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Vortrag

Wo die Krippen noch voll sind!

Demograpisch erfolgreiche Länder und Städte unter der Lupe.

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Details

Karl-Heinz B. van Lier, Bildungswerk Mainz, der KAS

Im Folgenden finden Sie das

Resümee: des Seminars vom 15./16.4.2005 in St. Martin

Wo die Krippen noch voll sind –

Demographisch erfolgreiche Länder und Städte unter der Lupe oder als PDF-Datei zum download hier:

Dr. Jürgen Dorbritz, Statistisches Bundesamt Wiesbaden

Wirksamkeit von Anreizsystemen auf generatives Verhalten

Die Deutschen haben einen kulturellen Wandel gegen die Familie zugelassen. Sie sind familienentwöhnt. Diesen Trend umzukehren bedarf einer großen Kraftanstrengung. Materielle Anreize zu setzen kann zwar kurzfristige Ausschläge in den Kinderzahlen erzeugen, aber auf die endgültigen Geburtszahlen hat dies kaum Auswirkungen. Gegen den Kinderlosen-Trend (30 Prozent in D) und eingeschränktem Kinderwunsch (nur 1,52 Kinder in D) kann Familienpolitik kaum eine gegenläufige Wirkung erzielen.

In Deutschland ist ein Paradigmenwechsel hin zu einer geburtenorientierten Familienpolitik zu beobachten. „Die Familienpolitik in Deutschland steht vor neuen Herausforderungen. Dabei muß sie sich nicht neu erfinden. Sie muß aber dringend stärker an bevölkerungspolitischen Erfordernissen orientiert werden“ (Familienministerium 2004)

Schaut man sich in Europa um, so fällt das skandinavische „universale Ernährermodell“ ins Auge mit umfangreichen staatlichen Dienstleistungen für die Familie, die eine stark subventionierte Kinderbetreuung vorsieht. Auffällig ist der geringe Lohnunterschied von Männern und Frauen. Dh. Skandinavien betreibt eine Politik die auf Geschlechtergleichheit ausgerichtet ist, verbunden mit einem hohen Beschäftigungsniveau beider Geschlechter, bei Frauen vorrangig in Teilzeit. Die ebenfalls erfolgreiche französischen Familienpolitik entspricht dem „modifizierten männlichen Ernährermodell“. Dies ist gekennzeichnet durch eine starke staatlich geförderte Kinderbetreuung, allerdings deutliche Lohnunterschiede bei Mann und Frau und eine niedrigere Frauenerwerbstätigkeit, die aber gegenüber Deutschland höher ist.

Das deutsche Modell wird als eine „modernisierte Versorgerehe“ . Vergleicht man Deutschland in der monetären Transferleistung für Familien, dann schneidet es im Vergleich zu anderen Ländern recht gut ab. Kinderbetreuung ist vorwiegend privat geregelt und Frauen unterbrechen für ihre Kinder ihre Berufstätigkeit. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen europäischen Ländern.

Von 1950 bis 1965 fand in Europa das „golden age of marriage“ statt, mit hohen Heiratsfreudigkeit, wachsendem Lebensstandard (deutsches Wirtschaftswunder) und Anwachsen der Geburtenzahlen.

In den Jahren darauf bis 1975 vollzog sich die europe second transition, ein in ganz Europa vollzogener Bevölkerungsrückgang, der irreversibel ist, zumal er den Anreizsystemen der Familienpolitik zuwiderläuft. Dahinter steckt ein gesellschaftlicher Wandel, den auch die Familienpolitik nicht zurückdrängen kann. Ausgelöst ist er durch die Individualisierung und Ablehnung aller Kontrolle. Die sozialistischen Länder haben damals diesen Abwärtstrend nicht mitgemacht. Allerdings setzt dieser auch in der DDR 1971 ein, als dort der Schwangerschaftsabbruch legalisiert wurde. Danach setzt ein sprunghafter Geburtenanstieg als Folge einer eindeutigen Bevölkerungspolitik (Babyjahr, Geburtenbeihilfe, Ehekredite etc.)ein. Doch die staatlichen Anreize haben lediglich dazu geführt, dass die Geburten vorverlegt wurden. Dies zeigen die endgültigen Kinderzahlen.

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1990 gingen die Geburtenzahlen in den neuen Bundesländern aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Situation nach unten. Heute liegen sie bei einer Geburtenziffer von 1,2. Es gab aber in dieser Zeit auch eine rückläufige Heiratsneigung, spätere Geburten (über das 30. Lebensjahr hinaus) und eine Entkopplung von Ehe und Geburt. In Sachsen sind mittlerweile mehr als 60 Prozent aller Frauen bei der Geburt unverheiratet, im Gegensatz zu den alten Bundesländern wo dieser Anteil bei 20 Prozent liegt.

In Deutschland beobachten wir einen Anstieg der Kinderlosigkeit, Scheidungshäufigkeit (hier hat Deutschland den Anschluß an den europ. Spitzenreiter Schweden gefunden,) und den Wandel der Lebensformen. Unsere Bevölkerung weist einen Anteil von 30 Prozent Kinderlosen auf.

Für die demographische Entwicklung entscheidend ist der Kinderwunsch von Mann und Frau. Laut statistischem Bundesamt, will ein relativ hoher Anteil der Deutschen (West: Frauen 16,6, Männer 27,2, Ost: Frauen 5,8, Männer 21,1) keine Kinder. Deutsche Frauen wünschen sich nur 1,52 Kinder, im Gegensatz dazu Frankreich: 2,25 und Finnland 2,25. In den alten Bundesländern sprechen sich hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit relativ viele Befragte für „Teilzeitarbeit und zwei Kinder“ aus (West: Frauen 27,4 %, Männer 16,7 %, Ost: Frauen 21,4 %, Männer 18,0%)., gefolgt von der Option „keine Berufstätigkeit, solange Kinder klein sind (West: Frauen 24,0 %, Männer 23,3 %, Ost: Frauen 8,6 %, Männer 7,8 %).

Josephine Gräfin Plettenberg Lysaght, Journalistin, Irland

Die höchste Geburtenrate in der EU: Irland

In Irland findet ein zeitversetzter Rückzug von Ehe und Familie aufgrund wachsender Prosperität und des Rückgangs des kirchlichen Einflusses statt. Kinder zu haben ist aber immer noch selbstverständlich. Staatliche Hilfe für Familien ist geringer als in Deutschland. Die „Kreativität der ungeordneten Verhältnisse“ (Die Welt) ist ein wesentliches Charakteristikum der irischen familiären Lebensweisen. Um der Familie die Ruhe zu geben und den Kindern Raum und Zeit, bedarf es eines anderen Lebensstils als im stressgewohnten Deutschland“.

