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Veranstaltungsberichte

Wege in die Freiheit – Dresden 1989

von Jonas Lietz

Stelen in der Dresdner Innenstadt

Allein historische Fakten und die Erforschung geschichtlicher Ereignisse reichen nicht aus, um die mitreißenden Eindrücke des Herbstes 1989 lebendig zu halten. Etliche Veranstaltungen haben in den vergangenen Wochen und Monaten dem Jubiläum der Friedlichen Revolution gedacht. Dresden spielte dabei eine entscheidende Rolle. Zwanzig Jahre nach dem Umbruch haben das Bildungswerk Dresden der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen unter dem Titel „Wege in die Freiheit – Dresden 1989“ greifbare Orte des Erinnerns geschaffen.

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Das Stadtbild von Dresden wurde mit sechs Stelen bereichert, die alle Bürgerinnen und Bürger sowie die Besucher der sächsischen Landeshauptstadt über historische Orte und Ereignisse des Protestes aufklären. Am 05. November 2009 wurde stellvertretend für alle Stelen die Informationstafel vor der Kreuzkirche feierlich eingeweiht. Die Initiatoren, Dr. Joachim Klose und Michael Beleites, sprachen über die Bedeutung der Stelen und den Prozess der Ideenumsetzung. Zudem waren drei Zeitzeugen eingeladen.

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Von links: Dr. Joachim Klose, OKR Christoph Seele, Annemarie Müller, Johannes Pohl, Jens Hommel (kolka.agentur) und Michael Beleites

Annemarie Müller, die bis Sommer 1989 im Büro der Ökumenischen Versammlung der DDR tätig war, schilderte die Atmosphäre in den Kirchen. Ein emotional überwältigender Moment ereignete sich im April 1989. Alle Kirchenbesucher des Abschlussgottesdienstes hatten am Eingang ein farbiges Band erhalten. Zusammengeknüpft ergab sich rasch ein buntes Netz – Ausdruck von Gemeinschaft und Zusammenhalt. Man war im Widerstand nicht allein.

Johannes Pohl war Gründungsmitglied und Leiter des Ökumenischen Friedenskreises Johannstadt und beteiligte sich am Aufbau des „Demokratischen Aufbruchs“. Er verwies darauf, dass auch den nachfolgenden Generationen die Ereignisse des Umbruchs immer in Erinnerung bleiben sollen. Die Notwendigkeit zu handeln war zum Ende der DDR offensichtlich. Dresden war laut Pohl „verdreckt“ und die Bausubstanz marode.

Oberkirchenrat Christoph Seele bezeichnete die Kirchen als Orte des Widerstandes, die Schutz vor der Staatsgewalt boten. Er erinnerte sich, welche bewegende Wirkung der Anblick der überfüllten Kreuzkirche auf ihn ausübte.

Etwa 50 Dresdner verfolgten die Open-Air-Veranstaltung. Unter den Besuchern war auch Dr. Herbert Wagner, der durch die ersten freien Kommunalwahlen in der DDR im Mai 1990 zum Oberbürgermeister von Dresden gewählt wurde.

Die sechs Stelen erinnern in der Dresdner Innenstadt ein Jahr lang an die historischen Orte und Ereignisse der Friedlichen Revolution. Sie stehen am Hauptbahnhof, auf der Prager Straße, an der Kreuzkirche, auf dem Theaterplatz, am Albertplatz und an der Dreikönigskirche.

Annemarie Müller (Jg. 1952) war von 1987 bis Sommer 1989 im Büro der Ökumenischen Versammlung der DDR tätig. Unter Leitung von Pfarrer Christof Ziemer war sie maßgeblich an der Vorbereitung des Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in der DDR beteiligt. 1990 gründete sie das Ökumenische Informationszentrums für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung e.V. in Dresden mit, dessen Geschäftsführerin sie bis heute ist.

Johannes Pohl (Jg. 1951) war 1982 Gründungsmitglied und Leiter des Ökumenischen Friedenskreises Johannstadt und 1989 Gründungsmitglied des „Demokratischen Aufbruchs“. Nach der Friedlichen Revolution war er von 1990-1994 Umweltdezernent und Stadtverordneter der Landeshauptstadt Dresden. 1994 ging Pohl als Betriebsleiter zur Stadtentwässerung Dresden (SEDD), deren Geschäftsführer er seit 2003 ist.

Christoph Seele (Jg. 1964) absolvierte nach der Schulzeit eine Installateurslehre und war dann bis 1990 acht Jahre in einer privaten Handwerksfirma tätig. In den letzten Berufsjahren als Handwerker nahm er am kirchlichen Fernunterricht teil. Nach 1990 studierte er Theologie. Von 2000 – 2009 war er als persönlicher Referent des Landesbischofs in der Bischofskanzlei. Seit September 2009 ist Seele Beauftragter der evangelischen Landeskirche beim Freistaat Sachsen.

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