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Veranstaltungsberichte

Politische Konflikte als Herausforderung für politisches Denken und Handeln

16. Bayerischer Promotionskolleg

Anfang Juni fanden an der Andrássy Universität Budapest (AUB) die internationale Konferenz „Der Traum von Frieden – Utopie oder Realität?“ sowie die 16. Tagung des Bayerischen Promotionskollegs Politische Theorie zum Thema „Politische Konflikte als Herausforderung für politisches Denken und Handeln“ statt. Im Rahmen dieser beiden Tagungen wurde am Abend des 05. Juni in Kooperation mit der Konrad-Adenauer Stiftung, Büro Budapest, eine Podiumsdiskussion unter dem Titel "Die Idee des Friedens und die Realität aktueller Konflikte" veranstaltet.

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Die Moderation der Diskussion wurde von Prof. Dr. László J. Kiss (AUB/Corvinus Universität) übernommen. Auf dem Podium saßen Dr. András Hettyey (Ungarisches Institut für Internationale Beziehungen), Dr. Dr. Dietrich F. R. Pohl (AUB) und Prof. Dr. Christoph Weller (Universität Augsburg). Zu Beginn hatten die Diskutierenden 15 Minuten für ein Eröffnungsstatement, danach wurde die Diskussion geöffnet und das Publikum konnte Fragen stellen.

Professor Weller erläuterte in seinen Äußerungen den Begriff des Friedens: Der Frieden ist nach Prof. Weller primär eine Idee, einzelne Staaten und Organisationen machen sich jeweils ein eigenes, unterschiedliches Bild des Friedens. Da die Vorstellungen nicht immer gleich sind, gibt es Konfrontationsmöglichkeiten zwischen den Staaten. Frieden ist laut Prof. Weller zudem ein politischer Begriff, weil mit Frieden fast alles legitimiert werden kann. Prof. Weller erwähnte weiterhin Kants Idee des Friedens. Nach Kant muss in allen Staaten Demokratie geschaffen werden, da Demokratien keine Kriege untereinander führen; so könne man ewigen Frieden schaffen. Heutzutage folgen laut Prof. Weller zwar viele Staaten der demokratischen Idee, führen aber trotzdem Kriege, weil sie Frieden schaffen möchten. Ein gutes Beispiel dafür ist laut Prof. Weller die Humanitäre Intervention. In einem solchen Krieg riskieren die Soldaten ihr Leben, um Frieden in einem bestimmten Staat oder Gebiet zu schaffen. Leider können sie aber nicht alle Probleme lösen. So fehlen nach Prof. Weller bspw. Institutionen, die wirkungsvoll gegen Terroranschläge kämpfen können.

Dr. Dr. Pohl sprach über die UN-Charta und über Kriege. Laut der UN-Charta ist Krieg nur dann noch gerechtfertigt wenn ein Staat von einem anderen Staat angegriffen wird. Der Krieg ist damit kein Automatismus mehr, wie er es früher z.T. war. Heute beeinflussen allerdings nicht nur Konflikte die Staaten und ihr Verhalten, sondern auch die Globalisierung, die ihrerseits neue Probleme aufwirft. Laut Dr. Dr. Pohl ist es schwierig, auf diese Probleme zu reagieren.

Dr. Hettyey sprach sowohl über die Bedeutung der Geschichte für aktuelle Konflikte als auch über Motivationen, die zu Kriegen führen können. Er betonte einerseits, dass Frieden heute ein Normalfall ist und ein Großteil der jungen Generationen in Europe heute den Krieg nicht kennt. Andererseits führte er aus dass, wenn man den Grund eines Krieges verstehen möchte, man die zugrunde liegenden Motivationen verstehen muss. Diese änderten sich sehr stark nach dem ersten Weltkrieg. Vor dem ersten Weltkrieg waren die Motivationen noch relativ eindeutig: z.B. die Annexion von Territorium oder der Wunsch eines Kaisers oder Königs, seine positiven Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Heute gibt es keine ehrgeizigen Kaiser mehr, die ihre Fähigkeiten beweisen müssen, und die Zwecke eines Krieges sind oft nicht mehr so eindeutig wie früher. Dazu kommt, dass die internationalen Beziehungen heute viel komplizierter sind als noch während des ersten Weltkriegs. Heute gibt es mehr internationale Akteure, komplexere und problematischere Fragen, die Arbeit der Diplomaten ist schwieriger und die Staaten selbst sind auch komplexer.

Am Ende der Diskussion hatte das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen, wobei sich insbesondere ein Interesse an den wirtschaftlichen Dimensionen heutiger Kriege zeigte.

(Text: Szilvia Hénap)

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