Explizite Anreizsystem zur Steigerung der Geburtenrate gibt es in Irland nicht. Seit 20 Jahren hat Irland die höchste Geburtenrate in Europa. Sie ging in den letzten Jahren von 3, 9 drastisch auf heute 1,9 Kinder pro Frau zurück. Damit ersetzt sich auch in diesem Lande nicht mehr die vorherige Generation. Die 1 und 2-Kinderfamilie nimmt zu und die 4 und mehr Kinder-Familie haben sich in den letzten 20 Jahren halbiert. Die Auflösung der Großfamilie schreitet fort. Die Kinder aus Familien mit noch 7 – 8 Kindern haben als Erwachsene nur noch 2 Kinder. Das heißt, dass das Bild der jungen irischen Familie zum großen Teil durch die Einwanderer geprägt wird.

Irland, das ehemalige Auswanderungsland ist heute ein Einwanderungsland und zwar von Iren, die heute in das prosperierende Irland zurückkehren. Junge Familien prägen das Erscheinungsbild. Das Erscheinungsbild der Familien ist modern zu nennen. In Deutschland wird durch eine geschickte Vermarktung die irische Familie dargestellt als die „katholische Grundfamilie, wo die Familie noch in Ordnung ist“. Dieses Bild ist trügerisch. Irland hat einen hohen Anteil von Alleinerziehende und 30 Prozent unehelicher Kinder. Der Anteil der

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Haushalte ohne Kinder wächst schneller als der mit Kindern. Das traditionelle Bild der heilen katholischen Familie ist überholt. Aber richtig ist auch, dass es ein kinderreiches junges Land ist.

Irland hat nur 4,4 Prozent Arbeitslosigkeit und klagt über einen Facharbeitermangel. Der staatliche Anreizsystem richtet sich nicht daran, dass Frauen mehr Frauen Kinder haben, sonder dass möglichst viele Frauen im Arbeitsmarkt bleiben, weil die Wirtschaft auf sie angewiesen ist. Gut ausgebildete Frauen werden mehr denn je gezwungen im Arbeitsmarkt zu bleiben. Noch immer unterstützt die irische Verfassung die zuhause die Kinder erzeihende Frau. Praktisch aber wird die Möglichkeit dass sich die Familien auf einen Alleinverdiener stützen kann, erschwert. D.h. zuhause zu bleiben, ist für die Mutter inzwischen Luxus geworden. 50 Prozent aller Frauen arbeiten, 75 Prozent der Frauen im Alter von 25 bis 35 Jahren.

Was die Kinderbetreuung anbelangt, so ist in Irland die Ganztagsschule von 9 – 15 Uhr (Grundschule) die Regel, mit Hausaufgabenbetreuung (alle Schulen) bis 19 Uhr. Die Kleinkindbetreuung ist in Irland ungeregelt und schwer statistisch zu erfassen. 24 Prozent der unter 6- Jährigen sind in der Schule, 19 Prozent in Krippen und der Rest in privater Betreuung. Für die Zukunft zeichnet sich ab: hoher Bedarf und ein qualitativ geringes Angebot von Betreuung.

Kosten für die außerhäuslichen Betreuung sind hoch, in Europa gehören sie zu den höchsten (150 – 250 Euro pro Woche). D.h. 30 Prozent des durchschnittlichen Einkommens geht pro Kind in die Betreuung. Dies sind eine der höchsten in Europa und nur vergleichbar mit Japan.

Das irische Wirtschaftswachstum wurde von der irischen Mutter geschoben und heute von der irischen Großmutter, weil man sich solche Kosten nicht leiten kann. Der Schwarzmarkt der Kinderbetreuung wächst. Kindergeld gibt es Euro 140,- fürs erste und zweite Kind. Für das dritt und folgend Euro 180,-.Einen Steuerfreibetrag gibt es für Kinder nicht, auch keine Subventionen für Kinderbetreuung und auch keine steuerliche Absetzbarkeit. Kein Weihnachtsgeld.

Warum ist Irland kinderreich, obwohl die Rahmenbedingungen nicht so vorteilhaft sind?

In Irland gibt es mehr Golfplätze als Kinderspielplätze. Die Religion hatte bisher einen großen Einfluss, aber sie ist nicht mehr die dominante Vermittlerin von Werten und Lebensstilen. Trotzdem lebt die Tradition noch fort.

Und deshalb gilt auch: Kinder zu haben, ist selbstverständlich! Und Kinderfreundlichkeit in der Gemeinschaft ist es auch. „Irland ist ein kindergewöhntes Land“. Die finanziellen Rahmenbedingungen für Familien sind nicht besser als die in Deutschland. Aber alles andere ist einfacher. Die in einem Aufsatz in der Zeitung Die Welt zurecht bezeichnete „Kreativität ungeordneter Verhältnisse“ , die es innerhalb des Tagesablaufs zulässt, dass viell improvisiert wird, spielt auch in der Arbeitswelt eine große Rolle. D.h. in Irland ist nicht alles so reglementiert wie in Deutschland.

In Dublin ist der Geburtenrückgang noch stärker als im Landesdurchschnitt. Aber der Staat ignoriert diese Entwicklung. Hinsichtlich der kommenden demographischen Entwicklung ist der Staat zukunftsvergessen. Der neue Reichtum der Iren verändert das Verhalten der Bevölkerung durch den „Kommerzdruck“, der das Familienleben dadurch verteuert, weil die Menschen glauben, ohne den neuen Luxus, den sie unbedingt allen Familienmitglieder zukommen lassen wollen, nicht mehr auszukommen.

Für Deutschland fordert sie weniger institutionalisierte Reglementierung im Sinne staatlicher Betreuung und Förderprogrammen, sondern mehr Flexibilität im Umgang mit Familien im Alltag, z.B. im Umgang mit stillenden Müttern oder Kindern, die man zur Arbeit zeitweise mitbringen kann.

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Claus-Peter Müller von der Grün, FAZ-Redakteur

Mehr Kinder in Deutschland: Optionen für Deutschland

Anreizsysteme, die auf die familienentwöhnte Gesellschaft treffen, werden ohne Wirkung sein, weil die Individualisierung und die Infantilisierung der Menschen schon zu weit fortgeschritten ist. Die Werbung für mehr Kinder kann nur durch das Vorbild der Familien funktionieren. Werbung – nicht so wie die Anti-Aids-Werbung, die für die Promiskuität wirbt – könnte mittels Markenkern die Familie als eine zukunftsfähige anzustrebende Gemeinschaft darstellen. Es muß wieder schick sein, Familie zu gründen! Karriere muß nicht über das Geld definiert sein. Sie sollte Familie mit einbeziehen. Voraussetzung, dass diese Werbung verfängt ist aber ein Grundvertrauen in die Zukunft.

