Lesung
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Ein Mann, der zum Mörder wird, weil ihn die Sonne blendet – bis heute ist
„Der Fremde“(1942) eine der berühmtesten literarischen Figuren der Welt.
Albert Camus, sein Schöpfer, ist der Philosoph des Absurden, in das der Mensch
hineingestellt ist, der Denker der Revolte, die den Menschen ausmacht – und
immer der Anwalt der Einfachheit, die dem Algerienfranzosen das
Grundgegebene unter der Sonne und zugleich das am stärksten Gefährdete war.
«Aktueller denn je», lautet der Befund von Iris Radisch, einer der führenden
deutschsprachigen Literaturkritikerinnen. Sie nimmt den Leser auf eine
faszinierende Reise mit: von Belcourt, dem ärmlichen Viertel Algiers, in dem
Camus mit seiner stummen Mutter aufwächst, in das graue Paris, das unter
deutscher Besatzung die Moral der jungen Existenzialisten herausfordert. Vom
konkurrierenden Großbürger Sartre als «algerischer Gassenjunge» abgetan, ist
Camus, der erklärte Antifaschist, Antikommunist und Europäer, selbst ein
Fremder – aber hellsichtiger als alle. Iris Radisch vermittelt dem Leser
diesen von karger mittelmeerischer Landschaft geprägten Mann in all seinen
Lebenskämpfen: als Liebhaber der Frauen und als unabhängigen Geist.
Iris Radisch wurde 1959 in Berlin geboren. Sie studierte Germanistik,
Romanistik und Philosophie in Frankfurt am Main und Tübingen. Seit 2013 leitet sie das
Feuilletons der Hamburger „Die Zeit“. 2008 wurde sie mit dem Medienpreis für
Sprachkultur der Gesellschaft für deutsche Sprache ausgezeichnet. 2009
ernannte die französische Kulturministerin Iris Radisch zum «Chevalier des
Arts et Lettres».