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Petros Markaris zu Gast bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Hamburg

Am 5. Mai war der griechische Bestseller-Autor Petros Markaris zu Gast beim Politischen Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung in Hamburg.

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Im Rahmen des Europa-Forums der Konrad-Adenauer-Stiftung war der griechische Schriftsteller Petros Markaris zu Gast beim Politischen Bildungsforum Hamburg. Petros Markaris ist der wohl populärste zeitgenössische Autor Griechenlands, der in Deutschland insbesondere über seine Romane um den exzentrisch-verbrummelten Athener Kommissar Kostas Charitos bekannt ist. Kriminalroman ist für Markaris gleichzeitig Gesellschaftsroman. Dabei geht er nicht zimperlich mit seinen griechischen Landsleuten und den ineffizienten Verwaltungsstrukturen in seinem Heimatland um, wie sich auch im Gespräch mit dem Leiter des Politischen Bildungsforums Hamburg der Konrad-Adenauer-Stiftung im Literaturhaus am 5. Mai herausstellen sollte.

Petros Markaris, 1937 in Istanbul geboren, vertritt wie kein anderer die neue griechische Literatur nach westeuropäischem Stil. Sein Vater ist Armenier, seine Mutter Griechin, sein Abitur machte er auf einem österreichischen Realgymnasium in Istanbul, um dann nach Wien und auch für ein Jahr nach Stuttgart zu gehen. Markaris sagt folgerichtig: »Ich habe eine deutsche und keine griechische Kultur – zu 90 Prozent.« Schnell war dann auch der Einstieg in Diskussion vor rund 140 gebannt lauschenden Gästen im Literaturhaus gefunden. "Ja, Sie haben recht: Die Strukturen in Griechenland sind ineffizient und zum großen Teil korrupt. Es ist das große Versagen der "Generation Polytechnikum", die zwar die Militärjunta in den 1970er vertreiben konnte, die aber das System der Korruption und Vetternwirtschaft nicht abschaffte, sondern lediglich durch neue Gesichter ersetzte." beschrieb Markaris die Ursache für das Versagen der politischen Eliten in den vergangenen vierzig Jahren. Die Verfehlungen müssen kritisiert und offen angesprochen werden, so Markaris weiter. Kritisiert werden von Markaris die mittlerweile institutionalisierten Kriminalitätsstrukturen in Griechenland, die nochmals durch die Mitgliedschaft Griechenlands in der EG/EU seit 1981 befördert wurden.

Die Griechen war immer begeisterte Europäer, weil sie stark von Europa profitiert haben. Zuletzt nimmt das Heer der Enttäuschten und Europa-Skeptiker auch in Griechenland zu. Das größte Problem, so Markaris, sei die Gleichgültigkeit, die letztendlich dazu führen könne, dass das Europäische Projekt an den Nicht-Wählern zugunsten anti-europäischer Kräfte scheitern könne. Trotz der vielfältigen Kritik, die er immer wieder in seinen Schriften und öffentlichen Ansprachen an der europäischen Politik geäußert habe, sei er aus tiefstem Herzen überzeugter Europäer. So kritisieren nach Markaris auch Väter ihre Töchter, während sie diese zur gleichen Zeit lieben und ehren. Im Lichte des finanzpolitischen Diskurs sei ihm der (Werte-) politische Diskurs gänzlich zu kurz gekommen. Die gemeinsamen Werte jedoch, die ursprünglich zur Gründung der EG/EU beigetragen haben, seien das Fundament des Staatenbündnisses. Gerade das Fehlen dieses Werte-Diskurses habe den populistischen Parteien einen rapiden Vorstoß in der gegenwärtigen Debatte beschert, weshalb es außerordentlich wichtig sei, diesen Diskurs wieder aufleben zu lassen und die Fokussierung auf gemeinsame Werte wie Freiheit, Humanität und Gerechtigkeit zu legen.

Auf das jüngst abgekühlte deutsch-griechische Verhältnis angesprochen, glaubt Petros Markaris, dass die Talsohle mittlerweile überwunden sei. Die Griechen haben großen Respekt vor der Leistung der Deutschen nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg und er war immer überrascht, dass seinen griechischen Landsleute nach all den schrecklichen Erlebnisse durch die deutschen Besatzer die Zuneigung zu den Deutschen immer größer war, als beispielsweise zu den Befreiern, den Amerikanern und Engländern. Das Verhältnis sei zwar zwischenzeitlich abgekühlt gewesen, mittlerweile werden aber die Rufe lauter, dass man sich doch vielmehr am deutschen System orientieren solle, um Griechenland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Ein großes Problem sei, so Markaris, dass sich die politische Elite, namentlich die drei großen politischen Familien des Landes, gut eingerichtet haben und nicht willens sind, ihre Pfründe aufzugeben.

Auf das besondere Verhältnis zwischen Deutschland und Griechenland als Länder einer gemeinsamen Wertegemeinschaft innerhalb der EU verwies ebenso die griechische Generalkonsulin in Hamburg, Ekaterina Dimakis, auf deren Initiative die Teilnahme Petros Markaris' am Europa-Forum der Konrad-Adenauer-Stiftung erst ermöglicht wurde. Beide Länder haben, so Dimakis, eine verbindende demokratische und humane Gesellschaftsordnung, die sich auf fundamentale Werte wie Gerechtigkeit und friedliche Koexistenz stützen. Das Augenmerk Europas sollte in der Zukunft neben der Wirtschaft noch mehr die Wissenschaft, Kunst und Literatur als verbindende Elemente der Menschen und Völker Europas in den Blick nehmen.

Petros Markaris sorgte mit seiner präzisen Analyse und Darstellung der griechischen Verhältnisse sowie seinen Blick in das Europa der Gegenwart für einen kurzweiligen und hochspannenden Abend, den die begeisterten Zuhörer mit ihren interessanten Diskussionsbeiträgen zu guten Teilen mitgestalteten.

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