Welter, Erich
Welter, Erich
geb. am 30.06.1900, gest. am 10.06.1982
Ein ganzes Leben lang hat sich Welter darum bemüht, Nichtökonomen ordnungspolitisches Denken, und das heißt: Denken in wirtschaftlichen Zusammenhängen, in einer einfachen, für jedermann verständlichen Sprache nahe zu bringen. Seine Verdienste als Kämpfer für eine freiheitliche Ordnung können schwerlich überschätzt werden. Seine Devise war: Sich „nicht darauf verlassen, dass die Wahrheit sich selbst durchsetzt, nur weil sie wahr ist. Man muss für die Wahrheit kämpfen.“ Welter ist für sein mutiges publizistisches Wirken unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern (1975) und mit der Ludwig-Erhard-Medaille (1978) ausgezeichnet worden.
Als Wissenschaftler, Publizist und
Zeitungs-Unternehmer hat sich Welter
gleichermaßen und mit hohem Engagement
für eine freiheitliche Ordnung
von Wirtschaft und Gesellschaft
eingesetzt. In einer Zeit, in der die
Bewährungsprobe der Sozialen Marktwirtschaft noch ausstand und
in der sogar ein Generalstreik die Abberufung
von Bundeswirtschaftsminister
Ludwig Erhard erzwingen
sollte, focht Welter in engem Kontakt
mit Erhard für die Beseitigung der
Reste staatlicher Zwangswirtschaft,
für das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen,
für die Liberalisierung
der außenwirtschaftlichen Beziehungen,
für eine unabhängige
Zentralnotenbank, für ein hohes Maß
an Geldwertstabilität, für eine konsequente
Beschränkung der staatlichen
Aktivitäten auf ordnungspolitische
Aufgaben, für den Rückzug des Staates
als Unternehmer, für den Abbau
des staatlichen Interventionismus
und für ein marktwirtschaftliches Einkaufsverhalten
staatlicher Organe. Eine
große Anzahl von Aufsätzen in
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
galt diesen Themen.
Wissenschaftliche Laufbahn
Promotion in Berlin 1921 (bei Hermann Schumacher); Habilitation in Frankfurt 1941 (bei Wilhelm Gerloff); seit 1944 außerplanmäßiger Professor; von 1948 bis zur Emeritierung 1963 ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mainz; Gründer des Forschungsinstituts für Wirtschaftspolitik an der Universität Mainz 1950; von 1949 bis 1971 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Verkehr; von 1953 bis 1975 Mitglied des Forschungsbeirats für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands.
Beruflicher Werdegang
1921 Eintritt in die Handelsredaktion der Frankfurter Zeitung; von Januar 1933 bis April 1934
Chefredakteur der Vossischen Zeitung, die ihr Erscheinen unter dem Druck der Nationalsozialisten einstellen musste; 1934 Rückkehr zur Frankfurter Zeitung, wo er bis zum stellvertretenden Hauptschriftleiter aufrückte; 1943 nach dem Verbot der Frankfurter Zeitung als Reserveoffizier „wissenschaftlicher Beobachter“ im Planungsamt des Ministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion; 1946 Gründung der „Wirtschaftszeitung“ in Stuttgart (später „Deutsche Zeitung und Wirtschaftszeitung“) , aus der Welter aus besatzungsrechtlichen Gründen ausscheiden musste; 1949 Gründung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, deren Herausgeber und zentraler Kopf Welter bis 1980 geblieben ist.
Literaturhinweise:
- WELTER, E. (1954), Falsch und richtig planen. Eine kritische Studie über die deutsche Wirtschaftslenkung im Zweiten Weltkrieg, Heidelberg;
- DERS. (1960), Der Staat als Kunde. Öffentliche Aufträge in der Wettbewerbsordnung, Heidelberg;
- DERS. (1953), Die wirtschaftspolitische Bildungsaufgabe, in: Hunold, Albert (Hrsg.), Wirtschaft ohne Wunder, Erlenbach, Zürich, S. 339 ff