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Veranstaltungsberichte

Allianz der afrikanischen Initiativen für Frieden und Stabilität in Westafrika

Deutsche Parlamentarier beim internationalen KAS-Workshop auf Gorée

Die KAS Dakar, das Gorée Institut und die GTZ organisierten einen internationalen Workshop auf Gorée, bei dem zahlreiche Abgeordnete, Wissenschaftlerinnen und Verantwortliche von Fraueninitiativen aus Senegal, Guinea Bissau, Burkina Faso, Guinea, Mali und Côte d’Ivoire nach Lösungen zur Verbesserung der Bildungssituation für Mädchen und junge Frauen in Afrika suchten.

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Die der senegalesischen Hauptstadt vorgelagerte Insel Gorée beherbergt heute nicht nur die Relikte ihrer Vergangenheit wie das Sklavenhaus und das Castel. Das Gorée Institut gehört ebenfalls zum Dekor der Insel. Die KAS Dakar, das Gorée Institut und die GTZ organisierten am zweiten Aprilwochenende einen internationalen Workshop auf Gorée, im Rahmen dessen zahlreiche Abgeordnete, Wissenschaftlerinnen und Verantwortliche von Fraueninitiativen aus Senegal, Guinea Bissau, Burkina Faso, Guinea, Mali und Côte d’Ivoire nach Lösungen zur Verbesserung der Bildungssituation für Mädchen und junge Frauen in Afrika suchten.

Die Delegation deutscher Parlamentarier, die unter der Leitung von Hartwig Fischer Senegal besuchte, nahm den Aufenthalt in Dakar zum Anlass, um mit der deutschen Botschafterin am KAS-Workshop teilzunehmen.

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Dr. Dümmel, Hartwig Fischer MdB, Doretta Loschelder, deutsche Botschafterin im Senegal

Den Vorsitz der Veranstaltung übernahm die senegalesische Abgeordnete und ehemalige Ministerin Aminata Mbengue Ndiaye, die im panafrikanischen Parlament tagt und für ihr Enga-gement in Fraueninitiativen bekannt ist. In ihrem Vortrag ging sie insbesondere auf die Hindernisse ein, die der Bildung von Mädchen entgegenstehen, beispielsweise religiöse Vorbehalte und bestimmte Traditionen. Sie berichtete von Dörfern und Regionen, in denen die religiösen Führer bis heute die Implementierung von Schulen verweigern. Ndiaye betonte, dass Mädchen immer stärker in wissenschaftlichen und technischen Ausbildungsgängen gefördert werden sollten, wozu eine breite Mobilisierung der Frauen notwendig sei.

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Im Anschluss wurde die Ausgangssituation in den verschiedenen Ländern Westafrikas skizziert und eine Bestandsaufnahme der Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und junge Frauen erstellt. Die Diskrepanz zwischen Jungen- und Mädcheneinschulung und –bildung ist in allen Ländern hoch. Mit verschiedenen Strategien wurde seit einigen Jahren versucht, dies zu verändern: schulbegleitende Maßnahmen spezielle für Mädchen, Ausbildungsinstitute nahe am Wohnort sowie die Verbesserung der Lehrerausbildung und –fortbildung. Die Strategien zeigten allerdings bis heute nur begrenzt Wirkung.

Die Beiträge von 12 Experten (10 Frauen und 2 Männer) aus den verschiedenen westafrikanischen Ländern verdeutlichten, wie notwendig es ist, frühzeitig bereits in der Familie zu beginnen, soziokulturelle und religiöse Hindernisse bei der Mädchenausbildung abzubauen. Nach einer Diskussion um die Ausbildungssprache (Regional- oder offizielle Sprache), wurden drei Arbeitsgruppen gebildet. Die Themen waren:

1.Die Identifizierung der Hindernisse auf dem Weg zur Förderung der Mädchenbildung

2.die sozialen Mobilisierungsstrategien

3.Kommunikationsmodelle zur effizienten Involvierung aller Beteiligter im Bereich der Bildungsinitiativen für Mädchen und junge Frauen.

Während in Burkina Faso nur 1,2 % der Mädchen Universitätsniveau erreichen, sind es in Senegal sechs von 100 Mädchen, die das Abitur machen (43 von 100 erreichen die Sekundarstu-fe, 17 kommen bis zur mittleren Reife). Wenn mehr als 90 % aller Arbeiten im Haushalt von Frauen erledigt werden, verwundert es nicht, wenn Mädchen häufig lediglich ein Minimum an Bildung zugestanden wird, damit sie ihren Müttern bei den schweren körperlichen Arbeiten im Haushalt helfen können.

Eine Kommission zur Förderung der Mädchenbildung hat sich in Burkina Faso bis 2010 fol-gende Ziele gesetzt: das Bildungsniveau nach der Primärschule zu erhöhen und durch Kostensenkungen für Eltern erreichbarer zu machen, die schulischen Infrastruktur im Land zu erhö-hen, Lehrmittel zu subventionieren, für finanziell schwache Kinder die Ausbildung zu finanzieren und die technische und berufliche Ausbildung im Sekundär- und universitären Bereich generell zu fördern.

Die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen wurde als besonders wichtig für die Förderung der Mädchenausbildung herausgehoben. Organisationen wie Promo-femmes sind dafür be-kannt geworden, dass dort ausgebildete Frauen regelmäßig in Entscheidungspositionen aufstiegen. Beispielsweise stieg die Zahl der weiblichen Abgeordneten in Burkina in den letzten Jahren von drei auf zehn.

Fawe-Senegal ist in der Casamance (südlicher Senegal) tätig und initiiert dort zahlreiche Mobilisierungs- und Lobbying Aktionen zur Förderung der Frauenbildung. Ein Beispiel dafür sind die Exzellenz-Clubs für Mädchen. Darüber hinaus gibt es Programme, in denen Frauen in Entscheidungspositionen paradigmatisch vorgestellt werden. In den 130 Clubs hat sich die Anzahl der Teilnehmerinnen seit 2004 expotentiell erhöht. In diesen Clubs erhalten die Mitglieder ein kleines Studiengeld. Dafür belegen sie einer Reihe von staatsbürgerlich und politisch bildenden Aktivitäten. Viele der Mädchen sind in der Folge in staatliche und private Stipendienprogramme aufgenommen worden. Selbst Mütterclubs wurden gegründet, die die Fa-we-Stipendienprogramme unterstützen und gleichzeitig psychologische Hilfe und Unterstüt-zung für Mädchen mit familiären Problemen anbieten (beispielsweise ungewollte Schwangerschaft, Zwangsheirat u.a.m.). Kleinkredite für einkommensschaffende Maßnahmen runden die Aktivitäten dieser Clubs ab. Diese Kredite tragen dazu bei, dass die Frauen finanziell unabhängig werden und die Mädchen für außerhäusliche Aktivitäten mehr und mehr von der Arbeit frei gestellt werden.

Die deutsche Parlamentarierdelegation versprach im Anschluss, dass sie sich auf Kommissionsebene noch stärker für die Belange von Frauen in Afrika einsetzen werden. Das anschließende Mittagessen bot den Seminarteilnehmern die Gelegenheit zum Austausch. Gemeinsamkeiten wurden so festgestellt, erste Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen.

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