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Multimedia-Show: Schuman und Adenauer

von Tilly Wagner

Multimedia-Show: Schuman und Adenauer

Ingo Espenschied, Referent und Multimediaproduzent, widmete seine fulminante Multimediashow im Konsul-Hackfeld-Haus den Visionen und pragmatischen Lösungswegen der Gründerväter Europas. Mit zeitgeschichtlichen Bild- und Filmausschnitten füllte Espenschieds Präsentation den historischen Akt der Gründung der Europäischen Gemeinschaft vor 60 Jahren mit neuem Leben. „Mit Bildern kann man Emotionen erzeugen, und über Emotionen lernt man“, erklärte Ingo Espenschied.

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Espenschied nahm die Gäste der Veranstaltung mit auf eine historische Reise, die er mit originalen Bildern, Zeitungsausschnitten, Filmquellen und Tonmitschnitten zu einem einzigartigen Erlebnis machte. Einzigartig, so wollte Espenschied vermitteln, sei auch die Architektur der Europäischen Gemeinschaft. Wie konnte es zu einer supranationalen Organisation in Westeuropa kommen? Wieso war die europäische Integration ein solch schwieriges Unterfangen? Wieso initiierten ausgerechnet die "Erbfeinde" Frankreich und Deutschland die Gründung einer europäischen Integration? Und was war das Besondere am Schuman-Plan? Espenschied präsentierte die Antworten nicht nur wie in einem packenden „Politkrimi“, sondern ließ die großen Staatsmänner Europas, Schuman und Adenauer, selbst zu Wort kommen. So nahm die öffentliche Erklärung des Vordenkers und Architekten Europas, Robert Schuman, am 9. Mai 1950, großen Raum ein: „Europa lässt sich nicht mit einem Schlage herstellen, auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung: Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen“. Die zentrale Idee von Jean Monnet, der entscheidend bei der Entstehung des Schuman-Plans beteiligt war, bildete die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion unter einer gemeinsamen „Hohen Behörde“ sowie die Abschaffung von Handelszöllen für Kohle und Stahl. Schuman hatte seine „Bombe“, wie es die eigenen Landsleute bezeichneten, platzen lassen: Er wollte keine intergouvernmentale, sondern eine supranationale Organisation. Er forderte für Europa eine Hohe Behörde mit eigenen Souveränitätsrechten. Konrad Adenauer, der wie Schuman Rechtswissenschaften studiert hatte und ein „Mann der Grenzen“ war, konnte Frankreich als politischen Partner für die Gründung der europäischen Gemeinschaft gewinnen. Denn auch Adenauer erkannte in der europäischen Integration den Schlüssel für ein friedliches Miteinander der europäischen Völker: „Ich werde glücklich sein, wenn diese von mir seit 1925 verfolgten Gedanken zur Wirklichkeit werden“.

In vielen Punkten sollten Schuman und Adenauer mit dem „Sprung ins Ungewisse“ Recht behalten. Denn Schuman schwebte ein „großes Europa“ vor. Der Schuman-Plan umfasste zwar zunächst die Vereinigung der französisch-deutschen Kohle- und Stahlproduktion, allerdings sollte die gemeinsame Behörde „den anderen europäischen Ländern zum Beitritt offenstehen“. Die europäische Union umfasst heute 27 Mitgliedsstaaten. Die europäische Integration ist zudem ein Prozess. Sie erfolgt in kleinen Schritten, so wie Schuman es ankündigte. Und aus der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich heraus haben sich die erfolgreichsten bilateralen Beziehungen der Nachbarländer entwickelt.

„Es ist nicht normal, dass wir heute so friedvoll und eng miteinander zusammenleben“, sagte Ingo Espenschied in der Diskussion. Dies sei „eine unglaubliche historische und kulturelle Leistung“. Mit der Veranstaltung ist es gelungen, ein Bewusstsein für die Sinnhaftigkeit einer Europäischen Gemeinschaft – wie sie ursprünglich von den Gründungsarchitekten intendiert war – zu erzeugen. In der Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft sahen Schuman und Adenauer die Chance des dauerhaften Friedens in Europa, des gemeinsamen Vorgehens gegen neue Herausforderungen und der Sicherstellung der Gleichheit von Staaten sowie der Gleichwertigkeit von Völkern. Ein Leben in Frieden und Freiheit und Solidarität - dafür steht die EU noch heute. „In der Gemeinschaft ist man stärker“, sagte Ingo Espenschied. Diese Potentiale der Europäischen Gemeinschaft sollte man sich erneut vor Augen führen. Damit war Ingo Espenschieds Multimediashow ein spannendes und zugleich sehr wertvolles Erlebnis.

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