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Energiewende - Heimat bewahren

Im Jahr 2022 wird das letzte deutsche Atomkraftwerk endgültig vom Netz gehen – eine Entscheidung, die vor wenigen Jahren noch als undenkbar galt. Mittlerweile jedoch befürworten 90 Prozent der Deutschen die langfristige Umstellung auf erneuerbare Energien. Gleichzeitig steigt die Anzahl kritischer Bürgerinitiativen, die auf die negativen Folgen für die Umwelt verweisen. Wie kann es also gelingen, eine stabile Energieversorgung zu garantieren, ohne die Heimat der Menschen zu verfremden?

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Zum Auftakt der Veranstaltung, zu der auch viele junge Menschen gekommen waren, sprach Prof. Dr. Volker Kronenberg, der an der Universität Bonn Politische Wissenschaft lehrt. In seinem Impulsvortrag illustrierte er die enge Zusammenarbeit von Politik, Bürgern und Unternehmen bei der Umsetzung der Energiewende. Bemerkenswert sei vor allem die langfristige Orientierung der Politik über viele Legislaturperioden hinweg. Die Bundesregierung habe sich ehrgeizige Ziele gesteckt: Bereits im Jahr 2020 soll der Anteil erneuerbarer Energien auf 45 Prozent ansteigen, 2050 sollen es gar 80 Prozent sein. In Anbetracht dessen warf Professor Kronenberg die Frage auf, ob die Energiewende ein langfristig planbares Projekt sei: „Wir haben es bei diesem Vorhaben mit unbekannten Variablen zu tun.“ Die Energiewende stehe dabei vor zwei großen Herausforderungen.

Zum einen müssten die vorhandenen Speicherkapazitäten für die erzeugten erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Diese könnten bereits im Jahr 2020 an ihre Grenzen stoßen. Andreas Brabeck, Leiter von Vertrieb und Regulierung der Energiepolitik bei RWE, erachtet diese Entwicklung als problematisch: „Wir werden niemals genug Speicher bauen können.“ Er argumentierte deshalb, dass Kohlekraftwerke auch weiterhin notwendig seien, um eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten. Zum anderen mahnte Professor Kronenberg, dass die aktuellen Transportkapazitäten in der Bundesrepublik bislang nicht ausreichen würden. Der Trassenausbau müsse darum weiter vorangetrieben werden, um erneuerbare Energien dauerhaft effektiv nutzen zu können. Kritische Worte äußerte er in diesem Kontext auch zum Thema Bürgerbeteiligung. Während Projektinitiatoren sich bereits früh darum bemühten, die betroffenen Anwohner in die Planung einzubeziehen, sei das entgegengebrachte Interesse oftmals gering. Der Widerstand wachse in vielen Fällen erst bei der Umsetzung des Projekts. Christian Baldauf MdL setzte sich dennoch dafür ein, den Dialog mit den Bürgern immer wieder zu suchen.

Ein gutes Beispiel dafür, dass die kommunale Umstellung auf erneuerbare Energien tatsächlich ein Erfolgskonzept darstellen kann, lieferte Klaus Lütkefedder. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wallmerod initiierte erst vor wenigen Jahren das Aktionsprogramm „Energie 2020“. Doch bereits heute gelingt es der Gemeinde, mehr Strom zu erzeugen als sie letztendlich verbraucht. Dies sei jedoch eine Ausnahme, wie Günter Schartz, Landrat des Kreises Trier-Saarburg, anmerkte: „Vielen Kommunen fehlen bislang noch die fachliche Kompetenz sowie die finanziellen Ressourcen, um große Energieprojekte umzusetzen.“ Es sei deshalb Aufgabe der Politik, hierfür die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.

Einen Ansatz, wie man das Problem der durch die erneuerbaren Energien entstandenen Unter- und Überdeckungsphasen kompensieren könnte, zeigte Ralf Tesch von Nutreon. Er warb für eine systematische Energiekostenoptimierung, v.a. in der Industrie. Dazu könne man ungenutzten Strom in Form von Wärme oder Kälte zwischenspeichern und ungenutzte Kapazitäten auslasten, um so überschüssige Energie abzunehmen und bei Stromknappheit den Bedarf zu verringern. Dadurch ließen sich bis zu 2TWh an Energie einsparen.

Angesichts dieser Herausforderungen bleibt die Frage, wie die Heimat der Menschen trotz Energiewende bewahrt werden kann. Moderator Philipp Lerch, Direktor der KommunalAkademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, verwies etwa auf geplante Windräder von bis zu 250 Metern Höhe, die für die Anwohner durchaus eine große Beeinträchtigung darstellen könnten. Christian Baldauf MdL forderte deshalb, die Energiewende „ökonomisch, ökologisch, aber auch sozial“ umzusetzen. Auch die Rolle von unseren Nachbarländern, insbesondere Frankreichs, darf nicht vernachlässigt werden. Zweifellos wird auch in Zukunft viel Arbeit nötig sein, um den Wechsel zu erneuerbaren Energien für alle Deutschen rentabel und angenehm zu gestalten.

Nathalie Bockelt

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