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Expertengespräch

„Positionen der Orthodoxen Kirche zur Monarchie“

Rundtischgespräch

„Positionen der Orthodoxen Kirche zur Monarchie“ war der Titel des dritten Rundtischgesprächs, welches am 17. Mai in Belgrad im Rahmen eines gemeinsamen Projekts des Christlichen Kulturzentrums und der Konrad-Adenauer-Stiftung stattgefunden hat.

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Details

Die Teilnehmer, die an der letzten Veranstaltung im Rahmen dieses Projektes teilgenommen haben, waren angesehene Religionssoziologen, Theologen, Politologen, Doktoranden und KAS-Stipendiaten, die eine Arbeitsgruppe gebildet haben. Referenten waren Vater Vukasin Milicevic aus der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) und Dr. Davor Dzalto, Direktor des Christlichen Kultur-zentrums.

Das gesamte Projekt ist eine Reihe unter dem Titel: „Die Kirche in der Welt – die Welt in der Kirche“. In diesem Rahmen werden im Laufe des Jahres 2008 fünf Rundtischgespräche zu jeweils einem eigenen Thema stattfinden. Die Teilnehmer sollen dabei zu einem oder zwei Themen wissenschaftliche Arbeiten schreiben, die am Ende der fünften Veranstaltung ins Englische übersetzt und veröffentlicht werden.

Das dritte Thema lautete „Positionen der Orthodoxen Kirche zur Monarchie“, was in Serbien nach der politischen Wende im Jahre 2000 ein hochinteressantes und immer wieder aktuelles Thema ist. Das Ziel des dritten Projektes war es, folgende Problembereiche zu thematisieren:

-Die Monarchie im heutigen Diskurs der serbischen Gesellschaft

-Das Verhältnis der orthodoxen Ortskirchen, besonders der SOK zur Monarchie

-Das Verhältnis der existierenden europäischen Monarchien zur betreffenden Kirche

Die Referenten, Vater Vukasin und Dr. Dzalto haben dazu entsprechende Vorträge gehalten, jeder von seinem persönlichen Standpunkt aus, aber auch aus der Sicht der Orthodoxen Kirche und besonders der der SOK.

Am Anfang seines Vortrages sprach Dr. Dzalto über die unterschiedlichen Stellungnahmen der Theologen und Historiker zum Verhältnis der orthodoxen Kirche zur Monarchie von ihrem Anfang bis heute. Der heutzutage übliche Vorwurf an die orthodoxen Ortskirchen hinsichtlich ihres Verhältnisses zum Staat ist, dass sie zu eng mit dem Staat zusammenarbeiten. Wenn man die historischen Umstände beachtet, sieht man, dass solch ein Verhältnis seine Ursachen in der Geschichte hat und vor diesem Hintergrund verständlich und nachvollziehbar ist.

Der prinzipielle Standpunkt der Kirche gegenüber der Staatsgewalt ist vielen Theologen und Historikern zufolge teilweise im Brief des Apostels Paulus unter „Die Stellung der staatlichen Gewalt“ (Röm. 13.4) dargestellt. Später wurde in Byzanz seitens der Kirche das System „der Symphonie“ oder „des Einklangs, der Harmonie und Gegenseitigkeit“ zwischen Kirche und Staat angenommen. Der Historiker Ostrogorsky, zum Beispiel, beschreibt die Verbindung zwischen Kirche und dem Staat in Byzanz wie folgt: Beide sind durch gemeinsame Ideale und Interessen verbunden und bekämpfen mit vereinten Kräften jede Gefahr, welche die „gottgegebene Weltordnung“ stören könnte. Doch gerade diese enge Verbindung brachte die Kirche unter die Vormundschaft der kaiserlichen Gewalt und dies führte weiter dazu, dass die kaiserliche Gewalt im Vergleich zur kirchlichen überhand nahm, was typisch für Byzanz in allen Zeiten ist.

Ein interessanter Exkurs innerhalb des Hauptthemas des Vortrages von Dr. Dzalto, war die Stellungnahme vieler Historiker, dass der serbische mittelalterliche Staat eigentlich eine Macht auf dem Balkan war, die erst nach der Schwächung des Byzantinischen Reiches entstehen konnte. Der neue Staat bekam eine dem Osten eigene Eigenschaft: der Staat ist organisch mit der Kirche verbunden. Die Fundamente für die Beziehung von Kirche und Staat im mittelalterlichen Serbien hat der Hl. Sava geschaffen, die er auf Grundlage der byzantinischen Quellen zusammengestellt hat.

Vater Vukasin hat in seinem Vortrag die I-dee der Symphonie der Kirche und des Staates heutzutage als unmöglich eingeschätzt. Die Monarchie als Herrschaftsform hat er andererseits als eine Art „geistlicher Wiederaufbau des Volkes“ genannt. Seiner Meinung nach handelt es sich hier um ein Missverständnis, wenn man heute über eine Art der „Symphonie“ von Kirche und Staat aus dem IV Jahrhundert spricht. Er bezieht sich auf den amerikanischen Theologe Schmemann und erklärt, dass es auch damals nicht um einen Staat und eine Kirche ging, sondern um das Imperium und die Kirche: „What actually happened is that, in a strange way, emperor and the empire have become Christian apart from the Church itself. This is the real origin of the symphony.” Seiner Meinung nach ist Monarchie im heutigen Serbien einfach unmöglich, da die Kirche eine „kritisch-korrektive“ Rolle in einer Gesellschaft übernehmen soll, was in einer Monarchie unmöglich wäre.

Da unter den Teilnehmern viele Historiker waren, lag der Fokus der Diskussion auf By-zanz bzw. auf der Rolle des Kaisers als Gottesvertreter auf der Erde. Wie könnte man heutzutage solch eine Rolle in einer demokratischen multikulturellen Gesellschaft überwinden?

Darüber hinaus wurden im Rahmen der an-schließenden Diskussion auch zusätzliche Themen berührt, wie z. B. Stellungnahme mancher Teile der SOK und mancher politi-scher Parteien zur Monarchie.

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Veranstaltungsort

Belgrad

Kontakt

Jelena Jablanov Maksimović

Jelena Jablanov Maksimović bild

Projektkoordinatorin

Jablanov.Maksimovic@kas.de +381 11 3285-210 +381 11 3285-329
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