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Veranstaltungsberichte

„Wo es Möglichkeiten gibt, gibt es auch Probleme“

von Kristina Devine

Kunst, Kultur und Digitalisierung beim 18. Potsdamer Gespräch zur Kulturpolitik

Was bedeutet die Digitalisierung für Kunst und Kultur? Diese Frage stand beim diesjährigen 18. Potsdamer Gespräch zur Kulturpolitik im Mittelpunkt der Diskussion zwischen Experten aus Politik, Kultur und Wirtschaft, die der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Dr. Norbert Lammert, am 14. und 15. September in Potsdam moderiert hat.

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Kunstinstallation auf der IFA 2018 in Berlin

 

Studie „Buchkäufer – quo vadis?“

Zunächst standen ernüchternde Zahlen im Raum: Zum ersten Mal überhaupt hat sich das Verhältnis von Buchkäufern und –nicht-käufern umgekehrt. Laut der aktuellen Studie „Buchkäufer – quo vadis?“ des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels geben nur noch 44 Prozent aller Deutschen von zehn Jahren an Geld für Bücher aus. Gleichzeitig sind die Menschen immer häufiger und länger im Netz anzutreffen.

 

Wie Digitalisierung die Kultur beeinflusst

Die Digitalisierung berührt alle Bereiche des künstlerischen Wertschöpfungsprozesses. Ob Produktion, Vertrieb oder Verwertung die Digitalisierung schafft Bedingungen, deren Gestaltung elementarer Teil von Kulturpolitik geworden ist. Zumal sich die Kultur- und Kreativwirtschaft mit einem jährlichen Umsatz von 150 Milliarden und über einer Millionen Beschäftigter zu einem der dynamischsten Wirtschaftszweige entwickelt hat. Dabei hat eine Vielzahl von neuen Akteuren, die bislang nicht Teil des Kulturbereiches waren, erheblichen Einfluss erlangt. Und inzwischen ist auch deutlich geworden, dass gegenwärtige Regelungen, die für herkömmliche Verbreitungswege von Produkten von Künstlern unterschiedlicher Felder entwickelt wurden, nur unzureichend greifen. Um Kunst und Kultur auch in Zeiten von Digitalisierung weiterhin zu bewahren und zugänglich zu machen, ist eine gleichberechtigte digitale Teilhabe notwendig. Gerade die klassischen Kultureinrichtungen aller Sparten brauchen daher neue Strategien für den Umgang mit der Digitalisierung. Das hat auch die Kulturstiftung des Bundes erkannt und Direktorin Hortensia Völckers stellte das aktuelle, millionenschwere Programm „Kultur digital“ vor. Bis 2024 werden Kulturinstitutionen bei ihrer Entwicklung und Umsetzung digitaler Vorhaben bundesweit gefördert.

 

Teilhabe und Kulturvermittlung

Die Potenziale digitaler Anwendungen liegen neben der Dokumentation vor allem in der Förderung der Teilhabe, wie Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, betonte. Diese eröffnen dem Kulturpublikum zeitgemäße Zugänge zur Kunst und den Institutionen neue, interaktive Formen der Kulturvermittlung. Die rechtlichen Rahmenbedingungen stellen die Akteure dabei vor gewaltige Herausforderungen. Der Beitrag von Michael Duderstädt, Direktor für Politische Kommunikation bei der GEMA, führte vor Augen, wie der Ausgleich zwischen Urhebern und Verwertern einem Drahtseilakt gleicht. Die schier unendlichen Möglichkeiten der Verbreitung kultureller Erzeugnisse mit den Erwartungen der Urheber in Einklang zu bringen, bleibt eine komplexe, transnationale Aufgabe.

 

„Digitalisierung schafft Bildung“

Wie zeitgemäß unser Umgang mit der Digitalisierung ist, bleibt abzuwarten. Für den Pianisten Igor Levit ist sie eine Quelle der Inspiration. Längst gehören computerbasierte Kulturtechniken und weltweite Vernetzung zur Normalität von Künstlerin seiner Generation. Für junge Menschen forderte er daher einen vereinfachten Zugang zu geschützten Werken, denn, so Igor Levit: „Digitalisierung schafft Bildung“. Die Digitalisierung ist und bleibt eine der wichtigsten Aufgaben der Kulturpolitik. Die Beiträge der Referenten beförderten die These, dass neue Formen der Kulturproduktion und veränderte Seh-, Lese- sowie Hörgewohnheiten der Menschen unseren Kulturbegriff grundlegend verändern werden. So stellte auch die eingangs zitierte Studie des Börsenvereins fest, dass das e-Book den Trend rückläufiger Leserzahlen alleine nicht auffangen kann.

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10. Oktober 2017
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