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Veranstaltungsberichte

Politikforschungscenter für junge Menschen

Studenten als Juniorforscher bei gemeinsamer Initiative von KAS und Youido Institute

Interesse für gesellschaftspolitisches Engagement bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu wecken und diese Zielgruppe für die Notwendigkeit eigenen Engagements zugunsten der noch jungen Demokratie Südkoreas zu gewinnen – dies waren Leitmotive eines neuen Formats der Vermittlung politischer Bildung, das das Youido Institute, parteieigene Bildungsinstitution der regierenden Saenuri-Partei, gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung im vierten Quartal 2013 erprobte. In „Politikforschungscentern für junge Menschen“ sollten sich Studenten als gesellschaftspolitische Juniorforscher betätigen.

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Der Trend, dass jüngere Menschen in den demokratischen Staaten der Welt sich tendenziell weniger in gemeinnützigen Projekten bzw. politischen Vorfeldorganisationen und Parteien engagieren als noch ihre Eltern, lässt sich auch in Korea beobachten. Das „Superwahljahr“ 2012 zeigte ebenso niedrigere Wahlbeteiligungsraten in den jüngeren Alterskohorten, verglichen mit den Senioren der südkoreanischen Gesellschaft. Junge Menschen hierzulande fühlen sich oft nicht von der offiziellen Politik hinreichend wahr- und ernst genommen geschweige denn bezüglich ihrer Wünsche und Bedürfnisse angemessen behandelt. Eine vormoderne Weise der Vermittlung politischer Bildung fördert diesbezüglich kaum das Umdenken.

Vor dem Hintergrund dieser Ausgangslage entschied sich das Youido Institute zur Durchführung eines neuen Veranstaltungsformats in Form der sogenannten „Politikforschungscenter“. Die Organisatoren wollten mehr über die Lebenssituation junger Südkoreaner erfahren. Erste Zielgruppe war dabei die akademische Jugend. Dazu wurden in einer nach Angaben des YI repräsentativen Umfrage 3.390 südkoreanische Studenten an 113 Universitäten zum kollektiven Meinungsbild der Jugend u.a. dazu befragt: Was ist deren größte Alltagssorge? Wie steht es um die Studienfinanzierung? Sieht die Jugend dem Berufseinstieg optimistisch entgegen? Welche Position nimmt sie in der Nordkoreafrage ein usw.?

Die Politikforschungscenter wurden dezentral abgehalten. Nach einem Auftaktworkshop in Yongin im September 2013 folgten weitere lokale Veranstaltungen am 30. November 2013 in Daegu und Busan sowie ein Auswertungs- und Evaluierungsworkshop am 27. Dezember 2013 in Yang Pyong.

Ergebnisse der Jugendbefragungen in Auszügen

Bildungsfinanzierung

Laut den Ergebnissen der Umfrage des YI unterstützt mehr als die Hälfte (57,4%) der Eltern ihre Kinder bei der Bezahlung der, nach deutschem Maßstab erheblichen Studiengebühren (durchschnittlich 6.000 US-Dollar pro Studienjahr). Ein vergleichsweise kleiner Teil der Befragten gab an die Studiengebühren über Stipendien (20%) bzw. Studienkredite (14,4%) zu finanzieren. Auch im Bereich der Wohnsituation gab ein Großteil der Befragten an (64,7%) an, die anfallenden Wohn- und Verpflegungskosten komplett durch die finanzielle Unterstützung der Eltern zu decken.

Berufseinstieg

Ein Großteil der Teilnehmer (68%) gab an, direkt nach dem Examen in einen Beruf einsteigen zu wollen. Weitere 10,7% der Teilnehmer planen ein weiterführendes Studium, und 9,9% hatten bis zum Zeitpunkt der Befragung noch keine konkreten Pläne für die Zeit nach dem Studium. Hinsichtlich der Laufbahn gaben 22,2% der Befragten an, als Büroangestellte arbeiten zu wollen; 15,1% gaben an, eine Beamtenlaufbahn anzustreben und 12,5%, eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen zu wollen. 12,5% wollen als technische Angestellte arbeiten, und 17,9% haben noch keine Klarheit über die künftige Laufbahn.

Wunscharbeitgeber

Hier ist anzumerken, dass nach der landläufigen Meinung insbesondere die großen koreanischen „Chaebol“ wie Samsung oder Hyundai eine große Anziehungskraft auf die Hochschulabsolventen ausüben, da eine dortige Anstellung nicht nur ein hohes Maß an gesellschaftlichem Prestige, sondern auch den Zugang zu den firmeneigenen Sozialprogrammen sichert. Die Ergebnisse der Umfrage scheinen allerdings einen gegenläufigen Trend aufzuzeigen: Gefragt, ob sie einen Einstieg bei einem Klein- oder mittelständischen Unternehmen anstrebten, antworteten 70,4% mit Ja und 29,6% mit Nein. Die Studenten, die mit nein antworteten, gaben als Grund ein niedriges Gehalt (31,1%), schlechte Arbeitsbedingungen (27,1%), schlechte Sozialleistungen (16,9%) sowie gesellschaftliche Vorurteile gegenüber Arbeitnehmern an, die nicht für eines der reputierlichen Konglomerate arbeiten (11,6%). Sollte die vom YI reklamierte Umfragerepresentativität des JR annähernd gegeben sein, könnten die Umfrageergebnisse einen Paradigmenwechsel unter koreanischen Studenten widerspiegeln, da eine relativ hohe Bereitschaft zum Ausdruck kommt, durch die Beschäftigung bei KMU neue Wege bei der Arbeitsplatzsuche zu gehen.

Neben diesen auszugsweise zitierten Ergebnissen enthielt die Erhebung Fragenblöcke auch zu grundlegenden politischen Themen wie Einstellungen zur Wiedervereinigung beider Koreas sowie gegenüber Nordkorea. Persönliche wie politische Werte, die von den Befragten vertreten bzw. favorisiert wurden sowie Gewohnheiten der Mediennutzung der jungen Generation.

Insgesamt steht somit ein breites Spektrum von Informationen über aktuelle Einstellungen eines Teils der gesamten südkoreanischen Jugend zur Verfügung, das im Detail allerdings noch der Auswertung bedarf.

Das YI wird die Untersuchung den Abgeordneten der Saenuri-Partei in der koreanischen Nationalversammlung zugänglich machen und dort auf die Behandlung in parlamentarischen Beratungsgremien hinwirken.

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Kontakt

Stefan Samse

Stefan Samse bild

Leiter des Rechtsstaatsprogramms Asien

stefan.samse@kas.de +65 6603 6171

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