Obwohl wir seit 1964 eine sinkende Talfahrt der Geburten konstatieren können, nehmen wir erst heute diese „Katastrophe“ wahr. Daß wir die Demographie heute wahrnehmen, schulden wir nicht hehren Zielen, sondern in Wahrheit dem „Verwertungsinteresse des Kapitals“ , welches Familie dem ökonomischen Arbeitsprozeß anpassen will. Es ist also kein Zufall, wenn Unternehmen den unternehmenseigenen Kinderbetreuung rund um die Uhr für ihre Mitarbeiter anbieten. Dies zahlt sich für die Unternehmen auch aus, weil die Arbeitskraft der Mitarbeiter besser dadurch genutzt wird, weil diese wissen, dass ihr Kinder betreut sind. Zudem ist heute der Doppelverdienst erforderlich, weil der Alleinverdiener in der Regel zuwenig verdient. Auf seine Frage, wann man denn heute der karriereorientierte Akademiker am besten Kinder bekommt, antwortet Müller v.d.Grün „im Vorruhestand“. Damit weist der Referent auf das zu hohe Alter der Paare, die noch Kinder bekommen, hin. Sozialtechnokratisch gedacht nimmt sich auch die Aussage aus: „Wir haben keine Kinder, weil und die Betreuungsplätze fehlen“. Daß diese Aussage nicht stimmen kann, beweißt das familienpolitische Schlarafia Thüringen und trotzdem hat es keine Kinder. 1994 war die Reproduktionsrate auf 0,74 gesunken und ist jetzt wieder angestiegen auf 1,2 Kinder pro Frau.

Mit einem halben Jahr kann das Kind an der Krippe abgegeben werden, morgens um 6 Uhr, abholen abends um 6 Uhr. Mit 2 ½ Jahren haben die Eltern einen Rechtsanspruch auf eine Kindergarten. Danach kommt die Grundschule mit einem Lehrer-Schüler-Verhältnis von 1:13. Die Schule hat „natürlich“ einen Hort, der wieder – wenn es sein muß- um 6 Uhr und endet um 18.Uhr, Die Hortpreise sind sozial gestaffelt Maximal zahlt die Familie Euro 65 , das Kindermittagessen kostet Euro 1,95. Die weiterbildende Schulen werden z.Z. alle ausgebaut in offene Ganztagsschulen mit integrierten Horten. D.h. die Eltern werden weitestgehend von den Erziehungsaufgagen entlastet. Und trotzdem sind so wenige Personen bereit Verantwortung für Kinder zu übernehmen. Es muß also noch andere Anreize geben als die Betreuungsangebote. Bis 1970 haben wir in beiden deutschen Staaten ein ähnliche Geburtenrate gehabt. In der DDR wurde der dann einsetzende Geburtenrückgang durch staatliche Anreize aufgefangen ( in West-Deutschland durch ungeregelten Zuzug). Dieser bestand durch Ausweitung der Betreuungseinrichtungen, Zuteilung von Wohnraum, Ehestandsdarlehen, die je nach Kinderzahl erlassen wurden. Damals sagte man: „der Kredit wurde abgekindert“. Es hat aber auch immaterielle Veränderungen gegeben. Und zwar hat man den Eltern die Verantwortung für die Kinder in einem hohen Maße (nämlich tagsüber) abgenommen. Daß diese staatlich auch erzogen wurden ist ein Merkmal totalitären Staaten. Auch die vereinfachte Ehescheidung gehört zu den veränderten immateriellen

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Veränderungen. Die Abtreibung, in Form von Fristenlösung war staatlich erlaubt. Diese tiefgreifende Entwicklungen in Ostdeutschland hat Auswirkungen bis heute und erklärt uns, warum die Menschen keine Kinder mehr haben wollen. Die Desorientiertheit der Deutschen, d.h. die fehlende soziale Sicherheit führt ist ein wichtiger Indikator für den Kinderwunsch. Wobei zu sagen ist, dass die Erwerbsquote in Ostdeutschl and nur 2 Prozent geringer ist als in Westdeutschland. D.h. dass in Thüringen –gemessen an der Gesamtbevölkerung – mehr Menschen eine Arbeit haben als in Rheinland-Pfalz. Die soziale Sicherheit – verglichen mit früheren Jahrhunderten, wo es Kindbettfieber und Wegelagerer gab, ist mit die höchste aller Zeiten.

Auch die Leitbildern der unterschiedlichen Konfessionen, die sich in der Renaissance- Malerei niederschlagen, bringen unterschiedliche Lebenseinstellungen zutage. So haben wir Rubens, den katholischen Maler der sinnlichen Gelage, der die voluminösen meist nackten Frauen darstellt, die meist in gleicher Größe abgebildet sind wie die Männer. Frauen sind sogar in einigen Fällen besser positioniert als die Männer. Der Mensch bewegt sich zwischen Schuld und Vergebung, ohne den Frohsinn zu verlieren. Ganz im Gegenteil dazu die niederländischen calvinistisch geprägten Maler. Diese porträtieren weniger Menschen als vielmehr den auf seine gesellschaftliche Position reduzierte Kaufmann, der zwar auf den ersten Blick bescheiden auftritt, aber doch im Detail den begüterten Menschen hervorkehrt. Die weiße Halskrause lässt ihn streng wie einen evangelischen Pfarrer wirken. Symbole, z.B. ein Geldsack dokumentieren den Reichtum. Dies sagt etwas über den Arbeitsethos aus. Auf diesen Bildern kommen weniger Frauen vor und wenn diese gezeichnet werden, dann kleiner als der Mann, aber in der gleichen Kleidung wie dieser, nämlich als Kauffrau. D.h. in der niederländischen calvinistisch geprägten Malerei steht der Mann im Vordergrund, die Frau im Hintergrund, kleiner. Anerkennung gibt es über Geld. Und es ist logisch, dass die Frau nach vorne treten will, um auch so viel Anerkennung wie der Mann erreichen will. Sie, die arbeitet, will Anerkennung über Geld. In diesem Prozeß stehen auch wir drin. Dieser Prozeß hat vor 500 Jahren begonnen und wirkt mit seinen Bildern bis heute in unsere Gesellschaft.

In unseren Breiten entscheiden sich immer mehr Menschen für die nordeuropäische etwas weniger lebensfreudige aber karriere-orientierte Variante. Und dies gilt es zuerst einmal wertfrei festzustellen. Dies heißt aber nicht, dass das andere Bild ausgedient hat. Diese Betrachtung ist als alleiniges Erklärungsmuster für Kinderfreundlichkeit noch nicht aussagekräftig. Es kommen andere Dinge dazu. Z.B. dass im katholischen Italien wie nirgendwo in der Welt die Bindung von Sohn zu Mutter so eng ist. Söhne bleiben bis zum 35. Lebensjahr bei ihren Müttern wohnen. Dies wirkt sich auf die Reproduktion aus. Bei kritischer Betrachtung ist der Schluß nicht unzulässig, dass auch wir gerne Italiener wären. Wir wollen möglichst lange Kinder sein, wollen sorglos sein. Wir delegieren gerne Aufgaben and den Staat und unterliegen dem Jugendlichkeitswahn im Glauben, wir könnten auch noch mit 60 Jahren Kinder bekommen.

