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Présentations & compte-rendus

Aus Geschichten lernen

Interkultureller Dialog in Saarbrücken

Schon immer sind Menschen nach Deutschland zugewandert – nicht erst seit der Flüchtlingskrise. Nicht immer haben sie Zuflucht gesucht, sondern vielleicht ihre Wurzeln, ein Abenteuer, fremde Kulturen oder eine Arbeit. Aber egal ob geflüchtete Menschen oder aus anderen Gründen Zugewanderte, sie alle können Geschichten erzählen und diesen Geschichten, traurige, lustige, nachdenkliche, hoffnungsvolle konnte das Publikum bei der gemeinsamen Veranstaltung des Bildungsforums Saarland der Konrad-Adenauer-Stiftung und Ramesch e.V. lauschen.

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Eine junge Frau im Podium, greift schüchtern nach dem Mikrofon. Ihre helle, lange Weste verdeckt fast ihren ganzen Körper, ihre braunen Haare hat sie zusammengebunden. Ihre Stimme zittert, als sie erzählt, warum sie ihre Heimat verlassen hat. Ihre Heimat, das war Syrien. Zalokha Hannan kam gemeinsam mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Töchtern vor zwei Jahren nach Deutschland. Sie weint; sie erzählt vom Krieg.

Giovanni Di Rosa ist schon lange in Deutschland. Ein Zufall hat den gebürtigen Italiener an die Saar gebracht. Eigentlich lebte er mit seiner Frau in Frankreich, erzählt der ältere Mann im Anzug mit fester, fröhlicher Stimme. Seinen Akzent hat er nicht verloren, er ist stolz darauf. „Ich wollte meinem Cousin in Roden nur tschüss sagen, wir wollten zurück nach Italien.“ Es hat ihm so gut gefallen, dass er blieb. Di Rosa ist schon lange angekommen im Saarland. Er ist der Präsident des Ausschusses für im Ausland lebende Italiener, Vertretung Saarland.

Interkultureller Dialog

Über 100 Gäste verschiedenster Kulturen füllten an diesem Donnerstagabend den Festsaal des Rathauses St. Johann in Saarbrücken. „Miteinander reden und nicht übereinander reden“ – so hatte Christoph Bors, Leiter des Bildungsforums Saarland der Konrad-Adenauer-Stiftung das Publikum begrüßt. Ein interkultureller Dialog sollte an diesem Abend entstehen und so berichteten die Podiumsteilnehmer von ihren Erfahrungen in Deutschland – die unterschiedlichsten Geschichten.

„Ich wollte mit 18 unbedingt nach Deutschland“, sagt eine elegant im hellen, gedeckt gehaltenen Kostüm gekleidete Frau. Ihre kurzen schwarzen Haare sind leicht ergraut. Sie lacht. „Die Ankunft war trist, ich konnte kein Wort Deutsch.“ Ryuko Woirgardt hat hart gekämpft, um nach Deutschland zu kommen. Nachdem sie kein Visum erhalten hatte, stiefelte die junge Frau in die deutsche Botschaft in ihrer damaligen Heimat Japan. Sie war offenbar so überzeugend, dass der Botschafter sich für sie einsetze. Sie erhielt eine Einladung ins Wirtschaftsministerium und auch dort überzeugte sie. Schließlich durfte sie 1959 nach Deutschland einreisen. Eine Pastorenfamilie nahm sie als Hausmädchen auf. „Ich lernte, wie man eine Toilette richtig benutzt und mit Messer und Gabel zu essen.“ Die neue Kultur faszinierte sie: „Hier durften die älteren Damen sogar rote Mützen tragen, das wäre in Japan damals unmöglich gewesen.“

Helfende Hände

Auch bei Şennur Ağirbaşli war es ein Geistlicher, der ihr das Einleben in Deutschland leichter machte. Ağirbaşli ist in Deutschland geboren, aber nicht aufgewachsen. Aufgewachsen ist sie in der Türkei. Dort studierte sie Jura. Doch ihre deutschen Wurzeln hat sie nie vergessen: „Die deutsche Sprache hat mich immer fasziniert.“ Mit Anfang dreißig kehrt sie zurück nach Deutschland. Sie will hier ihre Arbeit am europäischen Menschenrechtsschutz fortsetzen. Ein Pfarrer hilft ihr, sich zurecht zu finden. Er ebnet ihr den Weg zur Uni. Heute arbeitet sie dort.

„Der Kontakt nach Deutschland war einfach. Ich hatte meinen Doktorvater“, sagte Abderrahim Benzian. Seit 1975 lebt er in Deutschland. Er ist aus Algerien migriert. „Ich glaube für mich war es leichter, als für meine Frau, die aus der DDR kommt, ich hatte Arbeit, sie nicht.“ Heute arbeitet Benzian als Deutsch- und Französischlehrer.

So unterschiedlich die Geschichten auch sind, sie erzählen alle davon, wie die Fremde zur Heimat wird. Alle Podiumsteilnehmer wissen um ihre Wurzeln, zurück in ihr Heimatland wollen sie nicht mehr. Einige sagen, „Deutschland, das ist meine Heimat“, oder „Ich bin Europäer.“ Wenn sie etwas vermissen, dann das Meer oder die Wüste, vor allem aber Freunde und Familie. In Deutschland haben sie neue Freunde gefunden, aber Ankommen, das ist nicht einfach und ohne den eigenen Willen dazu und ohne die Unterstützung von Menschen, die helfen kann Integration nicht gelingen.

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