„Islamismus und islamistische Terrorismusgefahr“ war am 26.04.2021 die letzte Veranstaltung in der Reihe der Mittagsgespräche zum politischen Extremismus. Prof. Stefan Goertz, Professor für Sicherheitspolitik mit dem Schwerpunkt Extremismus und Terrorismusforschung an der Hochschule des Bundes, am Fachbereich Bundespolizei referierte zu dem Thema.
Dabei machte Goertz zunächst deutlich, dass momentan die mediale Berichterstattung zu dem Themenkomplex abgenommen habe, aus den nachvollziehbaren Gründen, dass Themen, wie die Corona-Pandemie und der Rechtsextremismus im Fokus stünden.
Er stellt die relevanten Zahlen zur Terrorismusforschung in seinen Büchern zusammen. Unter anderem verzeichnete er seit 2004 94 durchgeführte und verhinderte Anschläge mit 800 Toten und über 3777 Verletzten in Europa. Aktuell gebe es in Deutschland 1.070 deutsche Jihad Reisende und ca. 615 Gefährder in Deutschland. Er nannte einige der Fälle bei denen die Täter oder Täterinnen verurteilt wurden, darunter befanden sich die Fälle von Arid Uka und Safia S. Außerdem listete er 25 vereitelte Fälle auf, dabei handelt es sich um geplante Anschläge, die durch die Arbeit der Sicherheitsbehörden verhindert werden konnten. Stellvertretend kann hier die Vereitelung eines Anschlages durch einen polizeilichen Zugriff in Köln-Chorweiler genannt werden, bei dem 1000 toxische Dosen Rizin sichergestellt wurden, die verheerende Folgen gehabt hätten.
Die Szenarien, in denen islamistische Terroristen handeln zählte Goertz anhand von Beispielen der jüngsten Geschichte in Europa auf, so stehen Szenarien wie 9/11 für die Anschläge mit Flugzeugen, der 13.11.2015 zum Beispiel für Angriffe auf Fußballstadien und Nizza für das Szenario von Angriffen mit Fahrzeugen auf Menschen. Diese und weitere Szenarien sollten analysiert werden, um weitere Anschlagsszenarien in Zukunft besser vorhersehen zu können. Des Weiteren stellte Goertz noch die mögliche Zielauswahl dar, definierte die „Gefährder“ und stellte die extremistische Ideologie dar, die hinter dem Islamismus steht. Radikalisiert in Deutschland wird u.a. im sozialen Nahbereich, auch in Familien, im Internet oder in Box-Clubs.
Anschließend wurden Fragen zu den Möglichkeiten der Eindämmung der Gefahr und der aktuellen islamistischen Szene in großen Städten gestellt.