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Veranstaltungsberichte

„Ich kann nicht jeden Tag in die Oper gehen“

Bundesfinanzminister Schäuble begeistert beim Mühlenkreisgespräch

Die Mühlenkreisgespräche mit Steffen Kampeter, Noch-MdB und Parlamentarischer Staatssekretär a.D. im Bundesfinanzministerium, waren immer außergewöhnliche Veranstaltungen. Als kurzweiliges und dynamisches Dialogformat angelegt, glichen diese Abendveranstaltungen Wanderungen zwischen den öffentlichen Welten.

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Im voll besetzten Stadttheater von Minden erlebten ca. 520 Zuhörerinnen und Zuhörer einen anderen Wolfgang Schäuble als in den Medien. Aufgeräumt und mit einer spannenden Mischung aus Ernst und Humor hielt er einen etwa 30 Minuten kurzweiligen Impuls zu allen großen Themen der Zeit. Im Anschluss stellte er sich noch eine Stunde den zugespitzten, oft auch Persönliches berührende, Fragen von Steffen Kampeter. Das Publikum spürte, dass sich beide Protagonisten kennen und schätzen.

Tour d’horizon über aktuelle Herausforderungen

„Europa und Nationen sind kein Gegensatz.“ - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble

Schäuble spann den ganzen großen Bogen, erläuterte Kausalitäten und wies auf richtige wie falsche Verknüpfungen zwischen der nachhaltigen Überwindung der europäischen Schuldenkrise, der Flüchtlingsfrage oder der aktuellen Debatten um innere Sicherheit und Populismus hin. Zentraler Bezugspunkt blieb die europäische Dimension der Herausforderungen und konsequenterweise die europäische Dimension ihrer Lösung. Und Schäuble baute Brücken: „Europa und Nationen sind kein Gegensatz.“ Oder: Zudem seien wir als Bürgerinnen und Bürger gefordert, Neuankömmlingen unser Gemeinwesen zu erklären, wobei jedoch stets gelten müsse: „Die Menschen, die zu uns kommen, müssen das gesellschaftliche Leben mit allen Werten und Normen respektieren.“ Den Briten riet er vom Brexit ab, jedoch „hörten sie leider nicht auf ihn“. Trotzdem sei er „grundsätzlich Optimist“ und lasse sich davon auch von aktuellen Krisenbeschreibungen nicht abbringen. (Lesen Sie hierzu auch unsere Sonderseite)

Politisches Engagement als Beruf und Berufung

„Junge Leute sollten sich politisch engagieren, weil es um ihre Zukunft geht. Kurz und bündig, sie haben ihr Leben noch vor sich.“ So lautete Schäubles Antwort auf Kampeters Frage, wie er junge Menschen im Publikum denn zu politischem Engagement bewegen wolle. Er fügte hinzu: „Ich bin nicht in die Politik gegangen, weil ich einen Job gesucht habe, sondern weil ich die Welt verbessern wollte. Jeden Tag ein bisschen.“ Angereichert mit der einen oder anderen Anekdote aus Schäubles südbadischer Heimat, wo er für den Wahlkreis Offenburg im Bundestag sitzt, gelang es Schäuble den Reiz, die Herausforderung, aber auch die Fallstricke politischer Verantwortung zu illustrieren.

Er ließ sich keine Amtsmüdigkeit anmerken, sondern betonte auf die provokante Frage Kampeters, ob er sich denn in seinem Alter nicht andere Beschäftigungen vorstellen könne, dass er ja nicht den ganzen Tag in die Oper gehen könne.

In seiner Begrüßung hatte Dr. Ludger Gruber, Leiter des Politischen Bildungsforums NRW der Konrad-Adenauer-Stiftung, auf das stark zugenommene Bedürfnis vieler Menschen nach Orientierung abgehoben. Angesichts der Vielfalt der großen Fragen, die – Beispiel Flucht – in vielen Menschen geradezu widerstreitende Reaktionen zwischen Herz und Verstand auslösten, brauche es viel Erläuterung von Zusammenhängen und Perspektiven jenseits der fachlichen Einzelentscheidungen.

Das Mühlenkreisgespräch: Immer wieder außergewöhnlich.

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