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Présentations & compte-rendus

Kultur muss nicht immer im Museum stattfinden

Kultursalon

Das saarländische Staatstheater ist ohne Zweifel ein Kulturort der Großregion SaarLorLux. Am Vormittag des ersten Adventsonntag bot dieser Ort die Kulisse für ein Podiumsgespräch über die Frage: „Wo ist Kultur in der Großregion am richtigen Platz?“. Es unterhielten sich vier Menschen aus drei Ländern. Ein Fazit: Kultur muss nicht immer im Museum stattfinden.

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Teilnehmer des Kultursalons (Bild: KAS-Saarbrücken)

Ein hohes offenes Foyer mit hölzernen Innenfassaden, vier Reihen rot gepolsterte Stühle ziehen sich durch den langen Raum. Ihnen gegenüber direkt unter den hohen Fenstern stehen zwei beige gepolsterte alte Sofa’s und ein Sessel. Von der Decke hängen große goldene Kronleuchter, an den Wänden Bilder, von Kindern gemalt. Es ist der erste Advent. Im Mittelfoyer des Saarländischen Staatstheaters herrscht reges Treiben. Viele Menschen sind gekommen, um an diesem Vormittag dem Gespräch über Kulturorte in der Großregion SaarLorLux zu lauschen.

Das Bildungszentrum Saarbrücken der Konrad-Adenauer-Stiftung hat dazu Andrea Jahn, die Direktorin der Stadtgalerie Saarbrücken, Peter Michael Lupp, zuständig für Regionalentwicklung und Planung im Regionalverband Saarbrücken, Paul Bertemes, Direktor der Agentur zur Kulturförderung mediArt sàrl in Luxemburg und Aude Poilraux, Assistance de direction Le Carreau in Forbach, eingeladen. Einig waren sich alle, dass die Kultur zu den Menschen kommen muss. Denn viele kämen sonst nicht mit ihr in Berührung, und das, obwohl Kultur eigentlich etwas Alltägliches sein kann, so Lupp. „Ich würde mir wünschen, die Kultur würde die drängenden Themen der Gesellschaft in die Kulturorte bringen.

Lupp erzählte von seinem 19-Jährigen Sohn, den er so für Kultur zu begeistern versucht, wie sie auch ihn begeistert. Dafür müsse er Brücken bauen. Sein Sohn liebe das Klettern. Darüber könne Lupp ihm interessante Architektur näher bringen, so dass er erkennen könne, wo er in seinem Leben bereits mit Kultur konfrontiert wird. „Wir als Kulturvermittler müssen mobil werden. Wir müssen die Leute zu versteckten Orten führen, Kunst muss nicht immer im Museum sattfinden“, sagte Paul Bertemes aus Luxemburg.

„Um Kulturorte zu schaffen“, sagte Lupp, „schauen wir, wo Orte sind, die eine Geschichte haben und dann schauen wir, was man aus der Gegenwart dazu setzen kann.“ Die Wintringer Kappelle ist eines seiner Projekte. Andrea Jahn, die Direktorin der Stadtgalerie Saarbrücken geht auf die „Kunst im Hochhaus“ ein. Im Ärztehaus in der neunten und zehnten Etage sei gemeinsam mit der Hochschule für bildende Künste ein besonderer Kulturort mit einzigartigem Blick über die Stadt entstanden. „Das war so noch nie da“, schwärmte Jahn. Dieser Kulturort biete eine Chance für junge Künstler aus der Region.

Aber nicht nur der besondere Ort sei wichtig, auch die Auswahl der Stücke bzw. die Themenauswahl mache einen Ort zu einem Kulturort der Großregion mit ihren verschiedenen Sprachen. „Wir haben von Anfang an auch das deutsche Publikum angesprochen“, sagte Aude Poilraux vom Carreau. So suchten sie zum Beispiel für ein deutsch-französisches Kinder- und Jugendfestival Stücke aus, die sowohl französische, als auch deutsche und zweisprachige Kinder schauen können und keiner langweilt sich. „Die Menschen beider Länder zusammenbringen, das macht uns besonders viel Spaß.“ Auch Paul Bertemes aus Luxemburg betonte, dass sie viel mit Belgiern und Saarländern zusammenarbeiten.

Keiner der vier möchte, dass Kultur eine Insel wird, von der große Teile der Bevölkerung gar nichts mehr mitbekommen. Deswegen arbeiteten sie mit Schulen und Sozialzentren zusammen. Sie versuchten über die Kinder auch wieder an die Erwachsenen heranzukommen. Das Staatstheater habe zwei Projekte, in denen Jugendliche in der Freizeit angesprochen werden - Tanz und Theater, sagte Ursula Thinnes, Chefdramaturgin des Staatstheater Saarbrücken, die das Grußwort an die Besucher gesprochen hatte und sich kurz der Gesprächsrunde anschloss. Die Theatergruppe habe eine Männer- und eine Migrantenquote. „Wir wollen nicht nur Mädchen aus gutem Hause“. Sie hätten den kleinen Schlüssel angesetzt und jetzt verselbstständige es sich und es mische sich heute ganz gut, so Thinnes. „So lange wir Kunst und Kultur aber nicht mit anderen Aspekten verbinden, wird sich ein Großteil der Menschen in der Großregion nicht dafür interessieren“, sagte Lupp. Er konkretisierte das am Beispiel Schule. Die Kunst müsse mit Fächern wie Sozialkunde, Ethik und Religion verbunden werden. Für ihn eine der drängendsten Fragen: „Wie können wir es schaffen, dass noch mehr Brücken gebaut werden, die die Kultur in den Alltag bringen, so dass Kultur so natürlich wird, wie das Auto in die Werkstatt zu bringen?“

Ein großes Problem, vor dem die Kulturvermittler stehen, sind die knappen Mittel. Vieles scheitere am Geld. Es gebe zwar Kulturorte, die von der EU gefördert werden, wie das Carreau in Forbach, aber das reiche nicht. So könnten nicht alle Menschen in der Großregion erreicht und lange nicht alle guten Ideen umgesetzt werden. Ein weiteres Problem sei die schwache Identifikation mit der Großregion. Viele Menschen Mitte, Ende Zwanzig verließen sie, und nur wenige sprächen die Sprache des Nachbarn. „Wenn wir verliebter wären in die Großregion, dann würden wir vielleicht auch mehr Sprachen sprechen“, warf dazu die Moderatorin der Gesprächsrunde, Ilka Desgranges, Leiterin der Regionalredaktion Mitte der Saarbrücker Zeitung, ein. Bertemes gab an dieser Stelle auch der Presse eine Mitschuld. Sie berichte nicht über die Großregion. „Man sieht sich eher national-staatlich als in der Großregion“, das sei auch im Feld der Kultur so, sagte er. Andrea Jahn verwies auf den Robert Schumann Preis als positives Beispiel für die grenzüberschreitende Kunst und Kultur. „Darauf dürfen wir uns aber nicht ausruhen“, erklärte sie weiter. Peter Michael Lupp sagte: „Ich finde manchmal muss man auch weggehen, um wieder zurück zu kommen.“ Das helfe der Identifikation mit der Großregion auch.

Für alle war klar, die Großregion werde für die kulturelle Arbeit immer wichtiger. Es wurde von Kunst und Kultur im Herzen Europas gesprochen. Moderatorin Desgranges schloss mit: „Die Großregion ist so interessant, dass man eigentlich nicht weggehen muss.“

Nelly Theobald, Saarbrücken

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