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Veranstaltungsberichte

Internationale juristische Konferenz 2019

Zweitägige Fachkonferenz zu den Themen „Geschichte und Verfassung“ und „Europäische Integration und Koreanische Wiedervereinigung“

Zum 6. Mal in Folge veranstalteten das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung, die Korea University und die Constitution Academic & Professional Association eine gemeinsame juristische Konferenz. Auf der Veranstaltung vom 12. bis 13. November referierten sowohl koreanische als auch deutsche Experten.

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Geschichte und Verfassung
Geschichte und Verfassung

Dienstag, 12. November 2019

Der erste Tag wurde vor dem Hintergrund aktueller Debatten um eine Verfassungsänderung in Korea abgehalten und beschäftigte sich mit den zwei Aspekten „Geschichte“ und „Verfassung“ und ihrer Interaktion. Prof. Dr. jur. Ahn Hyo-Jil (Juristische Fakultät, Korea University) und Stefan Samse (Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Korea) eröffneten die Konferenz mit zwei Willkommensreden.

Daraufhin folgte bereits der erste Vortrag von Prof. Dr. jur. Kim Seon-Taek (Juristische Fakultät, Korea University) zum Thema „(Verfassungs-)Geschichten als Verfassungstext und als Verfassungskontext in ihren Wechselwirkungen“. Dabei ging er auf die Bedeutung zentraler, historischer Ereignisse in den Präambeln einer Verfassung ein und dass diese eine geschichtliche Einbettung des juristischen Textes liefern. Die untrennbare Kopplung beider Aspekte fasste er mit dem Schlusssatz „Geschichte ist Verfassung und Verfassung ist Geschichte“ zusammen. Eine deutsche Perspektive auf die Verflechtung von Verfassung und Geschichte folgte im darauffolgenden Vortrag von Herrn Prof. Dr. jur. Christian Waldhoff (Juristische Fakultät, Humboldt Universität). Herr Waldhoff ging neben Ausführungen zum Grundgesetz auch auf grundsätzliche Entstehungsdynamiken von Verfassungen und deren Bedeutung für die Zukunftsgestaltung eines Landes ein.

Während der anschließenden Podiumsdiskussion zwischen zahlreichen Experten ging es unter anderem darum, welche geschichtlichen Ereignisse Eingang in Verfassungen finden und wer genau darüber entscheidet. Genereller Konsens bestand darüber, dass die Verfassung ein „living tree“ ist, was bedeutet, dass die Verfassung sich stets verändert und kein statisches Konstrukt ist. Auch die etwa 200 anwesenden Studierenden wurden in die Diskussion miteingebunden und konnten Fragen stellen, die teils brandaktuell waren. So wurde beispielsweise das Fehlen einer „verfassungsgebenden Gewalt“ im Falle Hongkongs angesprochen und mögliche Konflikte zwischen verschiedenen Nationen in Bezug auf die in der Präambel erwähnte Geschichte thematisiert.

Mittwoch, 13. November 2019

Der zweite Tag fand unter dem Thema „Europäische Integration und koreanische Einigung“ statt. Während der Vormittagssitzung erörterte Prof. Dr. jur. Jürgen Bröhmer (Juristische Fakultät, Murdoch University), inwieweit die Europäische Integration Orientierungspunkte für eine Wiedervereinigung Koreas bieten könne. Prof. Dr. jur. Park Zin-Wan (Juristische Fakultät, Kyungpook National University) sprach danach ebenfalls über die Übertragbarkeit des Systems der Europäischen Union. Beide kamen zu dem Schluss, dass es sich zwar nur um ein bedingt nutzbares Beispiel handele, Grundelemente wie eine notwendige Flexibilität aber durchaus relevant seien.

Am Nachmittag schaffte Thorben Klünder (wissenschaftlicher Mitarbeiter, Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte) mit seinem Vortrag zu „Rechtsgemeinschaft, Rechtsstaatlichkeit, Rechtsraum - Grundbegriffe der europäischen Integration“ einen begrifflichen Grundrahmen aus europäischer Perspektive, während Herr Jeon Min-Hyoung (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Rechtsforschungsinstitut der Korea University) sich danach auf den koreanischen Fall konzentrierte und den Rechtscharakter und die rechtlichen Wirkungen einer ‚Koreanischen Union‘ erörterte. Herr Jeon ging dabei vor allem auf die Wichtigkeit einer schrittweisen Annäherung ein, die sich zunächst auf weniger ideologieaufgeladene Themen wie beispielsweise die Wirtschaft fokussieren müsse.

Sowohl nach der Vormittags- als auch nach der Nachmittagssitzung gab es wie am Tag zuvor unter den verschiedenen Experten selbst, aber auch in Interaktion mit dem Publikum, eine gemeinsame Gesprächsrunde. Dabei nahm man auf aktuelle Forschung Bezug und seitens der Studierenden wurde unter anderem nach den Kosten einer ‚Koreanischen Union‘ für Südkorea gefragt und inwieweit eine solche Union denn de facto überhaupt durchsetzbar sei, wenn die jetzige Ideologie Nordkoreas bestehen bliebe.

Wie eine durch das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführte Evaluation ergab, wünschten sich einige Studierende eine längere Fragerunde. Insgesamt gab es jedoch sehr gutes Feedback seitens der Teilnehmenden. Beispielsweise schrieb eine Person: „Die Konferenz war wirklich informativ, unterhaltsam und bedeutungsvoll“ und jemand anderes äußerte, dass weitere Veranstaltungen dieser Art wünschenswert seien. Darüber hinaus gaben alle Befragten an, dass sie die vermittelten Inhalte der Konferenz in ihrem Studium anwenden können, was für die hohe Relevanz der behandelten Thematiken spricht.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Referierenden und Gästen für eine gelungene Konferenz!

 

Berichtet von: Chung Jaewon und Mira N. Trapp

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Kontakt

Stefan Samse

Stefan Samse bild

Leiter des Rechtsstaatsprogramms Asien

stefan.samse@kas.de +65 6603 6171

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