger als 1USD auskommen müssen. Er betonte auch, wie glücklich wir uns schätzen können, in einem Land mit garantierten Menschenrechten leben zu dürfen, wohingegen weltweit etwa 65 Millionen Menschen unter anderem wegen Abwesenheit dieser auf der Flucht aus ihrer Heimat sind. Viel wichtiger als sie alle aufzunehmen, sei es, die Ursachen für die Flucht zu bekämpfen, wozu jedes Land einen Beitrag leisten könne. Das viele Wissen, das der Mensch hat, sollte immer unter ethischem und menschlichem Handeln eingesetzt werden.

Seinen Vortrag beendete Teufel mit den Worten: „Mensch sein bedeutet Mitmensch sein.“ Wir müssen uns darauf besinnen, Heimatverbundenheit und Weltoffenheit miteinander zu verknüpfen.

Nachfolgend hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, Fragen an Dr. Teufel zu stellen. Auf die Frage, ob Heimat Symbole bräuchte, fand er eine einfache Antwort: Keine Flaggen seien nötig, sondern repräsentative Elemente wie Gebäude oder Landschaften, mit denen sich die Menschen wirklich identifizieren können.

Nach einem musikalischen Ausklang durch den Pianisten Wilhelm Rendgen konnten die Teilnehmer bei Brot und Wein den aufgekommenen Fragen im persönlichen Gespräch nachgehen.

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