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Veranstaltungsberichte

Die Akten der Staatssicherheit im Prozess der deutschen Einheit

von Matthias Busse
In der Gesamtschule Bremen Ost referierte Marianne Birthler über ihre Arbeit als Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Birthler zeigte den Schülerinnen und Schülern auf, warum sie die Stasi-Akten für einen „Schatz“ hält und illustrierte, welche Goldstücke von der heutigen Generation aus der „Schatztruhe“ gezogen werden könnten.

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Mit der Frage, wann die Schülerinnen und Schüler geboren wären, veranschaulichte Birthler den Stellenwert ihrer Arbeit für die heutige und kommende Generationen. Kaum ein Schüler der elften und zwölften Klassen hatte zur Zeit des Mauerfalls das Licht der Welt erblickt. Birthler verwies zugleich auf die immense Wichtigkeit von Zeitzeugen, um die Geschehnisse der Wiedervereinigung sowie die Gräueltaten der DDR-Diktatur nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Es sei aber auch Aufgabe der Schulen, ein realistisches Bild von der DDR und der Stasi in den Köpfen der jungen Menschen zu verankern. Aus diesem Grund sind Veranstaltungen, in denen Zeitzeugen wie Marianne Birthler ihr Wissen - ihren „Schatz“ – teilen, von unschätzbarem Wert. Die Stasi-Akten bieten eine Informationsfülle über Methoden und Ziele der Unterdrückung der Bevölkerung durch die SED. Sie stellen darüber hinaus eine Möglichkeit dar, das Vertrauen in seine Mitmenschen wiederzugewinnen, indem offenkundig wird, wer einen nicht verraten hat. Hier überschätzen die Schüler, wieviel Prozent der DDR-Bevölkerung für die Stasi gearbeitet hatten. Die Schätzungen schwankten von 5 – 50 Prozent. In Wahrheit waren es weniger als 2 Prozent.

Anhand der Fragen, welche die Schülerinnen und Schüler stellten, zeigte sich, dass sich auch die heutige Generation kritisch mit dem Thema DDR auseinandersetzt. Das gilt etwa für die Frage, ob die Teilnahme an oppositionellen Bewegungen nicht ein Risiko für die Person selbst, aber auch dessen Kinder darstellte und ob dies ein Grund gewesen sei, „den Mund zu halten“. Ein Schüler stellte sehr vorausschauend fest, dass das „Auflehnen gegen Unrecht auf lange Sicht auch den Kindern zu Gute kommt“ und „manche Dinge das Risiko wert sind“. Dem konnte die Bundesbeauftragte nur zustimmen und sie ergänzte, dass sie von keinen Fall gehört habe, bei dem Kinder später nicht stolz auf ihre Eltern waren. Birthler plädierte eindrucksvoll für politisches Engagement und das Eintreten für Recht und Freiheit.

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