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Veranstaltungsberichte

XVIII. Štiříner Gespräche

Prag, 15. 3. 2016 – Zum 18. Mal veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer (DTIHK) eine Konferenz zwischen Parlamentariern, Journalisten und Vertretern aus der Wirtschaft. Das diesjährige Thema widmete sich dem aktuellen Stand und den Visionen zur Umsetzung von Industrie 4.0 in Tschechien. Die Štiříner Gespräche, die am 10. 03. 2016 im traditionellen Schloss Štiřín stattfanden, boten eine vielfältige Diskussion über das Thema digitale Vernetzung, das heutzutage zu den relevantesten wirtschaftspolitischen Themen gehört.

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Vertreter aus Tschechien und der Bundesrepublik Deutschland stellten ihre Visionen zur Umsetzung der Industrie 4.0 vor und machten darauf aufmerksam, welche Veränderungen dieses Konzept für die Wirtschaft und die Gesellschaft bringen könnte.

„Industrie 4.0 – also die Digitalisierung und Vernetzung der gesamten Produktion im Unternehmen und über das eigene Unternehmen hinaus – verändert vor allem Geschäftsmodelle, “ sagte Dr. Werner Böhler, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung Prag, bei der festlichen Konferenzöffnung. In seinen einleitenden Wörtern erwähnte er die Sorgen, dass etablierte Unternehmen durch die Digitalisierung und den verstärken Wettbewerbsdruck vom Markt verdrängt werden könnten. Ferner erwähnte er die Möglichkeit, dass normale Arbeitsverhältnisse durch Mischformen zwischen selbstständiger und unselbständiger Arbeit vielfältig abgelöst werden könnten und schnitt zuletzt das wichtige Thema der Cybersicherheit an. Andererseits betonte Dr. Werner Böhler, dass sich neben den Risiken auch Chancen für innovative Technologien und Produkte und damit für Neugründungen von Unternehmen, insbesondere Start-Ups, eröffnen. Es bestehe hier auch eine neue Aufgabe seitens der Politik, einen geeigneten ordnungspolitischen und regulatorischen Rahmen zu schaffen, eine „Digitale Soziale Marktwirtschaft“ auf europäischer und globaler Ebene. Anschließend übergab er das Wort an den Vizepräsidenten der DTIHK Ing. Pavel Roman, MBA, der auch die voraussichtlichen Veränderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft betonte. Aus diesen Gründen hatte sich die DTIHK für das Jahr 2015 das Thema: „Industrie 4.0 – rEvolution gestalten“ mit dem Untertitel „Wenn eine rEvolution in der Luft liegt, ist es bereits allerhöchste Zeit zu handeln. Jedenfalls dann, wenn man sie mitgestalten will“ gewählt.

Die einleitenden Reden beantworteten die Frage „Warum brauchen wir die Industrie 4.0?“. Die Sprecher in diesem Panel waren Ing. Eduard Muřický – Vizeminister für Industrie und Handel der Tschechischen Republik und Lukas Neuhaus – Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Büroleiter Michael Kretschmer, MdB. Eduard Muřický sagte, dass die erfolgreiche Bewältigung der vierten industriellen Revolution die Wettbewerbsfähigkeit der Tschechischen Republik erhöhe und eine ausbleibende Antwort auf dieses Konzept die Tschechische Republik bei dieser wichtigen Frage neuartigen Entwicklungen außen vor ließe und somit auch negative Auswirkungen auf den Alltag mit sich brächte. Er betonte auch, was die Herausforderungen und Annahmen der Industrie 4.0 in Tschechien seien, und stellte die Nationale Initiative Industrie 4.0 vor, die zu diesem Thema unter der Leitung von Prof. Vladimír Mařík arbeitet. Lukas Neuhaus, der die Konferenz stellvertretend für den kurzfristig erkrankten Bundestagsabgeordneten Michael Kretschmer besuchte, befasste sich hauptsächlich mit den Auswirkungen von Industrie 4.0 für die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Er erklärte, dass es möglich sei, dass bestimmte Berufe verdrängt würden oder sich veränderten, aber die Entwicklung deshalb nicht automatisch als Verlust von Arbeitsplätzen angesehen werden dürfe.

Im politischen Panel, dessen Thema „Die Umsetzung von Industrie 4.0 in Tschechien – Auftrag für die Politik!“ und „Der aktuelle Stand und Vision in Tschechien“ war, wurden folgende Referenten vorgestellt: Prof. Ing. Vladimír Mařík, Dr.Sc. – Direktor CIIRC ČVUT Prag, Ing. arch. Jaroslav Klaška – Mitglied des Wirtschaftsausschusses, Abgeordneter des tschechischen Parlaments, RNDr. Martin Bunček, Ph.D. – Stellvertretender Vorsitzender der Technologischen Agentur der Tschechischen Republik und Prof. Ing. Michael Valášek, DrSc. – Dekan der Fakultät für Maschinenbau (ČVUT). Vladimír Mařík sagte, dass eine der wichtigsten technologischen Visionen von Industrie 4.0 das Erstellen eines intelligenten Verteilungsnetzwerks verschiedener Objekte in Form eines Computers sei. Dank der Verbindung des Internets mit Waren und Dienstleistungen werde ein cyber-physischer Raum geschafft, der sehr kompliziert sei. In seiner Funktion als Leiter der National Initiative Industrie 4.0 stellte er ein umfassendes Dokument dieser Initiative dar, das im März 2016 in der tschechischen Regierung gemeinsam mit den Aktionsplänen diskutiert werden soll. Jaroslav Klaška betonte, dass die Revolution bereits angekommen sei und es möglich sei sie z. B in der Kommunikation zwischen Menschen, in der Wirtschaft, Unterhaltung und Kunst zu beobachten. Die Grundlage für die Industrie 4.0 sei eine schnelle Internetverbindung, um die Ziele zu erreichen – die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu erhöhen und zu stärken.

Im zweiten Teil, mit dem Titel „Erfolgreiche Industrie 4.0 Projekte – Best Practice Erfahrung aus Unternehmen“, versammelten sich am runden Tisch Vertreter der deutschen und tschechischen Unternehmen, Prof. Ing. Oliver Herkommer – Vorstandsvorsitzender der Ingenics AG, Ulm, Dipl.-Ing. Arnd Schirrman – Experte für die Themen Service und Logistik, Airbus Group Innovations, Hamburg, Ing. Jiří Kabelka – Vorstandsvorsitzender DEL AG, Prag und Ing. Pavel Vydra – Geschäftsführer und technischer Leiter MODELARNA LIAZ GmbH, Reichenberg. Alle Teilnehmer stellten ihre Unternehmen dar und auch die mögliche Einordnung der Industrie 4.0 in ihre Produktion.

Die gesamte Konferenz verzeichnete rund 180 Teilnehmer und brachte neue Erkenntnisse im Bereich Industrie 4.0. Die Teilnehmer der Debatte konzentrierten sich unter anderem auf die Rolle des Staates bei der Gestaltung der vierten industriellen Revolution und betonten, dass es für den Staat notwendig sei, Rahmenbedingungen zu schaffen, die sicherstellen, dass kleine und mittelständige Unternehmen in der Entwicklung nicht unberücksichtigt blieben. Die Štiříner Gespräche brachten ebenso einen interessanten Vergleich des Konzepts zu Industrie 4.0 der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland, sowohl auf theoretischer als auch praktischer Ebene.

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