Wir sind nicht nur überindividualisiert sondern auch infantilisiert. Sichtbar wird dies in unterschiedlichen Verhaltens- und Einstellungsweisen. Z.B. beim Porschehändler stehen zwei begeisterte Altersgruppen, nämlich die Kinder und die ergrauten Männer. Beim Blick auf die durch die Jahrhunderte unterschiedlichen Formen des Tanzes, entdeckt man die Vereinzelung des Individuums. Tanzt man noch beim alten Volkstanz in Gruppen bis zu acht Personen, z.B. mit Kreuzformation, mit anschließender Auflösung der Struktur und folgender neuer Paarbildung, was jeden Tänzer zum wichtigen Bestandteil der Gruppe macht, so findet im

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bürgerlichen Paartanz die Gemeinschaft nicht mehr statt. In dieser Zeit findet die Auflösung des Zusammenhangs von Kinderkriegen und Zukunftsversorgung (durch die moderne Rentenversicherung) von Kinderkriegen und Sexualität (durch die Pille) statt. Und genau in dieser Zeit ändern sich die Tanzformen. In den 50-ern wird noch Rockn´Roll getanzt, danach wird „solitär“ getanzt beim Beat und Rock der 60-er und 70-er Jahre.

Was die Essensgewohnheiten anbelangt, so war früher das Bittere für das Alter adäquat. Heute ist dies dem Süßen, also dasjenige, was die Kindheit so ausmacht gewichen. Das andere Ende des Lebens, der Tod wird aus unserem Leben verdrängt, eine Beschäftigung damit – und dazu gehören Riten und Bräuche – werden besonders in den säkularisierten Gegenden – und das waren häufig ehemals protestantisch geprägte - abgelehnt. Hierzu gehört Ostdeutschland und die skandinavischen Länder. In katholischen Gegenden vollzieht sich der Wandel auch, aber doch langsamer.

Ein anderer Kulturunterschied ist festzumachen beim unterschiedlichen Liedgut deutscher Schlager, wo noch von Liebe die Rede ist. Diese unterscheiden sich aber von den französischen Schlagertexten, weil dort Liebelei, Sterben und Tod vorkommt. D.h. Leben wird sehr viel mehr „ganzheitlich“ wahrgenommen. In den deutschen Texten ist wieder eine

eine Reduktion des Lebens auf Karriere, Geld, Wohlstand.

Diese Beispiele verdeutlichen eine veränderte Einstellung zum Leben, die nicht vom Himmel gefallen ist, sondern über viele Jahre zu einer reduzierten Sichtweise von Werten geführt hat.

Vor diesem Hintergrund einer Betrachtungsweise ohne Bodenhaftung wird die Antwort auf die Frage, ob wir noch mehr Betreuungseinrichtungen brauchen, bejaht werden. Ob wir deshalb aber mehr Kinder bekommen werden, darf bezweifelt werden. Dies heißt nicht, dass Betreuung , wenn sie als notwendig erkannt worden sind, nicht eingerichtet werden soll. Zumal es Familien ohne Familienleben gibt, wo es sogar wichtig ist, dass es solche Einrichtungen gibt.

Aber wichtig bleibt, dass derjenige, der Kinder hat, dies nicht als ökonomische Bestrafung empfinden muß.

Die Mentalität in unserer Gesellschaft muß sich zugunsten der Familie verändern. Dies wird aber nicht durch staatliche Anreize geschehen. Eltern sollen für die Elternschaft werben. Es muß schick sein, Familie zu gründen. Eine Kampagne muß her, aber nicht von der Politik bewerkstelligt, sondern von privater Seite., z.B. von der Zigarettenindustrie. Diese verkaufen schlechten Atem und Rauch in der Lunge mit großem Erfolg, warum soll es nicht für die Familie einen neuen Markenspruch z.B. „Aus der puren Freunde am Leben“ oder aus „purer Leidenschaft“ geben.

Aber dazu brauchen wir ein Grundvertrauen in die Zukunft Heute wirbt der Staat noch gegen Aids und für Promiskuität und manipuliert damit - staatlich subventioniert -einen familienfeindlichen Livestile.

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Andreas Krems, Erster Beigeordneter, Cloppenburg

„Ein deutsches Beispiel: Cloppenburg

Kinderfreundlichkeit: Zufall oder Notwendigkeit“

Weil Cloppenburg stets katholisch, ländlich und konservativ geprägt war, hat Familie und zwar auch die kinderreiche bis heute Tradition und diese Tradition fortzuführen, ist das erklärte Ziel dieser Stadt. Mit dem Zuzug der Spätaussiedler, die hohe Kinderzahlen aufweisen, schnellte in den frühen 90er Jahren die Statistik nach oben. Der hohe Anteil der Russlanddeutschen, wünscht sich trotz des veränderten Umfelds große Familien und bekommen viele Kinder. Die Stadt schafft positive Rahmenbedingungen ( großzügige Wohnverhältnissen, die Vergabe von kommunal subventionierten, bezahlbarem, günstigen Bauland, Bauhilfen, Betreuungsangebote etc.). Kleinstkinderbetreuung ist wenig gefragt, weil Mütter allenfalls halbtags arbeiten.

Ein Blick auf die historische Entwicklung zeigt, dass Cloppenburg aus ursprünglich zwei unterschiedlichen Siedlungskernen erwuchs. Der Name Cloppenburg selbst wird erstmalig 1297 erwähnt. Damals errichteten die Grafen von Tecklenburg in unmittelbarer Nähe der Siedlung an der Soeste-Niederung die Befestigungsanlage „Cloppenburg“, um in diesem Gebiet endgültig die Landeshoheit zu sichern. Nach über 100 Jahren tecklenburgischer Herrschaft ging dieses Gebiet infolge häufiger Fehden der Tecklenburger Grafen mit den Bischöfen von Münster und Osnabrück in münsterschen Besitz über. Im Friedensvertrag von 1400 zwischen Münster und Tecklenburg wurde das Gebiet als Amt Cloppenburg dem Fürstbistum Münster angegliedert. Im Jahre 1435 verlieh der Bischof von Münster der Siedlung Cloppenburg das Stadtrecht mit eigener Gerichtshoheit.

Etwa 1600 Einwohner zählte Cloppenburg, als im Jahre 1855 das Kirchspiel Krapendorf und die Burg-Stadt Cloppenburg zu einer Stadtgemeinde vereinigt wurden. Die Stadt lag zu der Zeit – und bis ins 20. Jahrhundert hinein – in einer stark bewaldeten, fast ausschließlich durch Landwirtschaft geprägten Region.

Sie sehen also: Für die Entwicklung zu einer demographischen „Boom-Town“ gab es eigentlich keinen Anlass . Und das belegt auch die Bevölkerungsentwicklung:, die bis 2004 eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung aufweist. Heute hat die Stadt fast 32.000

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Einwohner. Es gibt zwei wirklich große Sprünge in der Kurve: Nach dem 2. Weltkrieg (Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten) und nach 1990.

Dazwischen hat es durchaus Zuzüge in nennenswertem Umfang gegeben: In den 60er Jahren kamen aus dem Ermland, einer kath. geprägten Region Ostpreußens, etliche Spätaussiedler-Familien in die Stadt. In den 70er Jahren kamen einige Dutzend Vietnam-Flüchtlinge, sogenannte Boatpeople in die Stadt. Aber eine wirklich erhebliche Zunahme der Bevölkerung nach dem Weltkrieg hat es erst von 1988 bis 1999 gegeben. Die Bevölkerungszahl stieg um etwa ein Drittel (29,3 %) an. Womit ist das zu erklären?

