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Vortrag

Bertolt Brecht und die Versuchungen der Unfreiheit

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Bertolt Brecht (1898-1956) war stets mehr als ein bedeutender Dichter. Er war eine der ganz wenigen Gestalten der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, die Weltgeltung erworben haben. Als Sanitätssoldat im Ersten Weltkrieg, als literarisches enfant terrible im Berlin der 20er Jahre, als Emigrant auf der Flucht vor Hitler, als Zeuge vor dem amerikanischen Ausschuss gegen unamerikanische Umtriebe, als Bestandteil eines kommunistischen Machtapparats in der DDR und zugleich als ein gegen die stalinistische Bürokratie ankämpfender Intellektueller in einem totalitären System hat Brecht mehr als irgendein anderer schöpferischer Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun-derts in ihren Sturmzentren gestanden. Schon Ende der 20er Jahre ersetzte der Marxist Brecht jede allgemeingültige Moral durch einen radikalen ethischen Subjektivismus. Er machte den „notwendigen Mord“ (Lenin) zum Thema seines Lehrstücks „Die Maßnahme“(1930), das mit seinem polizeilich-bürokratischen Titel, seiner Proklamation der Unfehlbarkeit der Partei und der Forderung, dass ihre Rigorosität sich gnadenlos gegen die eigenen Mitglieder zu wenden habe, den entfalteten Stalinismus geradezu vorwegnahm. Die fallweise Bestimmung des Ethischen durch das revolutionäre Ziel und die Reduzierung menschlicher Tugenden auf den Einsatz zur Erkämpfung der klassenlosen Gesellschaft wurden von Brecht in der „Maßnahme“ in äußerster Zuspitzung und Offenheit dargestellt, weshalb das Stück durchaus nicht die Zustimmung der Partei fand. Das war das Dilemma Brechts: Er unterstützte einerseits die kommunistische Sache aufrichtig und tat alles, um sie durch Einsatz all seiner Talente und Fähigkeiten zu fördern. Andererseits blieb ihm stets bewusst, dass das Gleichgewicht zwischen dem Zweck und den Mitteln, die er heiligt, stets prekär war.

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Veranstaltungsort

Konrad-Adenauer-Stiftung, Martinistr. 25, 28195 Bremen

Referenten

  • Dr. Martin Rooney
    • Berlin
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Reinhard Wessel

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Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Reinhard.Wessel@kas.de +49 511 4008098-15 +49 511 4008098-9

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