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Joachim Wagner stellt "Richter ohne Gesetz" im Schulzentrum Utbremen vor

Die Schüler des Schulzentrums SII Utbremen kamen an diesem Vormittag zusammen, um mit Joachim Wagner, Journalist und Autor des Buches „Richter ohne Gesetz“, zu diskutieren.

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Die eingangs gestellte Frage des Autors nach Schulschlichtern bot den Einstieg in ein schwieriges Thema: Die Existenz eines Systems islamischer Streitschlichter als Konkurrenz zum deutschen Rechtsstaat. Eine heikle Thematik, insbesondere für eine Schule, die neben 40 Nationalitäten zahlreiche muslimische Migrantenkinder unterrichtet, in der Anti-Rassismus-AGs zum Schulalltag gehören und kontinuierlich für Verständigung geworben wird. Das vielfach kontrovers diskutierte Buch verfolgt die These einer hierzulande lebendigen „orientalischen Paralleljustiz“, die mit dem deutschen Strafrecht kollidiert.

Wie Wagners Recherche von Gerichtsakten ergab, werden nach Straftaten oftmals Beweislagen manipuliert und anfängliche Aussagen bei der Polizei in den gerichtlichen Hauptverhandlungen zurückgezogen, sobald so genannte Schlichter einen (vorübergehenden) Frieden zwischen zwei streitenden Parteien erlangen konnten. Wenngleich gegen eine Schlichtung zur Gewaltverhinderung durch „Friedensrichter“ zunächst nichts einzuwenden ist, so widerspricht dieses System mit der Regelung schwerer Gewaltverbrechen fernab der Justiz dem deutschen Rechtsstaat.

Den Schülern stellten sich zahlreiche Fragen zum Thema. „Sind die Schlichter beeinflussbar? Werden sie dafür bezahlt?“ Wagner wurde von den Schülern ins Kreuzverhör genommen: „Woher kommt Ihr Interesse am Islam?“, „Sehen Sie jede muslimische Familie im Zusammenhang mit diesem System?“ und „Gibt es diese Strukturen nicht ebenso bei anderen Gruppierungen, u.a. bei den Hells Angels?“. Letzterem stimmte Wagner zu, Parallelen gebe es zwischen dem islamischen und anderen Schlichtersystemen, wie denen der italienischen Mafia, der chinesischen Triaden oder den Hells Angels in der Tat. Sein Schwerpunkt aber sind muslimische Streitschlichter in Deutschland, weil diese im Alltag präsent und für das deutsche Rechtssystem relevant sind.

Unverständnis und Wut kam auf bei einigen muslimischen Jugendlichen, die dem Buchautor vorwarfen, muslimische Familienstrukturen lächerlich zu machen. Auch war ihnen seine Darstellung zu allgemein gehalten und wenngleich er mehrfach betonte sich ausschließlich auf einen kleinen Kreis straffälliger Muslime zu beziehen, fühlten sie sich durch die „schlechte Darstellung“ und „das falsche Bild“ ihrer Religion herausgefordert. Das mangelnde Vertrauen einiger Schüler in den deutschen Rechtsstaat und die daraus resultierende Legitimierung schlichtender Versuche im Falle von Straftaten wurde in diesem Zusammenhang sehr deutlich.

Wagner möchte einen öffentlichen Dialog über dieses bisher unbehandelte Thema eröffnen, die Aufmerksamkeit der Justiz, der Politik und der Wissenschaft erreichen und auf diese Weise eine zukünftig erfolgreichere Integration forcieren.

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