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Event Reports

"Beide Sommer"

by Markus Ruschke
Lesung

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Gemeinsam mit der Außenstelle Erfurt des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU), lud das Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) zu einer Lesung in der Kleinen Synagoge in Erfurt ein. Der eingeladene Autor war Utz Rachowski. Der Schriftsteller und Zeitzeuge las dabei Auszüge aus seinen beiden Werken „Beide Sommer“ (2011) und „Red‘ mir nicht von Minnigerode“ (2006).

Zu Beginn der gut besuchten Veranstaltung bedankte sich Rachowski bei allen Vorbereitern des Abends. Namentlich erwähnte er die BStU, die KAS und die Begegnungsstätte Kleine Synagoge Erfurt. Rachowski klärte die Gäste darüber auf, dass er lediglich nebenbei als Schriftsteller tätig sei. Hauptsächlich ist er als Berater der dezentralen Beratungsinitiative für den Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Sachsen tätig. Als ehemaliger Strafgefangener der DDR versucht er mit seinen Erfahrungen somit Bürgern in kleinen bis mittelgroßen Städten zu helfen.

Das erste von Rachowski in Auszügen vorgetragene Essay war „Beide Sommer“. Dieser schildert ein Familienwochenende im August 1961, kurz vor der Nachricht, dass in Berlin die Mauer gebaut wird. Im Mittelpunkt stehen die Tischgespräche der Verwandten, während denen deutlich wird in welchem spannungsgeladenen Verhältnis Familien zu der damaligen Zeit standen. Rachwoskis Vater war bei der Waffen-SS und fünf Jahre im Krieg. Im Anschluss begab er sich in amerikanische Gefangenschaft, aus der er nach über einem Jahr floh. Dieses Detail erfuhr Rachowski erst fünf Jahre nach dem Essay „Beide Sommer“ und verfasste mit dieser und anderen Informationen das zweite Essay, aus dem er an diesem Abend vorlas. In „Red‘ mir nicht von Minnigerode“ beschäftigte er sich mehr mit seinem Vater. So zitiert er in diesem Werk nicht nur den Brief, der seine Flucht aus der amerikanischen Gefangenschaft schildert, sondern auch Bibelstellen, die sein Vater in der Bibel rot markierte. Diese Markierungen verdeutlichten das Menschenbild seines Vaters, insbesondere den Antisemitismus.

Der Veranstaltungsort und die autobiographischen Essays schufen eine ganz eigene Atmosphäre. Das Publikum hörte Rachowski aufmerksam zu und bei einigen vorgetragenen Szenen konnte man ein zustimmendes Nicken oder „mh“ wahrnehmen. Der Autor trifft mit seinen Büchern vor allem den Nerv der Generationen, die in der DDR aufgewachsen sind und beschreibt seine Erfahrungen so gut, dass sich der Leser durchaus damit identifizieren kann.

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Maja Eib

Maja Eib bild

Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum Thüringen

maja.eib@kas.de +49 (0) 361 65491-0 +49 (0) 361 65491-11

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