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Présentations & compte-rendus

Unsere Revolution. Die Geschichte der Jahre 1989/90

Schmalkalder Gespräch

Lesung und Gespräch

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Beim 30. „Schmalkalder Gespräch“ der Konrad-Adenauer-Stiftung übergab Minister a.D. Prof. Jens Goebel die Schirmherrschaft der Reihe an den Landtagsabgeordneten Michael Heym, nachdem er sie seit 1999 aktiv begleitet hatte. Michael Heym und das Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. dankten Prof. Jens Goebel für seine Verdienste und sind zuversichtlich, die Veranstaltungsreihe auch in Zukunft erfolgreich und mit spannenden sowie aktuellen Themen weiterzuführen.

Als Referent des Abends las der Theologe und ehemalige Bürgerrechtler Dr. Ehrhart Neubert aus seinem aktuellen Buch „Unsere Revolution- die Geschichte der Jahre 1989/90“. Zu Beginn seines Vortrags verdeutlichte Dr. Neubert, dass sein Buch nicht nur historischer Rückblick nach 20 Jahren Mauerfall und Deutscher Einheit ist, sondern gleichfalls Lehre für die Zukunft ist. Die Projektion in die Zukunft, so unterstrich Neubert, sei in erheblichem Maße Aufforderung sich politisch zu artikulieren und das Gespräch mit den Mitbürgern als auch Andersdenkenden zu suchen.

Die DDR, wie auch jede andere Diktatur, war ein stummes Land, welches durch angedrohte als auch durchgeführte Repressionen Kommunikation unterband. Opposition braucht jedoch Kommunikation zur Mobilisierung der Menschen und Ausdruck von politischen Forderungen. Dies gilt umso mehr für demokratische Gesellschaften, da sie zur Fortentwicklung und Beibehaltung demokratischer Denk- und Beteiligungsstrukturen die Mitarbeit der Bürger benötigen.

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Dr. Neubert

Dr. Neubert ging in seinem Vortrag daher gerade auf diese Entwicklung der Sprache während des Revolutionsjahres 1989/90 ein. So leitete er die Entwicklung des millionenfach skandierten Spruchs"Wir sind das Volk" her, welchen er als wörtliche Enteignung des SED-Regimes, in seinem Anspruch für das Volk zu sprechen, darstellte. In diesem Zusammenhang verwies Dr. Neubert darauf, dass die inflationäre Verwendung des Worts Volk als auch Neuschöpfungen unter Verwendung von Volk Charakteristikum vieler totalitärer Regime ist, da auf diese Weise eine Einheit von Gleichen suggeriert werden soll.

Der Fortlauf des Jahres 89/90 erbrachte weitergehende Neuerungen in Sprachstil als auch den Forderungen, der für das zunehmende Selbstbewusstsein der DDR-Bürger stand. Gleichzeitig konnte auch auf Seiten des SED-Regimes im vermeintlichen Streben nach Erneuerung und Reformen sprachliche Entwicklung festgestellt werden, wenn etwa SED-Ministerpräsident Modrow sich plötzlich als Premier bezeichnete oder die Staatssicherheit in Verfassungsschutz umgetauft wurde. Diese Lavierungen und teilweise durchsichtigen Versuche Machtbasis der SED und die DDR zu erhalten, wurde von den Demonstranten der Straße häufig schnell konterkariert, wenn man etwa an den Spruch „Lügen haben kurze Beine, Gysi zeig uns doch mal deine !“, so kommentierte Dr. Neubert.

Zum Abschluss plädierte Dr. Neubert nochmals für eine Gesellschaftskultur des Sprechens, da erst die Dynamik der Artikulation Bewusstsein für neue Ideen und Verständnis für andere Positionen erreicht. Die betrachtet er als unverzichtbaren Teil demokratischer Kultur, welchen er als zu niedrig ausgeprägt sieht.

In der darauffolgenden Diskussion wurde besonders die Demonstration vom 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz thematisiert, sowie der überdurchschnittlich hohe Anteil von politisch Aktiven mit christlichem Hintergrund in Ostdeutschland. Dies sah Dr. Neubert als Ergebnis der Friedlichen Revolution, da gerade der Impuls aus christlichem Antrieb für Veränderungen einzutreten, sehr stark ausgeprägt war. Für ihn persönlich kam hinzu, dass seine Eltern während der NS-Diktatur „sprachlos“ blieben, so dass es für ihn auch eine persönliche Pflicht war.

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