Natürlich nicht mit einer besonderen Fruchtbarkeit des Cloppenburgers.. Der Grund ist vielmehr darin zu sehen, dass Cloppenburg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion rasch das Ziel von Russlanddeutschen wurde, die ihre bisherigen Wohngebiete in der Omsker Region und in Kasachstan verließen und nach Deutschland strebten.

Die Ursache für die Bevorzugung Cloppenburgs (eine andere bevorzugte Region in Niedersachsen ist Gifhorn) ist u.a. in der Hilfe eines Geistlichen (Monsignore Scheperjan) zu sehen. Er bemühte sich um geeigneten Wohnraum für die ersten Spätaussiedler in der Gemeinde Molbergen im Landkreis Cloppenburg. Als dort dann die erste Kirche gebaut wurde, zogen viele nach – nach dem Prinzip: Dort, wo unsere Verwandten und Freunde leben, wollen wir auch leben.

Überhaupt ist die Religion oft ein Grund für weiteren Zuzug gewesen, und so siedelten sich bald viele Mitglieder der sogenannten Pfingstlergemeinde, einer sehr strenggläubigen Glaubensgemeinschaft, in und um Cloppenburg an.

Für viele Cloppenburger wuchs die Zahl dieser altmodisch aussehenden, wenig anpassungsfreudigen neuen Mitbürger beängstigend rasch an. Und tatsächlich kamen Jahr für Jahr in großen Schüben immer mehr dazu. Was sie mitbrachten, waren viele Kinder – manche Pfingstlerfamilie hat 15, 16 Kinder!

Was sie häufig nicht mitbrachten, war eine ausreichende berufliche Qualifikation. Das belastete den städtischen Haushalt enorm mit hohen Sozialhilfekosten. In dem Maße konnte ein weiterer Zuzug nicht verkraftet werden, und so kam das Zuweisungsgesetz 1996 wie eine Erlösung. Die demographischen Auswirkungen des Spätaussiedler-Zuzugs sind evident.

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Heute leben etwa 8000 Rußlanddeutsche in Cloppenburg. Damit stammt jeder vierte Cloppenburger ursprünglich aus Russland oder Kasachstan (die hier geborenen Kinder sind mitgezählt – sind das noch „Russen“ oder schon Einheimische?).

„Vielleicht wohnt das Glück in Cloppenburg“, titelte die „Zeit“ in einer ihrer Ausgaben im letzten Jahr. Und: „Wohlgefällig blicken die Demographen auf Cloppenburg in Westniedersachsen, eine Insel der Fruchtbarkeit in einem Meer vergreisender Landkreise“.

Ja, es ist wahr: In Cloppenburg gibt es noch einen Geburtenüberschuss:

Hier zählt man auf 1000 Einwohner etwa 12 Geburten, hier bekommt jede Frau noch 1,9 Kinder – alles Spitzenwerte, für die Bürgermeister Dr. Wiese den Titel „Babymeister“ von der „BILD“ verpasst bekam.

Ja, Cloppenburg ist eine junge Stadt (wenn auch nicht mehr die jüngste Stadt Deutschlands wie noch 2002):

Jeder 4. Cloppenburger ist unter 18 Jahre alt, fast jeder 2. ist unter 30!

Es scheint richtig zu sein: „Die Deutschen sterben nicht aus, jedenfalls nicht, solange es Cloppenburger gibt“ (FOCUS 18/2004). Und über die Erkenntnis des Bundeskanzlers, die Steigerung der Geburtenrate sei eine „strategische Aufgabe ersten Ranges“ (dpa 14.04.05) kann man in Cloppenburg nur milde lächeln.

Über die Gründe der hohen Kinderzahlen wurde Cloppenburgs Bürgermeister Dr. Wolfgang Wiese immer wieder von Presse, Funk und Fernsehen befragt.

Zufall ist das nicht - Es lassen sich 3 Gründe herauskristallisieren:

1. Tradition

In der Gegend um Cloppenburg hatten die Leute schon immer viel Nachwuchs. Es handelt sich um eine katholische Gegend, konservativ, ländlich geprägt. Drei, vier Kinder zu haben ist für eine Cloppenburger Familie nichts besonderes. „Kindersegen ist Gottes Segen“, sagte man früher hier. Diese traditionell relativ große Kinderzahl bildete sozusagen einen hohen „Sockel“.

2. Spätaussiedler

Auf diesen Sockel haben die Spätaussiedler seit Beginn der 90er Jahre noch einen draufgesetzt. Dadurch, dass in diesen Familien 8, 10 und 13 Kinder nichts Besonderes waren, ist die Statistik nach oben geschnellt. Denn auch sie sind von traditionellen Strukturen

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geprägt: Jugendliche Russlanddeutsche, die in den Neunzigern hierher kamen, wünschen sich trotz des veränderten Umfelds große Familien und bekommen viele Kinder.

3. Rahmenbedingungen

Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, fällt die Entscheidung für Kinder leichter.

Man kann in Cloppenburg Kinder einfach gut großziehen. Das fängt schon bei den großzügigen Wohnverhältnissen an. Die meisten Familien können sich hier ein Einfamilienhaus leisten.

Aber: „Von nix kommt nix“, sagt man in Cloppenburg. Gemeint ist, dass einem Erfolge nicht in den Schoß fallen. Und so hat die Stadt schon sehr frühzeitig die Vergabe von bezahlbarem, günstigen Bauland selbst in die Hand genommen. Das Ziel städtischer Wohnbaupolitik war seit 1985, einen Anreiz zu bieten für möglichst breite Bevölkerungsschichten. Da der private Markt gewinnorientiert handelt, hat die Kommune eine aktive Baulandpolitik mit kostendeckenden Preisen betrieben. Hier liegen die Kosten für einen Quadratmeter erschlossenes Bauland bei ca. 50 Euro. Im April vergangenen Jahres hat Cloppenburg das 1000. städtische Baugrundstück verkauft.

Familienfreundlichkeit hat sich darüber hinaus ausgedrückt in einem Subventionsprogramm, das bis vor drei Jahren Bauhilfen für Familien gewährte. Förderziel war, Familien mit Kindern den städtischen Kaufpreis nochmals zu reduzieren. Davon haben – natürlich – auch und besonders die kinderreichen Aussiedlerfamilien profitiert. Wohneigentumsbildung, die eigene Scholle, Bodenständigkeit sind dem Menschen der Cloppenburger Gegend wichtig.

Eine große Rolle darüber hinaus spielen Betreuungsangebote. Es gibt für jedes Kind ab drei Jahren einen Kindergartenplatz. Bei der Kleinstkinderbetreuung ist der Be darf nicht sehr groß, da die Frauen in der Regel höchstens halbtags arbeiten. So gut wie wir bei der Geburtenquote liegen, so schlecht sind wir bei der Beschäftigung von Frauen. Auch hier spielt die Tradition aber eine Rolle: Vielfach hält man es für selbstverständlich, dass ein Elternteil – häufig die Mutter – für die Kindererziehung zu Hause bleibt.

