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Veranstaltungsberichte

Evaluierung strategischer Corporate Social Responsibility

KAS-KOSIF CSR WORKSHOP 2012

Am 21. Mai 2012 fand in Seoul ein Workshop zum Thema „Evaluierung strategischer Corporate Social Responsibility“ (CSR) statt. Die Veranstaltung wurde in Kooperation von KAS mit dem Partner KOSIF (Korea Sustainability Investing Forum) organisiert und brachte rund 100 koreanische CSR-Experten zusammen.

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Die Vorträge und Diskussionsrunden dienten zur Evaluierung der Situation der CSR in Korea und zum Vergleich des koreanischen Status quo mit anderen Industrienationen wie Deutschland.

Vergleich strategischer CSR: Korea und die Welt

Die erste Session wurde mit zwei Vorträgen von Dr. René Schmidpeter (Ingoldstadt) und Prof. Young-Do Ahn (Hanyang University) eingeleitet. Dr. Schmidpeter erläuterte in seiner Präsentation den Zusammenhang zwischen der internationalen Finanzkrise und dem Vertrauensverlust der Gesellschaft in die Wirtschaft. Er zeigte die globalen negativen Trends in Bezug auf das allgemeine Geschäftsvertrauen auf und verwies auf die damit einhergehende Wichtigkeit von Strategic Corporate Responsibility. “CSR muss als ein Prozess verstanden werden, in dem die Unternehmen soziale, ethische und ökologische Aspekte in ihr Kerngeschäft integrieren”, erklärte Schmidpeter. Allein für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit seien Unternehmen zunehmend auf die Anwendung strategischer CSR angewiesen. Das verantwortungsbewusste und nachhaltige Wirtschaften trage zum positiven Image der Firmen bei, indem die Interessen der Kapitaleigner (shareholder) mit denen der Beschäftigten (stakeholder) verbunden werden. Es gelte somit, die sieben Prinzipien strategischer CSR der International Organization for Standardization (ISO) zu beachten: accountability, transparency, ethical behaviour, respect for stakeholder interests, respect for the rule of law, respect for international rules of behavior und respect for human rights. Auf diese Weise könne wieder generelles Vertrauen in die Marktwirtschaft geschaffen und die gemeingesellschaftliche Akzeptanz des Unternehmertumswieder hergestellt werden.

Young-Do Ahn ging in seinem Vortrag ebenfalls auf strategische CSR ein und setzte diese in den Kontext der “Anti-Globalisierung”. Im Zeitalter der globalen Interdependenzen nehme die wirtschaftliche Unsicherheit immer weiter zu, weshalb das unternehmerische Nachhaltigkeitsmanagement mehr als je zuvor gefordert sei. “Heutzutage können sich es Firmen nicht mehr leisten auf CSR zu verzichten. Eines Tages werden sie die Integration von CSR auch nicht mehr vermeiden können. Meine Empfehlung an die Unternehmen ist es deshalb, diesen Schritt jetzt schon zu wagen und Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln”, fügte Ahn hinzu. Ferner erklärte er die Umsetzungsschritte von CSR im Unternehmensmanagement und beteuerte, dass der Corporate Responsibility-Ansatz in erster Linie den Betrieben selbst Vorteile verschaffe. „CSR bedeutet nicht, dass Unternehmen sich auf Kosten ihres wirtschaftlichen Kerngeschäfts in Weltrettungsaktionen stürzen müssen. CSR bedeutet vielmehr richtiges Wirtschaften, bei dem neben den Unternehmen auch die Umwelt Vorteile statt Nachteile genießen kann“, sagte Ahn.

In der anschließenden ersten Diskussionsrunde erörterten Dr. René Schmidpeter, Young-Do Ahn, Jin-Kyo Seo (SK Telecom, Head of CSR Team) und Kwang-Hyung Lee (Hyundai-Mobis, General Manager) den Ausprägungsgrad strategischer CSR in Korea. Seo merkte zunächst an, dass CSR in den koreanischen Unternehmen „noch ein Hintergrundthema“ sei. Grund dafür liege in der generellen Unwissenheit darüber, wofür CSR eigentlich steht. „Das Problem besteht darin, dass viele koreanische Unternehmer reine Geldspenden oder einseitiges Engagement auf Kosten der Betriebe mit CSR assoziieren“, ergänzte Lee. Eine weitere Schwierigkeit bestehe darin, dass die wenigen Unternehmen mit strategischer CSR wettbewerbstechnisch benachteiligt werden, weil längst nicht alle koreanischen Unternehmen nachhaltig wirtschaften wie es beispielsweise in Deutschland der Fall sei. Es müsse in Korea also noch sehr viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit diesbezüglich geleistet werden, argumentierte Dr. Schmidpeter.

CSV – der neue Trend und seine Wahrheiten und Irrtümer

In der zweiten Session diskutierten die Experten Jae-Kyo Seo (HERI, Senior Researcher), Yoon-Ki Ahn (POSRI, Head of Research Group) und Dr. René Schmidpeter über Corporate Social Value (CSV). Seo erklärte, dass die koreanischen Unternehmer CSV-Strategien eher bevorzugen als CSR. Dies sei deshalb der Fall, weil CSV die „richtigen Instrumente“ des Wirtschaftens impliziere und CSR hingegen die „gute Wirtschaftspolitik“ eines Unternehmens. Für das Unternehmensmanagement sei es lukrativer, diejenige Strategie zu fahren, die zu mehr Gewinn führt. „CSV und CSR sind eng miteinander verknüpft. Es ist nur eine Marketing-Frage, welchen der beiden Termini ein Unternehmen für seine nachhaltige Wirtschaftsstrategie verwendet“, fügte Dr. Schmidpeter hinzu. Auch Professor Ahn stimmte Schmidpeter zu und sagte, dass CSR seine Grenzen habe: „Es geht bei der Debatte um strategische CSR lediglich darum, dass Unternehmen primär profitorientiert agieren und sich gleichzeitig um positive Nebeneffekte für Gesellschaft und Umwelt bemühen“.

Am Ende der Veranstaltung waren sich alle Experten einig: Jedes Land, so auch Korea, müsse seine eigene CSR-Strategie entwickeln. Denn in einer Welt mit schwindenden Ressourcen und Wirtschaftskrisen sei strategische CSR „ganz weit oben auf der Unternehmensagenda“ zu platzieren. Je mehr Handlungsspielraum die Unternehmen besitzen wollen, desto verantwortungsbewusster gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt müssten sie handeln, resümierte Dr. Schmidpeter.

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Stefan Samse

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Leiter des Rechtsstaatsprogramms Asien

stefan.samse@kas.de +65 6603 6171

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