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Veranstaltungsberichte

Social Media und Start-Ups in Gambia und Senegal

Workshops mit Jungunternehmern und Nachwuchspolitikern

Vom 27. Juni bis 1. Juli 2018 führte das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Sitz in Dakar mehrere Veranstaltungen in Gambia und Senegal mit dem aus Deutschland angereisten Startup-Gründer und Social-Media-Experten Juri Schnöller durch. Juri Schnöller ist Altstipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung und Mitbegründer von Cosmonauts & Kings, des ersten politischen Tech-Start-Ups in Deutschland.

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Durch seine Erfahrungen in der politischen Kommunikation und Kampagnenführung sowie als junger Unternehmer konnte er den Teilnehmern mehrerer Workshops in Gambia und Senegal konkrete Hinweise für eine Unternehmensgründung und Aktivitäten in sozialen Netzwerken geben und zeitgleich auf anschauliche Weise die Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft vermitteln.

Gambia ist eines der ärmsten Länder der Welt und das kleinste Land auf dem afrikanischen Kontinent. Seit Januar 2017 befindet sich Gambia nach 22 Jahren autoritärer Herrschaft in einem tiefgreifenden demokratischen Transformationsprozess. Mehr als 60 Prozent der Gambier sind wie in den meisten anderen afrikanischen Ländern jünger als 25 Jahre, die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch und ein formeller Arbeitsmarkt praktisch nicht vorhanden. Auch wenn sich seit dem Amtsantritt des neuen gambischen Präsidenten Adama Barrow im Januar 2017 vieles im Land verändert hat und vor allem Meinungs- und Pressefreiheit etabliert wurden, bleibt die soziale und wirtschaftliche Lage des Landes prekär.

Workshop mit Jungunternehmern zu Start-Ups

Das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung lud daher am 28./29. Juni in Zusammenarbeit mit der Gambia Chamber of Commerce and Industry (GCCI) 25 junge Unternehmer und Start-Up-Gründer aus Gambia ein, um mit Juri Schnöller über konkrete Fragen einer Unternehmensgründung und –entwicklung zu beraten. Dabei stand das gegenseitige Lernen im Mittelpunkt des Workshops zum Thema „Stimulating jobs and growth through start-ups“. Die Start-up-Szene des kleinen Landes ist durchaus vital und von einem mutigen und unkonventionellen Unternehmergeist geprägt. Anders als eine Vielzahl von jungen Gambiern entscheiden sich diese Jungunternehmer bewusst gegen eine irreguläre Migration und investieren durch ihre Ideen und Unternehmensvorhaben in ihre eigene und die Entwicklung Gambias. Die überwiegende Mehrzahl der Jung-unternehmer ist in den Bereichen Landwirtschaft und Technologie aktiv – das größte Problem aller Jungunternehmer des Workshops war die Finanzierung ihrer Vorhaben bzw. der nur beschränkt vorhandene gambische Markt.

Die Rahmenbedingungen für die Jungunternehmer sind schwierig. Sie erhalten praktisch keinen Zugang zu Krediten von Banken, da sie keine Sicherheiten vorweisen können. Die schlechte Internetverbindung und wiederkehrende Stromausfälle ermöglichen es den Jungunternehmern zusätzlich kaum, im international wachsenden Onlinebereich ihre Produkte zu vermarkten. Dennoch zeigen alle Unternehmer eine beeindruckende Motivation und sind überzeugt davon, dass ihre Produktideen langfristig durchsetzungsstark und gewinnbringend sein werden. Im Anschluss an den Workshop wurden vier Start-Ups vor Ort besucht und in den jeweiligen Einrichtungen konkrete Hilfestellungen für eine Verbesserung der Sichtbarkeit des Unternehmens auf dem gambischen Markt durch Juri Schnöller gegeben. Ein direktes Ergebnis dieses ersten von GCCI und KAS organisierten Workshops war außerdem, dass in naher Zukunft ein Dachverband von Start-Ups in Gambia gegründet werden soll. Eine solche Organisation besteht bisher nicht, kann allerdings helfen, die Interessen der Start-Ups und ihre ähnlich gelagerten Probleme zu bündeln und der Regierung gegenüber als Einheit zu kommunizieren. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat bereits angekündigt, ein solches Vorhaben zu unterstützen. In den kommenden Monaten wird gemeinsam mit der GCCI ferner beraten, wie die wirtschaftliche Entwicklung des Landes unterstützt werden kann, damit auch die demokratische Konsolidierung des Landes voranschreitet.

