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Veranstaltungsberichte

Stanislaw Tillich spricht zu „Anspruch auf Bildung!?“

von Erik Höhne
Zum Thema „Anspruch auf Bildung!?“ sprachen der Ministerpräsident Sachsens Stanislaw Tillich, Kultusminister Dr. Roland Wöller und der Präsident der Humboldt-Universität Berlins Prof. Dr. Christoph Markschies auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung am Mittwoch, den 2. Juli 2008, im Stadtmuseum Dresden vor mehr als 250 Gästen.

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Zunächst sprach Dr. Albrecht Graf von Kalnein, Vorstand der Quandt-Stiftung, welche die Veranstaltungsreihe maßgeblich unterstützt. Er betonte, dass es ein großes Anliegen der Quandt-Stiftung sei, nach dem „Zustand und der Zukunft der gesellschaftlichen Mitte“ zu fragen. Kalnein sagte, es ist „messbar schwieriger geworden, in die gesellschaftliche Mitte aufzusteigen“. Die Gründe dafür sieht er unter anderem auch in „Schwierigkeiten unseres Bildungswesens, Kindern trotz Bildungsferne der Elternhäuser schulischen Erfolg zu erschließen“. Kalnein forderte mehr Chancengleichheit in Deutschland.

Nach dieser Einführung hielt der Ministerpräsident Sachsens Stanislaw Tillich eine Grundsatzrede zur Bildungspolitik der sächsischen Staatsregierung. Er betonte, dass „ideologische Strukturdebatten“ niemanden weiter bringen, sondern „Bildung ganzheitlich“ gedacht werden muss. Tillich hob hervor: „Bildung beginnt nicht erst mit der Einschulung in die Schule, sondern schon mit dem ersten Lebenstag in der Familie.“ Ebenso sei der Bildungsweg nicht mit dem beruflichen oder akademischen Abschluss zu Ende. Auch deshalb müsse der Bereich der beruflichen Weiterbildung in Sachsen und Deutschland noch gestärkt werden. Tillich ging auch auf die Forderung Kalneins nach mehr Chancengleichheit ein. Er sagte, es gelte „jeden Bewerber in jedem Alter zu fördern“ und „das Tor der Bildung für jeden zu öffnen“. Ab 2009 soll der Bereich des Kindergartens im Aufgabenspektrum des Kultusministeriums liegen und nicht, wie bislang, beim Sozialministerium. Diese Maßnahme sei ein „wichtiger Schritt, Kindergarten und Schule miteinander zu verzahnen“. Das Ziel müsse es sein, jedes Kind nach seinen Fähigkeiten und Begabungen zu fördern. Tillich sprach sich gegen einen Rechtsanspruch auf einen Hauptschulabschluss aus. Er befürchtet, dass damit die Leistungsanstrengungen von Lehrern und Schülern entwertet werden und andererseits die Anstrengungsbereitschaft der Schüler sinken würde.

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Von links: Prof. Dr. Christoph Markschies, Dr. Joachim Klose, Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Kultusminister Dr. Roland Wöller

Der neue Kultusminister Dr. Roland Wöller unterstrich die Aussagen Tillichs und betonte, dass Bildung die „Währung der Zukunft“ sei. „Gute Schulen und eine hohe Qualität bei den Lehrern sind ein Standortfaktor für den Freistaat Sachsen“, sagte Wöller. Er sieht drei Bausteine, welche Bildung unbedingt mit sich tragen muss: „Werteorientierung, Kompetenz und Wertevermittlung“. Nur dann könne man von einer Bildung sprechen, die den Einzelnen befähigt „sich selbst zu erschließen“ und „persönliche Freiheiten zu erlangen“.

Abschließend sprach Prof. Dr. Markschies – Präsident der Humboldt-Universität Berlin und Hauptreferent des Abends. Er betonte, dass Bildung unentgeltlich und offen für jedermann sein solle. Ausdrücklich erwähnte er in dem Zusammenhang auch den Zugang zu den Hochschulen. Markschies kritisierte, dass das „Studium ohne Abitur“ in Universitäten bislang kaum diskutiert wird. Des weiteren ging auch er auf die in manchen Bereichen noch unzureichende Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem ein. So sei zum Beispiel das Erststudium nicht in jedem Fall finanziell sichergestellt. Er bemängelte zudem die fehlende Gleichstellung von Männern und Frauen im Vergleich zu anderen Ländern Europas. „Viele qualifizierte Frauen gehen der Universität auf dem Weg zur Professur verloren“, klagte Markschies. „Die Qualität der Universität“ würde darunter leiden.

Im Anschluss an die Impulsreferate bestand die Möglichkeit zum Austausch zwischen den Gästen und den Referenten auf dem Podium. Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Joachim Klose, Leiter des Bildungswerkes Dresden. Bei einem Empfang wurde der Gedankenaustausch fortgesetzt.

Das Bildungswerk Dresden der Konrad-Adenauer-Stiftung möchte sich mit der Reihe „Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Der Freistaat Sachsen auf dem Weg in die Zukunft“ die Herausforderungen in den verschiedenen Politikfelder beleuchten und diese mit der interessierten Bürgerschaft diskutieren. Nach den Modulen „Anspruch auf Arbeit!?“ und „Anspruch auf Sicherheit und Frieden!?“ beschäftigt sich das dritte Modul der Reihe mit dem Bereich Bildung und Kultur. Ziel ist es, die verschiedenen Aspekte der aktuellen Bildungspolitik in Sachsen zu betrachten und zu hinterfragen.

Die nächste Veranstaltung der Reihe findet am 8. Juli 2008 statt. Prof. Dr. Gunter Dueck, Chef-Entwickler von IBM Deutschland, wird dann das Spannungsfeld zwischen der pädagogischen Erwartung und der gesellschaftlichen Wirklichkeit der Bildung referieren.

Erik Höhne, der Autor des Beitrags, leistet sein Freiwilliges Soziales Jahr "Politik" bei der Konrad-Adenauer-Stiftung im Bildungswerk Dresden

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