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Notas de acontecimientos

Indien im Aufbruch

Das Land der Extreme

Bericht über ein Indien-Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung Freiburg

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"Indien im Aufbruch", so lautete der Titel eines Seminars im Kloster St. Trudpert in Münstertal. 21 Gäste waren der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung Freiburg gefolgt.

Clemens Jürgenmeyer führte fachkundig in die einzigartige 5000 jährige Kultur Geschichte und Kultur Indiens ein. Die Idee eines "Kulturraums" Indien habe sowohl die fragmentierten Fürstentümer der frühen Neuzeit als auch die britische Kolonialherrschaft als einigendes Band überdauert. Weitergegeben wurde die kulturelle Identität Indiens durch die eher kleine Gruppe der gebildeten "Brahmanen".

In Indien leben auf einer Fläche eines Drittels der USA viermal so viel Einwohner wie in den Vereinigten Staaten. Neben dieser extrem hohen Bevölkerungsdichte ist Indien zudem die größte agrarisch geprägte Gesellschaft der Welt. Neben der Verkehrssprache Englisch sind 20 weitere Sprachen offiziell anerkannt. Das Land verfügt über alle notwendigen Rohstoffe – mit Ausnahme Erdöls.

Trotz eines jährlichen Wirtschaftswachstums von 8 Prozent steht Indien seit Jahrzehnten unverändert Platz 10 auf der Liste der weltgrößten Industrienationen. Das Wirtschaftswachstum werde vom Bevölkerungswachstum egalisiert. Zwar werden jedes Jahr rund 150.000 Ingenieure in Indien ausgebildet, ihre Qualifikation sei aber nur selten der deutschen Ausbildung vergleichbar. Die hohen Beschäftigungs¬zahlen in der indischen IT-Industrie erklärte der Referent mit der Berücksichtigung sämtlicher Angestellter in diesem Bereich, bis hinunter zu einfachsten Dienstleistungen. Der vielfach gerühmte Gesamtumsatz der indischen Softwarebranche entspreche nur etwa dem des deutschen Computerkonzerns SAP.

Optimistischer sieht Jürgenmeyer die demokratische Stabilität Indiens: Die Demokratie sei ähnlich wie in Deutschland föderal aufgebaut. Die Abkoppelung der demokratische Entwicklung Indiens von der wirtschaftlichen Entwicklung verleihe der Demokratie Stabilität. Frauen würden durch eine Quote in politischen Positionen besonders berücksichtigt. Das Justiz- und Verwaltungswesen sei nach wie vor britisch geprägt. Europäische Klassifikations- und Ordnungsmuster zur Erklärung des Landes scheiterten jedoch oft an den indischen Eigenheiten. Positiv sah Jürgenmeyer auch die Wahlbeteiligung der „ungebildeten“ Inder, die häufiger zur Wahl gingen als Vertreter der gebildeten Mittelschicht. Jede Partei wird auf den Wahlzetteln durch ein Symbol vertreten, so dass auch Analphabeten wählen können. Indiens Erfolg und die Einheit des Landes beruhe auf der Tatsache, dass es bislang gelungen sei, die starken Extreme auszubalancieren.

Auf die Frage nach der Bedeutung des indischen Kastenwesens für die wirtschaftliche Entwicklung erläuterte Jürgenmeyer die Herkunft des Begriffs „Kaste“. Die Inder verwendeten diesen Begriff nicht in der im Westen geläufigen Form. Der Begriff der Kaste sei ein Versuch westlicher Beobachter, die indische Vielfalt in europäische Ordnungs- und Klassifikationsmuster einzuordnen.

Der zweite Referent, Arndt Michael, illustrierte seinen Vortrag mit zahlreichen Bildern. Er gab zunächst einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung Indiens und wies auf die hohe Bedeutung des öffentlichen Sektors, mit einem Anteil von rund 70 Prozent hin. Das hohe Wirtschaftswachstum sei unabdingbar, um die gewaltig angestiegene Bevölkerung Indiens überhaupt ernähren zu können.

Die indische Außenpolitik weise, wie Michael mit Zitaten des indischen Außenministers belegte, zuweilen eine chauvinistische und nationalistische Grundhaltung auf. Aus der Erfahrung der Kolonialzeit herrührende verletzte Nationalgefühle würden zu einem chauvinistisch geprägten Auftreten gegenüber Ländern wie Nepal und Sri Lanka führen.

Das Verhältnis zu Pakistan sei auch angesichts der Instabilität der Atommacht Pakistan unsicher. Zudem gebe es oberhalb der Ebene der Staatssekretäre so gut wie keine direkten politischen Kontakte zu Pakistan. Nur mithilfe regionaler Organisationen wie der „Südasiatischen Vereinigung für regionale Kooperation (SAARC)“ sei überhaupt eine Verständigung möglich. Das internationale Gewicht Indiens schlage sich insbesondere in geschickter diplomatischer Mehrheitsbeschaffung in multilateralen Organisationen nieder. So habe Indien gemeinsam mit China eine Einigung auf der Kopenhagener Klimaschutzkonferenz 2009 verhindert.

Michael wies auf das stark gestiegene diplomatische Bemühen der indischen Außenpolitik um die erdölreichen afrikanischen Staaten hin. Höhepunkt war das indisch-afrikanische Gipfeltreffen, das 2008 in Neu-Delhi stattgefunden hat und an dem 53 afrikanische Staatschefs beteiligt waren. Als besonderen "Coup" Indiens stellte er das indische Geschenk des "pan-afrikanischen E-Networks" an die afrikanischen Staaten vor. Die Regierung in Neu-Delhi habe allen Ländern Afrikas kostenlos einen indischen Satelliten zur Verfügung gestellt, um afrikanischen Ärzten, Hochschulen und Regierungschefs eine Echtzeit-Kommunikation mit indischen Kollegen zu ermöglichen.

Gunnar Henrich | Thomas Wolf

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