Cloppenburg plant allerdings die Einrichtung einer Kinderkrippe für unter Dreijährige. Ein Betreuungsangebot für Schüler ist derzeit ebenfalls im Entstehen. Ganztagsbetreuung für Hauptschüler ist geplant..

Das starke Bevölkerungswachstum hat natürlich auch Konsequenzen für den Haushalt der Stadt gebracht. Cloppenburg ist nicht nur zahlenmäßig stetig gewachsen, sondern auch die

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Ausgaben. Seit 1995 mußten 45 Millionen Euro allein in Kindergärten und Schulen investiert werden.

Hatte die Stadt anfangs der 90er Jahre noch 537 Kindergartenplätze, so mussten diese bis heute genau verdoppelt werden! Darüber hinaus unterhält die Stadt viele Einrichtungen, die Familien direkt zugute kommen. Ein städtischer Jugendtreff kümmert sich um die Kinder und Jugendlichen, u.a. mit einer Ferienpassaktion, die über 150 Veranstaltungen und Angebote aufweist – und das jedes Jahr. 76 Kinderspielplätze, über das ganze Stadtgebiet verteilt, werden vom städtischen Bauamt unterhalten und betreut. Ein Familienpass hält Vergünstigungen bei Veranstaltungen für Familien vor – bezuschusst von der Stadt.

Cloppenburg ist Kreisstadt mit einer leistungsfähigen Wirtschaft. Neben der Nahrungsmittelbranche haben sich dank gezielter Wirtschaftsförderungsmaßnahmen etliche Großbetriebe und eine solide, konkurrenzfähige Klein- und Mittelindustrie etabliert. Aufgabe der Stadt muss es sein, für eine wirtschaftliche Entwicklung zu sorgen, dass alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz bekommen. Im Moment stehen sie ganz gut dar, weil das Handwerk sehr aktiv ist. Aber Cloppenburg verzeichnet zu viele gut ausgebildete junge Menschen, die abwandern. Daher benötigt es mehr Angebote, um Kinder in der Region zu halten.

Die Frage, ob Kinderfreundlichkeit Zufall oder Notwendigkeit ist, wird in Cloppenburg eindeutig beantwortet: Es ist notwendig, kinderfreundliche Politik zu betreiben. Was eine kinderfreundliche Kommune ausmacht ist nicht nur ein gutes Betreuungsangebot für Kleinstkinder, damit die Mütter arbeiten können. Das Beispiel Cloppenburg zeigt, dass es auf einen umfassenden Mix ankommt.

Der eigentliche Nutzen einer familienfreundlichen Kommune ist ohnehin immaterieller Natur. Das Erscheinungsbild einer jungen, zukunftsfähigen Stadt ist wichtig für eine Gesellschaft, die von Überalterung bedroht ist und Kinder nicht mehr als Selbstverständlichkeit ansieht.

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Tone Allers, Norwegische Botschaft in Berlin

Norwegens pronatale Familienpolitik

Familie wird in Norwegen in hohem Maße materiell wie ideell unterstützt. Das Leitbild der Gleichberechtigung spielt in der norwegischen Familienpolitik eine dominante Rolle und wird als Motivation für die hohe Geburtenrate angesehen. So wird die Zielsetzung formuliert, dass Mütter wie Männern Väter arbeiten und die Aufgaben zu Hause teilen. 1998 waren 77% aller Mütter mit Kindern unter drei Jahre erwerbstätig. Die Erwerbs-tätigkeit von Müttern dient nicht der notwendigen Anhebung des Familieneinkommens, sondern entspricht dem norwegischen Leitbild. Daher nimmt der Anteil der Ganztagsbetreuung von Kindern von einem Jahr bis 5 Jahren in Krippen und Kindergärten zu.

Umfragen zufolge möchten vier von zehn norwegischen Frauen Kinder haben. Drei von zehn wollen drei Kinder. Gleichzeitig wählen mehr Frauen als Männer eine höhere Ausbildung, um sich für ein interessantes Berufsleben zu qualifizieren. Wenn Frauen frei wählen können, möchten sie Kinder haben und sie möchten Karriere machen.

Wie in den meisten industrialisierten Ländern erleben wir auch in Norwegen, dass die Bevölkerung immer älter wird. In der Zukunft wird ein immer kleinerer Anteil der Bevölkerung einen immer wachsenden Anteil unterstützen müssen. Die Gesellschaft braucht Kinder und sie braucht qualifizierte Arbeitskraft. Die Interessen der Frauen und die der Gesellschaft stimmen also übereins.

Norwegen hat, wie die anderen nordischen Länder, im Bereich der Familienpolitik im Laufe der letzten Jahrzehnte einige Erfahrungen gemacht, die im Ausland auf großes Interesse stoßen. Nächste Woche wird in Berlin ein Seminar zum Thema: „Familienpolitik als Instrument zur Lösung zukünftiger Probleme in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt“ abgehalten. Das Seminar ist ein Gemeinschaftsprojekt des Nordischen Ministerrat und der fünf nordischen Botschaften.

Die norwegische Familienpolitik ist ein Produkt kultureller und historischer Umstände. Die Grundlage ist eine starke Überzeugung, dass Gleichberechtigung in die Familienpolitik integriert werden muss. Die Zielsetzung der norwegischen Familienpolitik ist es, Frauen wie Männern zu erlauben, im Arbeitsleben aktiv zu sein und die Aufgaben zu Hause zu teilen. Die meisten Norweger stimmen überein, dass Frauen und Männer sowohl das Recht haben, sich intellektuell zu entwickeln als auch das Recht, sich um die Familie zu kümmern. Darüber hinaus sind sich die meisten einig, dass es wichtig und gesund für die Entwicklung eines Kindes ist, Zeit mit beiden Elternteilen zu verbringen.

Historischer Rückblick

Die Auffassung darüber, wie eine Familie organisiert werden soll, hat sich über das letzte Jahrhundert von der Haltung aus entwickelt, dass der Mann alleine die Familie versorgen

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sollte bis zu der heute dominierende Auffassung, dass beide Eltern diese Verantwortung, sowie die Verantwortung für die Kinder-Erziehung teilen sollten.

Diese Entwicklung erstreckt sich von den Kämpfen der ersten Feministen um Lohnstandards und Mitspracherecht am Ende des 19. Jahrhunderts und dem 1913 in Norwegen eingeführten Wahlrecht für Frauen, über die Einführung des Kindergelds, des Mutterschutzes, der finanziellen Unterstützung für Alleinerziehende, der Kinderbetreuung, dem Gleichstellungsgesetz bis hin zu den zu den jüngsten Errungenschaften: dem Elterngeld und dem obligatorischen Elternurlaub für Väter.

Die demographische Entwicklung in Norwegen

Seit Mitte der 90er Jahre ist die norwegische Geburtenrate, nach europäischen Verhältnissen, hoch und stabil zwischen 1,8 und 1,85.