Im Anschluss an den Workshop mit Jungunternehmern fand am 29./30. Juni 2018 in Kooperation mit dem National Youth Council of The Gambia (NYC) ein Workshop für Nachwuchspolitiker aus unterschiedlichen politischen Parteien des Landes statt. Dabei waren sowohl Anhänger des Regierungslagers, wie auch der Opposition vertreten. An dem Workshop nahmen auch zwei Pressesprecher des Präsidialamtes teil. Da Gambia eine sehr junge Bevölkerung aufweist und sich diese zunehmend unzufrieden über die nur schleppend vorankommende Entwicklung des Landes äußert, erhielt dieser Workshop auch seitens des Ministeriums für Jugend und Sport eine besondere Aufmerksamkeit.

Workshop mit Nachwuchspolitikern zu Social Media und „fake news“

Just während des Workshops verkündete Gambias Präsident Barrow eine Kabinettsumbildung – die erste seit seinem Amtsantritt 2017 – und sorgte vor allem in den sozialem Medien für zahlreiche Spekulationen über die Gründe dieser Kabinettsumbildung. Der Workshop zum Thema „Training young leaders on social media as a political tool“ kam daher zum richtigen Zeitpunkt und konnte die ca. 30 Nachwuchspolitiker in verschiedenen Bereichen schulen. Juri Schnöller, der auf eine langjährige Kampagnenerfahrung zurückblicken kann (Obama-Campaign 2012, TeAM Deutschland 2013, Wahlkämpfe für den derzeitigen EU-Kommissionpräsidenten Juncker und den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz), ging auf Facetten der politischen Kommunikation ein und betonte dabei auch neue Herausforderungen wie „Fake news“, „alternative Fakten“ und die politische Macht sozialer Medien.

Im Anschluss an intensive Schulungseinheiten konnten die gambischen Teilnehmer ihre Erfahrungen von „fake news“ schildern und bemängelten dabei auch die Kommunikationsweise der Regierung gegenüber Medien und Bevölkerung. Passenderweise wurde während des Workshops bekannt, dass der bisherige Informationsminister abgesetzt und durch den Leiter der gambischen Fernseh- und Radioanstalt ersetzt werde. Während des Workshops wurde deutlich, dass sie Meinungsfreiheit ein zwar noch recht junges, aber bereits selbstbewusst genutztes Grundrecht der Gambier ist. Die Kommunikationsstrategie der Regierung wurde kritisiert und das Kursieren zahlreicher Falschmeldungen in sozialen Medien angeprangert. Durch eine verstärkte Aufklärungsarbeit über eine kritische und objektive Presse und bürgerliche Pflichten zur individuellen Meinungsbildung wolle der National Youth Council of The Gambia dazu beitragen, die demokratische Entwicklung des Landes weiter voranzutreiben.

Workshop im Senegal mit Bloggern und Social Media Experten

Am 1. Juli 2018 fand in Dakar die erste Zusammenarbeit des KAS-Auslandsbüros mit Watu Digital Lab statt. Watu Digital Lab ist ein junges senegalesisches Start-Up, das im ländlichen Bereich die Informationsbeschaffung von Bürgern stärken und somit im Sinne der Dezentralisierung auch die Regionen des Landes am politischen Prozess teilhaben lassen möchte. Bei der Auftaktveranstaltung mit Watu Digital Lab sprach Juri Schnöller vor 20 im Social-Media-Bereich engagierten Senegalesen zu den aktuellen Herausforderungen von Kommunikation im 21. Jahrhundert. Dabei wurde abermals deutlich, dass wir am Beginn einer digitalen Revolution stehen, die den Arbeitsmarkt und die Kommunikation generell fundamental verändern werden. Für die jungen Bevölkerungen Afrikas bietet diese Entwicklung Chancen und Risiken. Es werden neue Möglichkeiten durch internetbasierte Kommunikationswege geschaffen – es werden jedoch auch Kompetenzen benötigt, die zuerst entwickelt und ausgebaut werden müssen.

Im Rahmen der verschiedenen Workshops in Gambia und Senegal mit Juri Schnöller als Referent wurde deutlich, wie motiviert und engagiert die jungen Köpfe der beiden Länder sind, die digitale Ära mitzugestalten.

Vor allem die jungen Frauen ließen keinen Zweifel daran, dass die Digitalisierung gerade ihnen zahlreiche Möglichkeiten zur Mitgestaltung bietet. Die Herausforderungen in den beiden Ländern bleiben jedoch enorm. Die Schaffung von Ausbildungs-und Arbeitsplätzen, die Verbesserung der Infrastruktur (auch die Sicherung von stabilen Strom- und Internetverbindungen) sowie die aktive Einbindung breiter Gesellschaftsschichten – und deren Alphabetisierung – bleiben zentrale Schritte, um afrikanische Gesellschaften auf das digitale Zeitalter vorzubereiten. Die Konrad-Adenauer-Stiftung wird sich in Gambia und Senegal weiter den Themen Social Media und Start-Ups widmen.

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Kontakt

Dr. Thomas Volk

Portrait

Leiter des Auslandsbüros Israel

thomas.volk@kas.de

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