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Wie tödlich ist Utopie? Schriftsteller und der Kommunismus

Martin Rooney referierte zum Thema „Wie tödlich ist Utopie? Schriftsteller und der Kommunismus“. Er zeigte den Zuhörern anhand von Beispielen dreier Intellektueller, warum viele gar nicht oder erst sehr spät die wahre Natur des Kommunismus erkannten. Das Grußwort sprach Elisabeth Motschmann, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und Vorsitzende des Landesausschusses der CDU Bremen.

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Rooney führte den bekannten Liedermacher Wolf Biermann, die Schriftstellerin Margarete Buber-Neumann und den kommunistischen Agenten Jan Valtin an.

Sein Vortrag verdeutlichte, dass alle zuerst begeisterte Kommunisten waren, dann aber „die Diskrepanz zwischen der hehren Theorie und der schmutzigen Realität“ erkannten und sich so vom Kommunismus abwendeten.

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Elisabeth Motschmann (CDU)

Der Brite begann seine Schilderung mit der Lebensgeschichte von Margarete Buber-Neumann. Mit 20 Jahren trat die 1901 in Potsdam geborene Frau in den „Kommunistischen Jugendverband Deutschlands“, fünf Jahre später in die KPD ein. 1933 emigrierte sie nach Spanien, um beim Aufbau der Kommunistischen Partei zu helfen, kam dann später über die Schweiz in die Sowjetunion. Wegen Kritik an Stalin wurde sie festgenommen, interniert und 1939 im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes an die Gestapo ausgeliefert, welche sie in das KZ Ravensbrück brachte. Rooney zeigte anschaulich, wie die dort inhaftierten Kommunisten sie als Lügnerin bezeichneten, weil sie von den Schrecken erzählte, welche sie im Gulag erlebt hatte. Nach der Befreiung der KZ 1945 durch die Russen floh sie aus Angst in den Westen. Dort schrieb sie ihre Bücher, z.B. ihr autobiografisches Werk „Als Gefangene bei Stalin und Hitler“, aus welchem der Literaturwissenschaftler eindrucksvolle Stellen zitierte. Bis zu ihrem Tod war sie eine Kämpferin gegen Inhumanität und diktatorische Systeme.

Jan Valtin sei, so Rooney, obwohl er in der Bremer Räterepublik eine wichtige Rolle spielte, fast völlig unbekannt. Er war in den 30er Jahren einer der wichtigen Agenten der Sowjets und wurde vom russischen Geheimdienst „auf ein Himmelfahrtskommando“ nach Deutschland geschickt, wo er von der Gestapo festgenommen und gefoltert wurde. Er ließ sich zum Schein zum Doppelagenten „umdrehen“, floh dann aber in die USA, woraufhin die Gestapo Valtins Familie tötete. Dort schrieb er sein 1941 in Amerika veröffentlichtes „Tagebuch der Hölle“, in dem er seinen Lebensweg nacherzählt. Er schilderte den Terrorapparat der Kommunisten, „was ihn für sie zu einer Unperson machte.“ 1951 starb er in den USA, immer noch an den Folgen der Folter der Gestapo leidend. Valtin war, so Rooney, „bis zu seinem Tod der Meinung, sein Schicksal selbst bestimmt zu haben, aber eigentlich wurde er zwischen den Ideologien zerrieben.“

Als dritten Autor stellte der in Manchester geborene Literaturwissenschafter den deutschen Liedermacher Wolf Biermann vor. Dieser war 1953 von Hamburg in die DDR übergesiedelt, stellte sich dort aber schon früh gegen die Linie der Partei, was ihm 1965 ein Auftritts- und Publikationsverbot einbrachte. 1976 wurde Biermann bei einer Tour durch die Bundesrepublik ausgebürgert. Dass dies an der politischen Einstellung Biermanns lag, machte Rooney deutlich: „Seine Ausbürgerung stand schon lange vor der Tour fest, er hätte auch ‚Hänschenklein’ singen können, die Lieder der Tour waren egal.“

Rooney zeigte, dass sich so viele Intellektuelle verführen ließen, denn „die Kommunisten hatten in diesen extremen Zeiten absolute Antworten.“ Die geistige Elite zu dieser Zeit „war blind, weil sie blind sein wollte.“ Erst als manche den Widerspruch von Utopie und Realität erkannten, wachten sie auf.

„Als Kommunist versuchte Biermann den Kommunismus vor dem Kommunismus zu schützen“, stellte Rooney fest. Biermann wollte die Enddogmatisierung und Entstalinisierung der Utopie von Marx und Engels. Dies war in der DDR nicht gewollt. Zudem: Wäre es überhaupt möglich gewesen?

Auf die Frage, ob es heute eine „gute Zeit“ für Antikommunismus sei, zeigte der gebürtige Engländer Rooney, dass Antikommunismus allein nicht reicht. „Hitler war der erste Antikommunist“, deswegen ist es das wichtigste „sich gegen beide Extremismen zu wenden, links und rechts.“

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