Es ist nicht immer so gewesen. Wie in anderen westlichen Ländern ist die Geburtenrate im Laufe der 70er Jahre gesunken. Anfang der 80er Jahre hat die sinkende Geburtenrate Sorgen bereitet. Seit der Mitte der 80er Jahren ist die Zahl der Geburten aber wieder gestiegen, vermutlich, unter anderem wegen der Ausweitung des Elternurlaubs für beide Elternteile. Es ist interessant, dass gleichzeitig die Erwerbstätigkeit von Frauen anstieg und die Zahl Kindergartenplätze ausgebaut wurde.

Es gibt guten Grund zu der Annahme, dass bessere Bedingungen für die Teilnahme von Müttern am Erwerbsleben, sowie Mutterschafts- und Elternurlaubsgehalt, Ausbau der Kindergartenbetreuung, flexible Arbeitszeitregelung, es den einzelnen Frauen erleichtern, Arbeit und Familie mit mehreren Kindern zu vereinbaren.

Die beträchtlichen staatlichen Investitionen in das Mutterschaftsgeld und die Bereitstellung von Kindergarten- und Krippenplätzen zahlen sich durch eine hohe Beschäftigungs- und Geburtenrate volkswirtschaftlich aus.

Finanzielle Unterstützung in der Schwangerschaft und in der Kleinkindphase

Es gibt heute in Norwegen eine große Anzahl juristischer und wirtschaftlicher Maßnahmen zur Unterstützung von Familien mit Kleinkindern.

Der Schwangerschafts- und Erziehungsurlaub besteht aus 42 Wochen bei vollem Lohnausgleich oder 52 Wochen mit 80% Lohnausgleich. Vier Wochen davon sind dem Vater vorbehalten. Wenn er diese vier Wochen nicht zu Hause bleiben will, fallen sie weg. 80% aller Väter profitieren von dieser Regelung.

Drei Wochen vor der Geburt und sechs Wochen nach der Geburt sind der Mutter vorbehalten. Den Rest können die Eltern unter sich teilen. Allerdings nehmen nur 15% aller Väter mehr als vier Wochen Urlaub. Bekannte Politiker, wie der ehemalige Premierminister Jens Stoltenberg haben zu der Popularität des Vater-Urlaubs beigetragen, indem sie selbst sich beurlauben haben lassen.

Zusätzlich zu dem einen Jahr mit vollem Lohn-Ausgleich, haben beide Eltern das Recht auf jeweils ein Jahr unbezahlten Erziehungs-Urlaub. Diese Maßnahme beinhaltet ein starkes

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Element von Gleichberechtigung. Wenn die Eltern am liebsten zu Hause bleiben möchten bis das Kind drei Jahre alt ist, muss auch der Vater seinen Anteil nehmen.

Die Mutterschutz-Regelungen beinhalten auch die Möglichkeit eines so genannten Arbeitszeitkontos: die Eltern können wählen, ob sie ein ganzes Jahr ganz frei zu nehmen wollen oder die letzten Monate des Urlaubs weniger Stunden zu arbeiten, und ihn dadurch auf bis zu drei Jahre verlängern.

Die Erhöhung des Schwangerschafts- und Erziehungsurlaubs hat erheblich zur Verankerung der Frauen im Erwerbsleben beigetragen. Mittlerweile sehen es die meisten norwegischen Frauen als selbstverständlich an, nach Abschluss des einjährigen bezahlten Mutterschutzurlaubs wieder ins Arbeitsleben zurückzukehren. Das zentrale Moment in der norwegischen Familienpolitik ist, dass Frauen auch nach der Geburt in ihrem Beruf weiter arbeiten, ihren Qualifizierungsprozess fortsetzen und nicht riskieren, aus dem Arbeitsleben heraus zu fallen oder durch längere Abwesenheit aus ihrem Beruf schrittweise die Qualifikation und damit die Attraktivität ihrer Arbeitskraft zu verlieren.

Die Länge der bezahlten Urlaubszeit trägt auch dazu bei Frauen dazu ermuntern mehrere Kinder zu bekommen.

Für die meisten ist der Lebensabschnitt mit Kleinkindern relativ kurz, und es ist daher aus Sicht der norwegischen Gesellschaft wichtig, dass so wenig Menschen wie möglich aufgrund von Kleinkindern aus dem Arbeitsleben aussteigen müssen.

So lange die Mutter stillt, hat sie das Recht eine Stunde pro Tag frei zu nehmen. Sie kann wählen ob sie zweimal am Tag eine halbe Stunde Stillpause machen will, oder ob sie eine Stunde früher nach Hause gehen will. Damit wollte der Gesetzgeber Frauen zum Stillen ermuntern. In einigen Tarifgebieten ist dies mit vollem Lohnausgleich verbunden. Stillende Mütter arbeiten also bei voller Arbeitszeit 5 Stunden weniger pro Woche. Die Dienstbefreiung zum Stillen kann beispielsweise vor und nach der Arbeitszeit genommen werden, sodass die Rückkehr in ein normales Arbeitsleben nach dem Schwangerschafts- und Elternurlaub im Interesse des Kindes erleichtert wird. Die ehemalige Familieministerin Grete Berget hat öffentlich für dieses Angebot geworben, als ihr Mann ihr Kind zum Stillen an den Arbeitsplatz im Ministerium gebracht hat.

Kinderbetreuung

25% der Kinder im Alter 1-2 Jahre und 54% der Kinder im Alter 3-5 Jahre sind heute im Kindergarten untergebracht. Die Nutzung von Kindergärten als Betreuungsform wird allerdings in Norwegen, wie in anderen europäischen Ländern, derzeit durch den Mangel an Angebot wie durch hohe Preise begrenzt.

Der Ausbau von Kindergartenplätzen hat deshalb höchste Priorität, und wird in einem Wahljahr wie diesem, immer zu einem Hauptthema. Die aktuelle Regierung hat sich das Ziel gesetzt, bis 2006, jedem Kind einen Kindergartenplatz zur Verfügung zu stellen. Heute haben 66% alle Kinder im Alter 1-5 Jahre einen Kindergartenplatz. Um allen, die das wünschen, einen Kindergartenplatz anzubieten, rechnet man damit, dass man Plätze für 80% aller Kinder zur Verfügung stellen muss. Das Ministerin für Familien und Kinder hält die Zielsetzung der Regierung für realistisch, auch wenn es sich gezeigt hat, dass man für jedes neue Kind 1,5

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Plätze bauen muss, weil immer mehr Eltern einen Ganztagsplatz wünschen, und dabei ein Teil der Kapazität für Kinder, die bereits im Kindergarten sind, erschöpft wird.

Auch die finanzielle Belastung der Familien mit Kindern wird zu erleichtern versucht, indem man einen so genannten maximalen Preis für Kindergartenplätze eingeführt hat.

Wahlfreiheit:

Damit die Eltern selbst entscheiden können, ob sie während der ersten drei Jahre lieber zu Hause bleiben möchten oder lieber arbeiten wollen und von einem staatlich unterstützten Kindergartenplatz profitieren, hat die Regierung 1998 die so genannte „Kontantstøtte“ – wörtlich übersetzt „Bargeldunterstützung“ von 3000 NOK (wie viel in Euro, ca?) – monatlich pro Kind von 1 und 2 Jahren eingeführt. Man erhält das Erziehungsgeld unter der Voraussetzung, dass das Kind keinen öffentlichen Tagesstättenplatz in Anspruch nimmt. 75% aller Eltern von Kindern 1-2 Jahre erhalten derzeit Kontantstøtte. Allerdings sagen 53%, dass sie einen Kindergartenplatz vorziehen würden.

