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Veranstaltungsberichte

Korean Sustainability Conference 2012

Fortsetzung der Kooperation zwischen der KAS und der Korean Standards Association (KSA)

Ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und die modellhafte Praktizierung von unternehmerischer sozialer Verantwortung (engl. Corporate Social Responsibility/CSR): koreanische Unternehmen, die diese beiden Charakteristika aufweisen, wurden auch in diesem Jahr wieder mit öffentlichkeitswirksamen Preisen ausgezeichnet. Die KAS, die in ihrem koreanischen Länderprojekt den Gedanken der CSR seit Jahren aktiv fördert, zählt ebenso lange zu den Ausrichtern der jährlichen „koreanischen Nachhaltigkeitskonferenz“, die am 25. Oktober 2012 in Seoul stattfand.

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In seiner Begrüßung der über 150 Firmenvertreter zeigte sich der Leiter des Auslandsbüros Korea der KAS, Dr. Norbert Eschborn, von dem hohen Grad der Selbstverpflichtung der ausgezeichneten koreanischen Unternehmen beeindruckt und unterstrich, dass angewandte CSR nicht nur den Unternehmen, sondern auch der Gesellschaft als Ganzes nütze. Er verwies in diesem Zusammenhang auf fachwissenschaftliche Debatten, wonach die primäre unternehmerische Aufgabe in der Schaffung sicherer Arbeitsplätze bestehen, die auch in konjunkturell schwierigen Zeiten erhalten blieben. Vor dem Hintergrund wachsender Einkommensungleichheit und Jugendarbeitslosigkeit in Korea seien daher noch weit mehr CSR-Initiativen der Wirtschaft sinnvoll und wünschenswert. CSR könne jedoch kein Ersatz für politisches Handeln sein, sondern sie symbolisiere die Verantwortung der Unternehmen neben der der Politik und der Zivilgesellschaft, für die Bewältigung der Herausforderungen der Globalisierung. Die ausgezeichneten koreanischen Unternehmen hätten dies verstanden und verinnerlicht. Die gemeinsame Aufgabe von Wirtschaft und Gesellschaft bestehe nun in der Bündelung der beiderseitigen Anstrengungen, diese Bewegung zu forcieren.

Für den diesjährigen Festvortrag der Konferenz hatten die Veranstalter den Direktor der Organisation „Global Reporting Initiative“ (GRI), Ernst Ligteringen, gewinnen können. Die in den Niederlanden ansässige Organisation erfasst weltweit die Anzahl der Unternehmen, die CSR-Programme durchführen und bewertet die inhaltliche Qualität der entsprechenden Unternehmensberichte. Ligteringen beschrieb zunächst den Bedeutungswandel von CSR in den vergangenen Jahren: Aus einer philanthropischen Bewegung sei eine Art der Unternehmensführung geworden. Das weltweite Bewusstsein für einen zwingend anderen Umgang mit den natürlichen Ressourcen sei gewachsen. Ziel aller CSR-Reports müsse es sein, ein Mittel zur Unternehmensentwicklung zu werden, das konstitutiver Bestandteil der Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern werde.

Nach GRI-Daten erstellten noch 1997 nur 200 Firmen weltweit CSR-Berichte; heute seien es 5.000 Unternehmen, darunter 95 Prozent der „Fortune 250 Companies“ sowie fast die Hälfte der 100 größten koreanischen Unternehmen. Gleichwohl sei der Anteil koreanischer Firmen beim Reporting nicht so hoch wie der japanischer und chinesischer Unternehmen, aber ein Anfang sei gemacht.

Dies sei auch deshalb notwendig, weil die Finanzmärkte, allen voran die institutionellen Investoren, mehr und mehr nach diesen Daten verlangten, so Ligteringen, und die internationalen Wirtschaftsdienste Bloomberg und Reuters sie umgehend systematisch verbreiteten. Eine globale Rezeption sei somit gesichert, auch wenn nicht immer ein unmittelbares Feedback erfolge. Jedoch erließen die Investoren immer häufiger Vorschriften, wonach die Veröffentlichung der CSR-Daten verpflichtend für Unternehmen sei. Die Frage nach der Beschaffung von Informationen zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen beschäftige derzeit auch die EU-Kommission. Sie beabsichtige den Erlass von Vorschriften, wonach eine Veröffentlichungspflicht eingeführt werde. Verschiedene asiatische Börsen unterhielten schon jetzt obligatorische Nachhaltigkeitsindizes der gehandelten Unternehmen. Ligteringen verwies auf das Beispiel weltweit tätiger Unternehmen, wie z.B. Microsoft, die ihre Zulieferer verpflichteten, Nachhaltigkeitsdaten bereitzustellen.

Die GRI sehe die Notwendigkeit zweier Veränderungen: Zum einen müssten die verlangten Informationen allgemein verfügbar werden, sonst falle ihr Wert für Marktentscheidungen, sobald einzelne Unternehmen sich dieser Forderung verweigerten. Zum anderen sollten Börsengänge nur möglich sein, wenn Unternehmen bereit sind, die verlangten Daten zu erheben und zu veröffentlichen.

Ungeachtet aller positiven Entwicklungen im CSR-Reporting sah Ligteringen aber auch Probleme bei der Berichtsqualität, die nicht durchgängig gut sei. „Viele Fotos, reichlich grüne Farbe und viele lächelnde Gesichter“ sowie „good news stories only“ seinen Indizien für eine suboptimale Berichterstattung. Die CSR-Berichte müssten aber die „real issues“ ansprechen. Der GRI-Direktor erinnerte daran, dass die Leser der Berichte die gewünschten Daten heutzutage auch andernorts finden könnten, sofern die Berichte sie nicht hergäben. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG habe festgestellt, dass insbesondere die koreanischen Berichte noch genügend Verbesserungsmöglichkeiten unter kommunikativen Aspekten böten. Allerdings seien hierzulande die Fortschritte bei der Qualitätsverbesserung höher als z.B. in Japan.

Unterstützung sei erforderlich für Firmen, die am Beginn von CSR-Aktivitäten sowie der Berichterstattung stünden und für die die Berichtsanforderungen zunächst zu hoch seien. Ligteringen warb für mehr Mitarbeit asiatischer und insbesondere koreanischer Firmen in internationalen und regionalen Gremien, die sich mit CSR-Reporting beschäftigten. „Gesucht wird eine globale Sprache für CSR-Reporting“, die benötigt werde, damit möglichst viele Wirtschaftsakteure weltweit verstünden, welche systemischen Lösungen erforderlich seien, damit sich Weltwirtschaft positiv verändern und weiterentwickeln könne.

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Stefan Samse

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Leiter des Rechtsstaatsprogramms Asien

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