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Veranstaltungsberichte

„Schau hin! - Gut vernetzt gegen Extremismus. Oder: Wissen macht stark!“

von Juliane Liebers

Jugendpolitiktag in Neuss

„Wir leben in einer vollständig digitalisierten Welt. Jedoch vergessen wir häufig, dass wir mit jedem Klick digitale Spuren hinterlassen“, begrüßte Simone Habig rund 250 Jugendliche im Neusser Gymnasium "Marienberg" zum Jugendpolitiktag der Konrad-Adenauer-Stiftung. So grenzenlos das Netz, so schwierig gestalte sich die Kontrolle über die Verwendung von Daten im World Wide Web.

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Soziale Netzwerke seien für junge Menschen die Kommunikationsplattform. Jedoch würden diese zunehmend von extremistischen Gruppierungen instrumentalisiert, „um Feindbilder zu schüren, Akzeptanz zu gewinnen und neue Anhänger zu rekrutieren“, erklärte die Koordinatorin für Schule und Jugend in NRW der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Unter dem Motto „Schau hin! Gut vernetzt gegen Extremismus - Oder Wissen macht stark“ lernten die Jugendlichen in 10 unterschiedlichen Workshops Extremismus zu definieren und die einzelnen Formen zu unterscheiden.

Auch war ein Aussteiger einer extremistischen Szene zu Gast. Er berichtete wie leichtsinnig und unwissentlich er „ in die Falle“ getappt sei. In einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit wurde er in einer Clique aufgenommen und plötzlich waren Gemeinschaftsgefühl, Sinn für Zusammengehörigkeit und Geborgenheit in ihm entfacht. Ohne über Recht und Unrecht nachzudenken, sei er jedem Befehl, jedem Kommando der Cliquenanhänger nachgegangen. Drogen und Gewalt, extremistische Hetze seien von nun an sein Lebensinhalt gewesen. Familie und Bekannte wandten sich ab. Als er dem Druck der Clique nicht mehr stand hielt und bemerkte, dass der Sinn des Lebens bisher verfehlt sei, bricht er aus. Er floh vor dem Mißbrauch der Gesetze, dem Verstoß gegen die Menschenwürde - vor der extremistischen Clique. Mit seinem Ausstieg begann und weilt bis heute die Angst vor Rache der extremistischen Gruppierung gegenüber ihm, „einem Verräter“. Drohungen verfolgen ihn auch jetzt noch, mehrere Jahre später. Auch konnte durch die vielen Umzüge nur kurzweilig Ruhe einkehren. Jedoch, „zum Glück habe ich mich an einen Flyer erinnert, den ich damals spöttisch wegwarf“. Heute, mit der tatkräftigen Unterstützung eines ehrenamtlichen Vereins für Aussteiger, „ kann ich mein neues Leben bewerkstelligen und habe endlich neue Perspektiven für meine Zukunft“.

Dr. Christoph Busch, vom Ministeriums für Inneres und Kommunales in NRW, in der Abteilung für Verfassungsschutz, erklärte den Leitgedanken des Grundgesetzes in dem jeder Mensch eine Würde habe und diese unantastbar sei. Extremistische Ideologien würden in den unterschiedlichsten Formen verbreitet - seien es Karikaturen über die Menschheit mit verachtenden Symbolen, extremistische Texte getarnt hinter bekannten und beliebten Musiktiteln oder Videos der Gruppierungen in Gemeinschaft und Machtgefühl. Extremistische Organisationen versuchen sich heutzutage weniger durch Bildungsevents jedoch verstärkt durch Freizeitvergnügen eine Erlebniswelt mit Gemeinschaftsgefühl zu schaffen, um attraktiv zu wirken und damit die Jugend zum Extremismus zu motivieren. "Drum schaut hin und auch mit Ironie auf die kuriosen Widersprüche manch' extremistischer Gruppierung."

Die Jugendlichen erkannten die Gefahr des Extremismus vor allem durch die Verbreitung im Netz. Zukünftig wollen sie das Medium Internet mit seinen Kanälen und Sozialen Netzwerken bewusster und verantwortungsvoller in ihrem Alltag verwenden.

Der Bundesminister für Gesundheit und Schirmherr des Jugendpolitiktags Hermann Gröhe war begeistert, wie die Jugendlichen auf Spurensuche gegangen sind, „sich richtig reingehängt“ und die bedrängende Realität erkannt haben. Er forderte zudem die Jugend zu neuer Aufmerksamkeit auf. „ Für das, was das Leben, auch in unmittelbarer Umgebung vergiften kann, wenn wir nicht wachsam sind, wenn wir nicht gegen halten.“

Workshop 1: „Gesichter des Extremismus in einer digitalisierten Welt – Sicher surfen in die Demokratie“

Nina Multhoff

Redakteurin & Master-Coach, wegweise-coaching.de

Workshop 2: „Onlinespiele und soziale Netzwerke als Plattformen des Extremismus“

Alexandra Beyersdörfer

jugendschutz.net

Workshop 3: „Hatecore, HipHop und Coverversionen im R`n`B-Style: Musik für den Rechtsextremismus”

Michael Klarmann

Journalist und Rechtsextremismusexperte

Workshop 4: „Islamismus ist nicht Islam – Was ist Inszenierung, was Wirklichkeit?“

Lamya Kaddor

Islamwissenschaftlerin, Islamische Religionslehrerin und Autorin

Workshop 5: „Comics erklären Extremismus“

Peter Schaaff

Cartoonist und Comiczeichner

Workshop 6: „Symbole, Codes und Bilder – Wie viel Wahrheit ist in der Nachricht und werden wir manipuliert?“

Robert Hein

Politikberater und Kommunikationstrainer

Workshop 7: „Linksextremismus – Eine unterschätzte Gefahr?“

Dr. Rudolf van Hüllen

Politikwissenschaftler und Extremismusforscher

Workshop 8: „YouTube und Gewaltvideos: die Faszination des Grauens“

Thorsten Gerald Schneiders

Islam- und Politikwissenschaftler

Workshop 9: „Sicherheit über alles?! – Muss mehr Sicherheit weniger Freiheit bedeuten?“

Jan Philipp Rau

Jugendbeirat Konrad-Adenauer-Stiftung

Workshop 10: Ausstieg statt Einstieg: Gespräch mit einem Aussteiger

RE/Init e.V.

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