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"Weder Hamas, noch Israel können den Krieg gewinnen"

Israel-Experte Michael Mertes im Interview

In Jerusalem bleiben wegen der Unruhen die Pilger aus. Dabei wären sie für die Christen gerade jetzt wichtig, bewertet Michael Mertes, Leiter des Israel-Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, im Domradio-Interview. Über den Krieg im Heiligen Land, den keiner gewinnen kann.

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Jerusalem selbst sei seit einigen Tagen nicht mehr von den Raketen der Hamas betroffen, den letzten Alarm habe es am vergangenen Samstag gegeben, so Mertes. Man bemerke die Veränderung in der Stadt jedoch, da sehr viele Pilgergruppen und Touristen ihre geplanten Besuche abgesagt hätten. "Dabei wäre es gerade für die Christen hier zu Lande sehr wichtig, wenn Besucher aus Deutschland, aus Europa kämen." Es sei ungewöhnlich ruhig in der Stadt, wo sonst in der Zeit des Ramadan normalerweise beim Fastenbrechen nach Sonnenuntergang so etwas wie Volksfeststimmung in der Altstadt herrsche.

Mertes zeigt sich nicht überrascht, dass die Hamas die einseitige Waffenruhe Israels nicht für Gespräche genutzt hat, denn sie habe mit ihren Raketenangriffen ein bestimmtes Ziel verfolgt, das bislang noch nicht erreicht wurde. "Zum einen hat sie das das große strategische Ziel, eine Situation herbeizuführen, in der es im Westjordanland zu einem großen Aufstand, zu einer dritten Intifada kommt." Sie kalkuliere dabei zynisch mit dem Tod vieler Palästina im Gaza-Streifen, weil sie wolle, dass Bilder um die Welt gehen, die dazu führen, dass bei den arabischen Massen von Marokko bis Jordanien die Wut steige.

Desweiteren werde die Hamas einer Waffenruhe nur dann zustimmen, wenn sie auch einen 'Erfolg' vorweisen kann. "Das ist ihr im November 2012 gelungen, als wir eine ähnliche Situation hatten. Sie hat damals eine Lockerung der Blockade erreicht, die sie als großen Sieg feiern konnte." Im Augenblick sei Israel aber zu einer solchen Konzession nicht bereit.

Ob die Bombardierung von Häusern der Hamas-Führung eine angemessene Maßnahme sein könne, um die Hamas zu Gesprächen zu zwingen, sei eine schwierige Frage. Einerseits handele es sich nch Darstellung der israelischen Armee nicht einfach um Wohnhäuser, sondern um militärische Kommandozentralen. "Zweitens muss man dazu sagen, dass die Hamas-Führer - die ja nun wirklich totalitäre Diktatoren sind, die man nicht verharmlosen sollte - mit der Tunnelwirtschaft im Süden des Gaza-Streifens gewaltige Reichtümer angehäuft haben, während ihre eigene Bevölkerung darbt." Ein israelischer Gesprächspartner habe ihm gesagt, "wenn man ihr eigenes Eigentum angreift, dann ist das eine Sache, die einen Nerv bei ihnen trifft".

Mertes glaubt, das israelische Vorgehen insgesamt sei darauf ausgerichtet, der Hamas zu zeigen, dass sie keinen Erfolg haben kann. Aber es sei ohnehin ein großes Problem in dieser Auseinandersetzung, dass weder die Hamas noch Israel den Krieg gewinnen könne. "Für Israel würde ein Sieg die Besetzung des Gaza-Streifens und den Beginn eines großen Blutvergießens bedeuten, das Israel nicht durchhalten kann." Das sei auch nicht der Wunsch von Premierminister Netanjahu, weil er wisse, dass dieser Preis viel zu hoch wäre. Die Hamas hingegen wolle etwas vorweisen können, das sie in der arabischen Welt, insbesondere bei den Palästinensern dastehen lasse als eine Kraft, die in der Lage ist, Israel Konzessionen abzuringen.

Mit freundlicher Unterstützung von Domradio

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Schäden nach einem israelischem Luftangriff | Foto: dpa

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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

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Berlin Deutschland