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Länderberichte

Bulgaren fühlen sich von Medien wie Politikern schlecht informiert

von Christian Spahr
Repräsentative Umfrage im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt Vertrauenskrise in Medien und politischer Kommunikation

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59 Prozent der Einwohner des Balkanlandes bestreiten, dass die Medien unabhängig sind. Viele sind unentschieden, nur 17 Prozent glauben an freie Berichterstattung. Damit setzt sich die Vertrauenskrise der Medien fort, ergab eine Studie im Auftrag des KAS-Medienprogramms Südosteuropa. Von Politikern fühlen sich die Bürger ebenfalls unzureichend informiert. 63 Prozent bewerten die Öffentlichkeitsarbeit der Politiker negativ. Es wurden 1.100 Einwohner ab 18 Jahren repräsentativ befragt.

Seit Jahren hat die bulgarische Medienlandschaft einen schlechten Ruf: Monopolisierung im Zeitungssektor, fehlende oder ineffiziente gesetzliche Spielregeln und eine wenig wirksame Selbstregulierung von Printmedien rufen Kritiker auf den Plan. Zum zweiten Mal in Folge hat das KAS-Medienprogramm Südosteuropa daher eine repräsentative Meinungsumfrage in Auftrag gegeben, um das Ausmaß der Vertrauenskrise zu messen. Ergebnis: Nur jeder sechste Bürger glaubt an die Unabhängigkeit der Medien (Erhebungszeitraum Dezember 2014). Das unterscheidet sich kaum vom Vorjahr; im Dezember 2013 hielten 14 Prozent der Menschen die Medien für frei. Die Unterschiede sind statistisch vernachlässigbar.

Fernsehen genießt "größtes Vertrauen" in der Bevölkerung

Obwohl der Internet-Ausbau weit fortgeschritten ist, ist das Fernsehen für weite Bevölkerungskreise nach wie vor das Medium Nummer eins. Für drei Viertel (74 Prozent) der Bulgaren ist es die bevorzugte Informationsquelle für Politik, nur 14 Prozent nennen hier das Web und 3 Prozent die Zeitungen. Nach dem "größten Vertrauen" in eine einzelne Mediengattung befragt, nennen ebenfalls mehr Bürger das Fernsehen (60 Prozent) als andere Medien (Internet 14, Zeitungen und Radio 3 Prozent). Die jüngere Generation der bis zu 34-Jährigen vertraut relativ gesehen am stärksten auf Online-Medien (zu 33 Prozent); Senioren vertrauen dem Netz erwartungsgemäß am wenigsten.

Auch die journalistische Qualität wird beim Fernsehen weit besser bewertet als bei Online- und Printmedien. So sagen 77 Prozent, das Fernsehen helfe ihnen, Politik und Wirtschaft zu verstehen; nur 17 Prozent behaupten das von den Zeitungen. Und dies, obwohl in der Regel auf Text basierende Print- und Onlinemedien komplexe Themen besser darstellen können. Das Fernsehen gilt auch als objektiver. Die Zeitungen haben durch Kampagnenjournalismus Glaubwürdigkeit verloren. Hinzu kommt, dass viele Menschen Bildern mehr vertrauen als Worten. Auch ist die Rolle der Zeitungen im Medien-Mix nicht so stark wie in Deutschland, und der hohe TV-Konsum führt zu einem positiveren Gesamtbild fürs Fernsehen.

Bulgaren misstrauen Qualität im Netz

Gegenüber dem Vorjahr haben die bulgarischen Online-Medien an Zustimmung verloren – in puncto Vertrauen und Objektivität sowie politischer Relevanz sind es jeweils etwa sechs Prozentpunkte. Dies ist so zu interpretieren, dass die journalistische Qualitätssicherung im Netz als problematisch wahrgenommen wird. Zwar werden einige Portale als wichtige zusätzliche Informationsquelle wahrgenommen, und tatsächlich können einzelne Nachrichtenseiten unabhängiger agieren als herkömmliche Medien. Aber die gründliche Verifizierung von Informationen ist längst nicht selbstverständlich, auch ein laxer Umgang mit dem Urheberrecht und eine entsprechend freie Zitierweise sind im Web verbreitet.

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