Viele haben gefürchtet, dass die „Kontantstøtte“ die Frauen „zurück an den Herd“ zwingen würde. Die Erfahrungen deuten aber darauf hin, dass dies nicht der Fall ist. Es hat sich z.B. herausgestellt, dass die Kontantstøtte nicht unbedingt dazu führt, dass Mütter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, sondern dass sie alternative Betreuungsformen wie Tagesmütter nutzen.

Nach und nach ist es in der norwegischen Gesellschaft selbstverständlich geworden, Rücksicht auf Familien mit Kindern zu nehmen. Zum Beispiel endet der normale Arbeitstag für Eltern mit Kleinkindern – Männer wie Frauen – auch in führenden Positionen, oft schon um 16.00 Uhr, weil sie die Kinder im Kindergarten abholen müssen. Das heißt natürlich auch, dass die Kinder nach dem Kindergarten noch einen langen Nachmittag /Abend mit ihren Eltern verbringen.

Arbeitsmarkt – Anteil arbeitender Mütter

1998 waren 77% aller Mütter mit Kindern unter drei Jahre erwerbstätig. 41% arbeiteten mehr als die Hälfte der Regelarbeitszeit, während 36 % eine Stelle mit geringerer Arbeitszeit innehatten. Die Erwerbstätigkeit für Frauen ist fast so hoch wie für Männer.

Das Bild ist aber nicht „rosenrot“ (wie man bei uns sagt). Auch in Norwegen sind Frauen und Männer noch längst nicht gleichgestellt auf dem Arbeitsmarkt. Frauen verdienen durchschnittlich weniger als Männer, hauptsächlich weil 40 % aller arbeitenden Frauen Teilzeit arbeiten. Nur 1 von 10 Vätern nimmt mehr als die angemessenen vier Wochen Vaterschutz. Mütter tragen immer noch den größten Teil der Verantwortung zu Hause. Frauen sind zwar gut repräsentiert in der Politik, in Macht-Positionen in der Privatwirtschaft, im akademischen Bereich und in der Armee sind sie dagegen weiter unterrepräsentiert.

Wie lassen sich diese Unterschiede ausgleichen? Die Erfahrungen mit dem obligatorischen Elternurlaub für Väter haben gezeigt, dass geschlechtsneutrale Maßnahmen nicht ausreichend sind. Gesetzgebung kann zu neuen Normen und neuem Verhalten führen. Die gleichen Werkzeuge (?) hat man deshalb benutzt um die Stellung der Frauen im privaten Sektor zu fördern. Ein Gesetz, nach dem 40% der Vertreter im Vorstand einer staatlichen Gesellschaft Frauen sein sollen wurde letztes Jahr verabschiedet, und wird im Herbst in Kraft treten.

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Unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung haben alle norwegischen Regierungen das Ziel einer hohen Beschäftigungsrate (gleichermaßen von Frauen und Männern) verfolgt. Für verheiratete Frauen mit Kleinkindern war vor der Steuerreform der achtziger Jahre die „marginale Besteuerung“ bei Wiedereintritt ins Arbeitsleben außerordentlich hoch. D.h.: Je mehr der Mann verdiente, desto höher waren seine steuerlichen Abzugsmöglichkeiten für die „Hausfrau“. Die unterschiedlichen Steuerklassen für Ehepaare und die hohen Kosten für Kinderbetreuung machten eine Erwerbstätigkeit der Mutter wenig attraktiv.

Diese Regelungen waren sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft ungünstig. Deshalb wurde in Norwegen der Unterschied zwischen Steuerklasse 2 (verheiratete Hauptversorger) und 1 (unverheiratete bzw. Steuerklasse wenn beide Ehepartner arbeiten) deutlich reduziert. Auf diese Weise wurde Erwerbstätigkeit für Frauen erheblich attraktiver, obwohl die Betreuungskosten in rechtlichen Kindertagesstätten weiterhin recht hoch blieben.

Untersuchungen von 1998 und 1999 zufolge, gibt es keinen statistischen Zusammenhang zwischen der Berufstätigkeit von Müttern und dem Einkommen des Ehepartners. Auch die Frauen von Männern mit sehr hohem Einkommen sind in der Regel genauso erwerbstätig wie die Frauen in anderen Einkommensgruppen.

as heißt: Die Frauen wollen arbeiten – unabhängig von Ihrem sozialen Status. Die Behauptung, dass norwegische Frauen „arbeiten müssen“, um einen angemessenen Lebensstandard für die Familie zu ermöglichen, erfährt keinen statistischen Beleg.

Die Rolle der Väter

Die Rolle des Vaters ist ein wichtiges Anliegen, wenn man die Frauen dazu bringen will mehr Kinder zu bekommen. Hier ist schon der obligatorische Erziehungs-Urlaub für Väter erwähnt worden. Die Regierung hat neulich entschieden, die Urlaubszeit für Väter zu erweitern und der Rolle des Vaters größere Bedeutung beizumessen.

Noch immer ist es so, dass Frauen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und mehr Zeit für Hausarbeit verwenden. Eine Voraussetzung für eine gerechte Aufteilung der Aufgaben zu Hause ist aber, das der Vater nicht zu viele Überstunden arbeitet. Noch ist es auch in Norwegen nicht selbstverständlich, dass Arbeitgeber die gleiche Rücksicht auf Männer mit Kindern nehmen wie auf Frauen mit Kindern.

Genau so wichtig wie die Aufgabe, Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft zu rekrutieren, nimmt die Regierung die Aufgabe, Männer dazu zu ermuntern traditionelle Frauen-Berufe zu ergreifen. Zielsetzung der Regierung ist es beispielsweise, dass bis 2007 20% alle Kindergartenangestellte Männer sind.

Zu den folgende Themen sprachen diet Experten:

Einführungsreferat:

Wirksamkeit von Anreizsystemen auf generatives Verhalten

Demographie und Kommune:

Ein deutsches Beispiel: kinderreiches Cloppenburg

Demographie und Bundesland:

Auf dem Weg zu einem kinderfreundlichen Bundesland

Ländervergleich:

Die höchste Geburtenrate in der EU: Irland

Ländervergleich:

Pro-natale Familienpolitik in Norwegen

Fazit für Deutschland:

Mehr Kinder: Optionen für Deutschland


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Veranstaltungsort

Haus am Weinberg, St. Martin/Pfalz (Nähe Neustadt/Weinstraße)

Referenten

  • Dr. Jürgen DorbritzBundesinstitut für Bevölkerungsforschungbeim Statistischen Bundesamt
    • WiesbadenChristina Bladuaf
      • MdL
        • FrankenthalTone Allers
          • Botschaft Norwegens u.a.
            Kontakt

            Karl-Heinz B. van Lier